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Foto: Richard E. Aaron/Redferns/Getty Images

ABBA: Ein Song wie „Waterloo“ würde heute nicht mehr reichen

Streaming boomt. Doch die Musiker*innen haben nichts davon. Zu diesem Schluss kommt jetzt auch ABBA-Viertel Björn Ulvaeus, der neben drastischen Worten auch Ansätze zur Verbesserung findet.

von Björn Springorum

Die Popmusik hat Björn Ulvaeus viel zu verdanken. Als Komponist ist er an fast jedem ABBA-Song beteiligt, in den letzten Jahren setzte sich der Schwede vermehrt für die Rechte von Musiker*innen ein. In einem Artikel im Guardian erzählt er vom Eurovision Song Contest 1973, den ABBA eigentlich mit Hasta Mañana bestreiten sollten. Die Band entschied sich dagegen, wagte es, mit dem deutlich ungewöhnlicheren Waterloo anzutreten – und triumphierte.

Niemand will mehr Risiken eingehen

„Es war ein gewaltiges Risiko und es zahlte sich auf eine Weise aus, die wir uns niemals hätten vorstellen können“, legt er dar und betont: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich als Songwriter heute ein solches Risiko eingehen würde. Die Welt der Musik hat sich verändert.“ Was Ulvaeus damit kokret meint: Der Streaming-Boom hat die Industrie ebenso radikal verändert wie die Art und Weise, wie wir Musik hören. „Doch die Songwriter*innen stehen bei Streaming-Einkünften ganz unten in der Nahrungskette.“

Ulvaeus nennt das jetzige System „dysfunktional“ und beklagt, dass Künstler*innen in diesem Modell einfach keine Risiken mehr eingehen können. Die sind es aber natürlich, die die Popmusik spannend machen. „Es geht um fairen Lohn für gute Arbeit“, fährt er fort. „Vor ABBA waren Benny Andersson und ich fast zehn Jahre lang in Songwriting-Ausbildung, wo wir unsere Fähigkeiten verbesserten. Ohne Einkünfte kannst du dir das nicht leisten. Wenn du nicht genug mit deiner Musik verdienst, musst du dir einen anderen Job suchen, der dir natürlich die Zeit nimmt, das zu tun, was du tun willst.“

ABBA würden heute nicht funktionieren

Selbst ABBA, die fast 400 Millionen Platten verkauft haben, wären in einem solchen Modell lange nicht so erfolgreich. „Damals reichte ein Song wie Waterloo. Das ist heute nicht mehr der Fall.“ Sein Ansatz: „Wir sollten die Uhren zurückdrehen. […] Was im letzten Jahrzehnt passiert ist, hat unglaublich viel Potential für Songwriter*innen. 2021 könnte das Jahr des Songs werden. Wir müssen nur endlich anfangen, die Künstler*innen besser zu bezahlen.“ Dann, ist er sich sicher, würden wir eine ungeahnte Kreativität in der Musik erleben, die vom System bislang unterdrückt wird.

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