Featured Image
Foto: Alexandre Loureiro/Getty Images

Doro im Autokino und ein Postbote, der auf KISS macht: Das Corona-Update

Einerseits gibt es für die Live-Branche weiterhin bittere Prognosen, andererseits aber auch gute Nachrichten: Musikfans wollen zurück auf die Festival-Gelände dieser Welt. Bis dahin freuen wir uns über Autokino-Konzerte, zum Beispiel mit Doro, und digitale Event-Angebote mit Slipknot, Coldplay und Glastonbury-Gästen. Außerdem im Corona-Update: ein britischer Postbote mit Humor und ein alter Journey-Hit in neuem Gewand.

von Victoria Schaffrath

Es dürstet die Menschheit nach Konzerten und Live-Musik, wissen wir nun auch offiziell. Rund 110.000 Musikfans aus ganz Europa und Großbritannien nahmen jüngst an einer Umfrage der Buchungsplattform Festicket teil, die eigentlich Festivalbesuche mit Rundumversorgung anbietet. Ganze 82 Prozent der Befragten sehen sich demnach motiviert, binnen einem bis sechs Monaten nach Lockerung der Veranstaltungsverbote den ersten Musikevents beizuwohnen. Und wohin zieht es wohl die hungrigen Scharen? Richtig, ins Freie. Festivals wurden im Rahmen der Erhebung als beliebtestes mögliches Ziel ermittelt.

Düstere Prognosen für 2020

Währenddessen bleiben die Aussicht für die Branche düster. Nachdem buchstäblich alle Veranstaltungen aus den Sommerkalendern gestrichen werden mussten, glauben nun laut der New York Times nur noch wenige amerikanische Veranstalter an eine Lockerung der Verbote vor dem Herbst. „Ich glaube, 2020 ist erledigt“, stellt eine Theaterintendantin aus Chicago nüchtern fest; ein Kollege aus Denver führt aus: „Wir haben das mit ‚Social Distancing‘ durchgerechnet, geschäftlich ergibt das keinen Sinn.“ Interessanterweise bestätigt ein Großteil der durch Festicket Befragten diese Einschätzung: Mit einem Ticketkauf für 2021 fühle man sich ausschließlich mit einer umfassenden Rückgabe-Strategie wohl.

Ein Glück, dass Musiktreibende weiterhin auf Hochtouren Alternativen organisieren: So zählen Stone Sour, Trivium, Megadeth und Bush zu den Acts, deren Mitglieder beim  Slay-At-Home-Livestream mitwirken. Das virtuelle Metal-Konzert findet dieses Wochenende kostenlos auf dem YouTube-Kanal von Metal Injection statt und wird durch Auftritte von Comedy-Stars und anderen Entertainment-Figuren ergänzt. Achtung: Wer das eigene Wohnzimmer zum Moshpit erklären möchte, sollte zunächst den Sofatisch beiseiteschieben.

Virtuelle Festivals mit Slipknot, Bush und Megadeth

Auf den Metal-Geschmack gekommen? Dann geht es gleich mit Slipknot weiter. In einer Zeit, in der Festival-Besuche noch zum guten Ton gehörten, spielte die maskierte Kombo nämlich auf dem Graspop Festival in Belgien. Diesen Auftritt stellt die Band nun im Rahmen des digitalen Knotfest zur Verfügung, das sie in Ermangelung einer tatsächlich Tour konzipierte. Underoath und Code Orange, die außerdem auf dem Dienstplan standen, steuern ebenfalls Aufzeichnungen bei. Zu sehen gibt es den Metal-Zirkus heute um Mitternacht auf knotfest.com.

Apropos Online-Festival: Der Sommer 2020 hätte im Zeichen von Glastonbury gestanden. Bereits zum 50. Mal sollte das Traditions-Event auf der englischen Worthy Farm stattfinden, doch dann kam der Lockdown. Auftritte der Headliner Paul McCartney, Kendrick Lamar und Taylor Swift fallen somit ins Wasser. Aber es gibt eben auch ein 50 Jahre starkes Archiv, das die Veranstalter nun nach und nach zugänglich machen möchten. Dazu gibt es von der BBC gleich einen eigenen Pop-Up-Kanal, der am „Glasto weekend“ vom 25. bis 29. Juni rund um die Uhr Glanzstunden der Festivalkultur ausstrahlen soll, darunter Shows von Adele, David Bowie, Beyoncé und Coldplay.

https://twitter.com/glastonbury/status/1265356936914046977?s=20

Doro-Show und Journey-Update

Allerdings gibt es mittlerweile auch das ein oder andere Konzert, auf das man sich wieder freuen darf. Doro Pesch kündigte jüngst an, am 13. Juni ein Autokino-Konzert in Worms mit ihrer Stimme zu beglücken. Im Rahmen des Regenbogen 2 Rocksommer kommt die „Queen of Metal“ in die CARantena Arena. Auch der Event-Gigant Live Nation setzt vermehrt auf die Drive-In-Konzerte: „Unser Ziel ist es, Fans uns Künstler*innen durch diese unvergesslichen Momente zu vereinen, und wir haben auf der ganzen Welt Teams, die Möglichkeiten untersuchen, das umzusetzen“ sagte man kürzlich dem Rolling Stone. Erste Autokino-Gigs in Dänemark verliefen vielversprechend.

https://www.facebook.com/DoroPeschOfficial/posts/3036229236453233:0

Also, alles neu machte der Mai. Das praktizieren auch Journey und enthüllten just ihr neuestes Line-up: Gründer Neal Schon, Sänger Arnel Pineda und Keyboarder Jonathan Cain dürfen sich in Zukunft über die Gesellschaft von Schlagzeuger Narada Michael Walden und Keyboarder/Sänger Jason Derlatka freuen; außerdem kehrt Randy Jackson an den Bass zurück. Zur Feier des Tages gab es eine lebensbejahende Lockdown-Version von Don’t Stop Believin.

Wenn der Postmann im Make-up klingelt

Den Vogel schießt gerade jedoch ein Postbote auf der britischen Isle of Sheppey ab. Für seine Arbeitsschichten schmeißt sich Gary Underdown derzeit in volles KISS-Make-up und liefert als Gene-Simmons-Klon Pakete und Briefe aus. Der bekennende „Superfan“ schafft es damit sogar in den Dunstkreis der Gruppe selbst; auf der Social-Media-Plattform Twitter teilten sie sein Bild mit dankenden Worten. „The Demon“ selbst kommentierte ein schlichtes „Wow“.

https://twitter.com/genesimmons/status/1259587264029487104?s=20