Sid McCray, maßgeblich mitverantwortlich für die frühe Punk-Ausrichtung der Washingtoner Fusion-Pioniere Bad Brains, verstarb bereits am Mittwoch, dem 9. September. Eine Todesursache ist derzeit nicht bekannt.
von Victoria Schaffrath
Hört hier in einen Live-Mitschnitt der Bad Brains von 1982 rein – zwar singt McCray schon nicht mehr, den Hardcore-Einfluss verdankt die Band jedoch ihm:
Am vergangenen Mittwoch, dem 9. September, verstarb Sidney McCray. Auch als SiDMac bekannt, singt er in den späten Siebzigern bei den Genre-Springern Bad Brains. Diese spielen zwischen 1977 und 1978 noch unter dem Namen Mind Power und verorten sich zunächst im Jazzrock- und Jazz-Fusion-Bereich, nennen unter anderem Stevie Wonder als Inspiration. McCray zeigt sich jedoch fasziniert von Bands wie den Ramones, den Dickies und den Sex Pistols und eröffnet der Gruppe somit eine völlig neue Klangwelt.
Die übrigen Mitglieder Dr. Know, Darryl Jenifer, Earl Hudson und dessen Bruder Paul beißen an, und besonders Paul, der wenig später als „H.R.“ den Gesang übernehmen soll, begeistert sich für den härteren Sound, den die Gruppe allerdings mit ihren Jazz-Wurzeln und Reggae-Einflüssen kombiniert. Nicht nur diese Genre-Mischung sticht heraus; die Brains machen sich auch dadurch einen Namen, dass sich die Schwarzen Musiker im überwiegend Weißen Punkrock behaupten. Mit ihren lauten Konzerten erspielen sie sich in ihrer Heimatstadt Washington teils ein Auftrittsverbot.
McCray: Selbstloser Musik-Rebell
McCray gibt noch vor den ersten Erfolgen das Mikrofon an „H.R.“ ab, den er klar als den besseren Sänger einstuft: „Ich sang eine Weile mit der Gruppe, zog mich dann aber zurück“, erzählt er in der inoffiziellen Biografie seines Nachfolgers Hudson. „Es gab kein Kräftemessen oder ähnliches; ich fand einfach, er sei der bessere Sänger, der bessere Darsteller.“ Dennoch hält er Kontakt zur Kapelle, tritt so 2017 im Rahmen einer Ausstellung zum ersten Mal seit 39 Jahren mit seinen Kollegen auf.
Eine Todesursache gaben McCrays Hinterbliebene nicht bekannt. Auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichte die Band einen Beitrag mit Link zu einer Spendenaktion, die die Beisetzung des Punk-Pioniers finanzieren soll und ihr Ziel bereits überschritten hat. McCray hinterlässt sieben Kinder.