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Foto: Samir Hussein/WireImage/Getty Images

Kirk Hammett über die MP3-Revolution: „Dieser Trend war größer als wir alle zusammen“.

In einem Podcast kommentiert der Gitarrist den Kampf seiner Band gegen illegale Musikplattformen und gibt ein Statement ab zum Thema Hip-Hop in der Rock & Roll Hall of Fame.

 von Michael Döringer

Metallica vs. die Digitalisierung

Auch Metallica konnten die Digitalisierung der Musikindustrie nicht aufhalten. Wollten sie das eigentlich? Nein, sie  verlangten lediglich Gerechtigkeit. Die Band war federführend im Kampf gegen das neu aufgekommene Filesharing zu Beginn der 2000er-Jahre. Die Metal-Legenden prozessierten langwierig gegen Napster, die damals größte illegale MP3-Plattform. Freunde haben sie sich damit in der Öffentlichkeit nicht gemacht, denn es entstand der Eindruck, die Band wolle ihre eigenen Fans verklagen. Kirk Hammett blickte nun mit dem nötigen Abstand auf die damalige Situation zurück und stellt fest: Der Aktionismus habe nichts bewirkt und den Ausgang der Krise der Plattenfirmen nicht ändern können. Der Gitarrist war vor knapp einer Woche Gast beim „Let There Be Talk“-Podcast und sagte dort folgendes:

„Es ist passiert und wir konnten es nicht aufhalten. Denn dieser Trend war größer als wir alle zusammen, er hat die komplette Musikindustrie versenkt. Es gab keine Möglichkeit, das aufzuhalten. Auf einmal gab es eine bequemere Möglichkeit, an Musik zu kommen, aber es war nicht so bequem, dafür zu zahlen – so sieht’s aus!“

Metallica verklagte ihre eigenen Fans

Der Aufstieg von Napster und MP3-Sharing begann 1999. Dort wurden schon bald Songs in CD-Qualität geteilt, worauf die Plattenindustrie viel zu spät reagierte. Als Metallicas Single I Disappear zu einem der meistgeteilten Titel auf Napster wurde, war für die Band Schluss: Man ging gerichtlich gegen die Plattform vor – und auch gegen einzelne User*innen, die den Song geteilt hatten. Metallica wirkten daraufhin wie gierige Rockstars, obwohl sie lediglich die primäre Einkommensquelle von Musiker*innen verteidigen wollten. Dass man sich bei der Aktion nicht mit Ruhm bekleckerte, gab schon Lars Ulrich vor ein paar Jahren in einem Rolling-Stone-Interview zu. Man habe einfach unterschätzt, wie wichtig den Fans die neue Freiheit war, die ihnen Napster gab. Man hätte anders und besonnener reagieren müssen. Und dennoch sah man sich getäuscht: „Es war ein brillanter Move der Gegenseite. Eigentlich war das eine Sache zwischen Napster und uns. Doch Napster ließ es so aussehen, als wäre es ein Fall von wir gegen die Fans. Aber darum ging es nicht.“

Aufrege-Thema Rock & Roll Hall of Fame

Im Podcast mit Kirk Hammett kam man auch noch mal auf ein anderes Aufreger-Thema der letzten Wochen zu sprechen: die aktuelle Klasse der Rock & Roll Hall of Fame. Nominierte Rockgrößen wie Motörhead, Soundgarden und Judas Priest hatten das Nachsehen gegen Whitney Houston oder Rap-Legende The Notorious B.I.G. Kirk Hammett äußerte im Interview Verständnis für die Wahl und sieht in solchen Entscheidungen einen Generationenkonflikt:

„Ich denke wirklich, dass es eine Generationssache sein könnte. Vielleicht verstehen es einige der älteren Leute einfach nicht. Sie sehen nicht, welchen Einfluss, welche Auswirkungen und welche Inspiration von bestimmten Bands ausgeht. Sie hören es nicht, denn vielleicht sind sie Teil einer anderen Generation und ihnen wurde beigebracht, dass auf diese Art gesungene Vocals schlecht sind“.

Musik als Generationenthema?

Ein gewisses Alter schließt laut Hammett also oft aus, dass man zu bestimmter Musik Bezug findet. Heißt ergo: Alte Leute können mit Hip-Hop nichts anfangen. Nun ja – das wäre keine neue Erkenntnis, und alt muss man dazu auch nicht unbedingt sein. Die Frage ist doch, ob man die ganze Veranstaltung noch unter dem Banner „Rock & Roll“ abhalten muss, wenn diese Phrase mittlerweile ausgehöhlt ist. Hammett zeigt sich jedenfalls idealistisch: Er hofft, dass gute Musik keine Frage des Alters ist und Generationen überwinden kann. Dem können wir nur beipflichten.