I am no mother, I am no bride – I am king: In ihrem völlig überraschend veröffentlichten neuen Song King schaffen Florence + The Machine das klassische Geschlechtermodell ab. Und legen mit dem wunderbar wogenden Stück gleich eine Proklamation für den Indie-Sommer vor.
von Björn Springorum
Aus dem Nichts melden sich Florence + The Machine mit einem brandneuen Song zurück. Und mit was für einem: King ist nicht nur ein typisch dramatisch wallendes, melancholisches Stück Musik, wie es nur Florence Welch und ihre Band schreiben können; der Song ist zugleich ein Fanal, vertonte Aufbruchstimmung und unmissverständliches Statement. Mit ihren Betrachtungen von Weiblichkeit, Familie und davon, was es überhaupt bedeutet, eine Frau zu sein, untergräbt sie das klassische Geschlechtermodell und lässt diesen Song zu ihrem ganz persönlichen Manifest zur Überwindung geschlechtsspezifischer Normen werden.
Dafür sorgt allein die zentrale Zeile des Stückes: I am no mother, I am no bride – I am king singt Welch und macht damit gleich klar, was Sache ist. Sie ist nicht nur da, um Kinder zu kriegen oder eine hübsche Ehefrau abzugeben. Damit liefert sie einerseits ein starkes Statement. Und legt sogleich ein Problem dar, das man als Frau Mitte 30 in einer weltweit tourenden Band hat: Während Männer einfach weitermachen und, wenn es gut läuft, immer höher auf der Karriereleiter klettern, sorgt schlicht die Biologie dafür, dass man sich als tourende Musikerin früher oder später mit gewissen Fragen konfrontiert sieht.
„Meine männlichen Kollegen haben es da leichter“
„Ehrlich gesagt habe ich als Künstlerin früher nie großartig über Geschlechterfragen nachgedacht“, kommentiert die Sängerin. „Ich habe stattdessen einfach weitergemacht. Ich war schließlich genauso gut wie die Männer, also habe ich mich da draußen hingestellt und jedes Mal genau wie sie abgeliefert. Doch wenn ich jetzt darüber nachdenke, dass ich eine Frau in meinen Dreißigern bin, und über das, was danach kommt… dann ist da plötzlich so eine neue Zerrissenheit, was meine Identität und meine Wünsche angeht. Ich sehe, dass es für mich wohl nicht so einfach sein dürfte, weiterhin Auftritte zu spielen und zugleich eine Familie zu haben. Meine männlichen Kollegen haben es da leichter. Früher war mein Selbstbild immer nur aus männlichen Vorbildern gespeist, und nun gab es zum ersten Mal diesen Riss zwischen mir und meinen Idolen – weil ich Entscheidungen treffen muss, die sie nie treffen mussten.“
Ob King der erste Vorbote eines kommenden Albums ist? Gut möglich, High As Hope erschien schließlich bereits 2018 und auf der Homepage wurde das Video zum neuen Song als erste von insgesamt 15 Spielkarten aufgedeckt. Machen wir uns bereit.
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