Das passt ja wie angegossen zum heutigen Diversity Day: Herbert Grönemeyer hat seine Coverversion des Gang-Of-Four-Songs I Love A Man In A Uniform veröffentlicht. So hat man den Künstler nun wirklich noch nicht gehört!
von Björn Springorum
Im Februar 2020 verstarb Andy Gill mit nur 64 Jahren. Ein gutes Jahr später, am 4. Juni 2021, erscheint das große Tribut-Album The Problem of Leisure: A Celebration Of Andy Gill And Gang Of Four, ein letzter Salut für einen der wichtigsten Musiker der englischen Post-Punk-Kultur. Viele internationale Acts und Künstler*innen erweisen Gills darauf die Ehre, darunter Helmet, Gary Numan, Killing Joke, Serj Tankian oder Warpaint. Ein Gast auf dem Cover-Album sorgt schon jetzt für Aufsehen: Herbert Grönemeyer.
Richtig gelesen: Der deutsche Liedermacher-Titan nimmt sich I Love A Man In A Uniform vor, einem augenzwinkernden, einst von der BBC ausgeschlossenen Song vom dritten Gang-Of-Four-Album Songs Of The Free. Das Ergebnis klingt sensationell elektronisch, trocken und anders als so ziemlich alles, was man von Grönemeyer gewöhnt ist:
Enge Freundschaft in London
Ungewöhnlich ist diese Würdigung nur auf den ersten Blick: Herbert Grönemeyer und Andy Gill lernten sich über ihren Freund Anton Corbijn kennen, als Grönemeyer in den späten Neunzigern nach London gezogen war. Die beiden wurden enge Freunde, die bisweilen auch miteinander kooperierten: Schon 2025 war Grönemeyer in einem Song von Gang of Four zu hören – im trippigen Staubkorn: The Dying Rays. Jetzt hat sich Deutschlands erfolgreichster Musiker mithilfe seines Produzenten Alex Silva in die Reihe der Grabredner eingereiht, die das Leben und das Werk Andy Gills auf ganz eigene Weise ehren – mit einem Titel, der natürlich herrlich passend zum heutigen Diversity Day ist. Grönemeyer eben – auch mit 65 am Puls der Zeit.
Er selbst sagt zu I Love A Man In An Uniform: „Wie schreibt man über einen Freund, der sich mit seiner stoischen, warmblütigen Art in deinem Herzen verankert hat, und der dann so plötzlich aus dem Leben gegangen wird? Andy Gill kochte so gut wie er Gitarre spielte, er trank gerne gut wie er dickköpfig und schnörkellos produzierte und wie er seinen trockenen Humor schliff. […] I Love A Man In A Uniform haben wir als Song ausgewählt, weil es in seiner Songstruktur meiner Art zu schreiben ähnlich ist. Gleichzeitig war es der Reiz und Versuch, Andys Gitarrenspiel analog auf den Synthesizer zu übertragen und zu zeigen, wie perfekt und zeitlos seine Arpeggios auch im Elektrostil heute funktionieren. Andy klingt sehr tief nach, und bei diesem Album dabei zu sein, ist ein großes Geschenk und in seinem Sinne auch eine große Freude. Er fehlt sehr!“
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