Rough And Rowdy Ways ist das 50. Top-40-Release in Dylans Karriere. Nicht nur in Deutschland sorgte er mit dieser neuen Platte für eine Premiere. Wer hätte gedacht, dass His Bobness hinten raus noch mal so aufdreht?
von Michael Döringer
Endlich Nummer 1
Im Herbst seiner Karriere läuft es für Bob Dylan kreativ und kommerziell so richtig rund. Nach der überraschenden Ehrung mit dem Nobelpreis für Literatur genießt die Folk-Ikone tatsächlich auch noch mal unverhofften Erfolg in den Charts. Vor kurzem gelang ihm die erste historische Premiere: Murder Most Foul, die erste Single seines aktuellen Albums Rough And Rowdy Ways, bescherte Dylan zum allerersten Mal in seiner gesamten Karriere die Spitzenposition in den Single-Charts – und das mit einem 17-minütigen Opus, das die meisten Radiosender an die Grenzen der Planbarkeit bringen dürfte.
Man muss gar kein großer Fan von Bob Dylans Musik sein, um sich darüber zu freuen, dass ein Künstler wie er heute immer noch eine Rolle spielen kann – auch hierzulande. Mit Rough And Rowdy Ways übernimmt der US-Musiker tatsächlich zum ersten Mal den ersten Platz der deutschen Albumcharts – wer hätte damit noch gerechnet? Doch es gibt noch monumentalere Verhältnisse, wie man einer aktuellen Meldung bei Billboard entnehmen kann.
57 Jahre Chartgeschichte
Der grantige Troubadour hat mit seinem neuesten Werk tatsächlich einen beeindruckenden neuen Chart-Rekord in seiner Heimat aufgestellt: Rough And Rowdy Ways ist mit Platz 2 in der Billboard-200-Hitliste nicht nur sein höchstplatziertes Album seit über zehn Jahren. Dylan ist jetzt der einzige Act überhaupt, der seit den 1960er-Jahren in jedem Jahrzehnt mindestens ein Top-40-Album vorweisen kann. Zum ersten Mal tauchte der Singer-Songwriter vor 57 Jahren in den Billboard-Charts auf, als The Freewheelin’ Bob Dylan (1963) es bis auf Platz 22 schaffte. Das kann man wohl eine beständige Karriere nennen.
Auch die weitere Statistik dieses Mannes ist bemerkenswert: Insgesamt ist Rough And Rowdy Ways Dylans 23. Top-10-Platte, und sein 50. Top-40-Release. Sein letztes Nummer-eins-Album war Together Trough Life aus dem Jahr 2009. Auch wenn es Rough in den USA nicht ganz nach oben geschafft hat, ist das Album ein eindrucksvoller Erfolg. Zumal in diesen Zeiten, in denen sich eigentlich nur Hip-Hop- und R&B-Künstler*innen an der Spitze der Charts die Klinke in die Hand geben, in allen Ländern der Welt. Ganz abgesehen von all den Zahlen und Fakten: Der große Triumph liegt natürlich in der Musik selbst, mit dem Dylan auch würdig abtreten könnte. Doch es scheint überhaupt nicht so, als stünde der Meister kurz davor, für immer zu verstummen.