Carol Kaye ist eine der größten Bassistinnen aller Zeiten. Sie spielte als Studiomusikerin (auch als Gitarristin) auf unzähligen Platten der Beach Boys und etlicher anderer bekannter Acts. Eine Aufnahme in die Rock'n'Roll Hall of Fame lehnt die 90-Jährige jedoch ab, wie sie nun erklärte.
Carol Kaye: Sie ist keine Wreckerin
Der Grund hierfür ist eine Bezeichnung, die Carol Kaye offenbar sehr stört. Sie wird nämlich gemeinhin der sogenannten Wrecking Crew zugerechnet. Darunter versteht man eine Gruppe von Studiomusiker:innen in den 1960er-Jahren, die in Los Angeles auf zahlreichen Hits mitwirkten.
Kaye selbst empfindet die Bezeichnung „Wrecking Crew“ als herabwürdigend: „Ich war nie eine 'Wrecker'. Das ist ein schrecklich beleidigender Name“, schrieb die 90-Jährige auf Facebook. Ihre Entscheidung sei endgültig: „Nein, ich werde nicht dabei sein.“
Der Ursprung des Namens Wrecking Crew
Carol Kaye, die unter anderem für die Beach Boys, Frank Sinatra, Ray Charles, Simon & Garfunkel oder Barbra Streisand spielte, kritisiert besonders, dass der Begriff Wrecking Crew – populär geworden durch eine gleichnamige Doku von 2008 – auf einen Mythos reduziere, was in Wirklichkeit kollektive Höchstleistung vieler unbekannter Musiker:innen war. Die Bezeichnung gehe auf Drummer Hal Blaine zurück, der sie laut Kaye „für seine eigene Berühmtheit“ erfunden habe.
Bereits im April, als ihre Aufnahme angekündigt wurde, hatte sie ihre Skepsis angedeutet: „Unser Name war Studio-Musiker – und nichts anderes.“ Nun machte sie deutlich, dass sie sich nicht als Einzelperson ehren lassen wolle, sondern stets als Teil eines Teams verstanden habe: „Du bist immer Teil eines Teams, kein Solo-Künstler.“
Carol Kaye: „Ich lehne es ab…“
Carol Kaye geht es dabei aber nicht nur um die Begrifflichkeit an sich, sondern um das gesamte Bild, das durch den Begriff „Wrecking Crew“ transportiert wird – ein Bild, das der Vielschichtigkeit und Professionalität der damaligen Studiomusiker nicht gerecht werde. Sie verweist auf die 350 bis 400 aktiven Musiker:innen, die in den 60ern regelmäßig in Hollywood-Studio-Sessions tätig waren – organisiert über die Musikergewerkschaft AFM Local 47.
Obwohl sie aus gesundheitlichen Gründen ohnehin nicht an der Zeremonie in Cleveland teilnehmen wollte, sei der Hauptgrund ihrer Absage ideeller Natur: „Ich lehne es ab, Teil eines Prozesses zu sein, der nicht widerspiegelt, woran ich glaube.“