Es ist erst wenige Wochen her, dass Bob Dylan mit „Murder Most Foul“ völlig überraschend ein Song-Epos veröffentlichte, das nicht nur Dylans Fangemeinde verblüfft und begeistert zurück ließ. Nun legt Dylan nach: Ganz ohne Ankündigung veröffentlichte der 78-Jährige das Stück I Contain Multitudes.
von Markus Brandstetter
„I sing the songs of experience like William Blake“
Überlange wie auf dem knapp siebzehnminütigen Murder Most Foul gibt es auf I Contain Multitudes zwar keine. Dafür spart Dylan auch diesmal nicht mit kulturellen Querverweisen, Anspielungen und Zitaten. „I sing songs of experience like William Blake“, beruft er sich auf den britischen Poeten – und auch Edgar Allen Poe, die Rolling Stones, Beethoven und Chopin werden genannt. Mit Anne Frank und Indiana Jones vergleicht er sich sogar selbst – und zwar im selben Satz.
Titel von Walt Whitman geborgt
Auch der Titel ist, bei Dylan nicht unüblich, eine literarische Referenz: Den Satz übernahm er aus dem Gedicht Song of Myself des US-amerikanischen Dichters Walt Whitman. „Do I contradict myself? / Very well then I contradict myself / (I am large, I contain multitudes.)“, heißt es in Whitmans Gedicht.
Kommt bald ein neues Album?
Nun stellt sich natürlich die Frage: Veröffentlicht Dylan ein neues Studioalbum? Es wäre sein erstes seit dem 2017 erschienenen Triplicate, auf dem er sich Klassikern des American Songbook annahm – und das erste mit eigenen Stücken seit Tempest aus dem Jahr 2012.
Ob auch I Contain Multitudes für soviel Furore sorgt wie Murder Most Foul, bleibt zu abzuwarten – mit dem Stück, das einen Bogen von der Ermordung John F. Kennedys zum aktuellen Zustand der USA spannt, konnte Dylan erstmals eine Nummer eins mit einem Stück unter seinem eigenen Namen in den Billboard Charts feiern.