Courtney Love, Kurt Cobain, Suzi Gardner, Eddie Vedder… Mariah Carey? Zugegeben: Frau Carey in diese Reihe der Sänger*innen zu setzen ist schon etwas gewagt – schließlich ist die Diva mit dem großen Stimmumfang mit Schmachtballaden und Vokalpirhouetten bekannt geworden und nun wirklich nicht mit Alternative/Grunge. Wie nun aber bekannt wurde, arbeitete Carey in den 1990er-Jahren tatsächlich an einem solchem Album.
von Markus Brandstetter
Rock „nur so zum Spaß“
Wie Mariah Carey in ihrer Autobiographie The Meaning Of Mariah Carey beschreibt, arbeitete sie 1995 an einem Album, das mit ihrem Pop-Sound so gar nichts zu tun hatte. Die Arbeiten an ihrem Alternative-Opus fanden parallel zu ihrem Album Daydream statt. So ganz ernst gewesen sei ihr die Karriere in der Rockmusik nicht gewesen. Es sei „nur so zum Spaß“ passiert, zitiert sie das Musikmagazin Stereogum. Jedoch habe sie die Arbeit „durch einige dunkle Tage gebracht“.
„Ich zeigte meine kleinen Alt-Rock-Songs meiner Band und summte ein albernes Gitarrenriff. Sie stiegen drauf ein und wir fingen sofort an, es aufzunehmen. Es war respektlos, rau und dringlich – und die Band hat sich ganz darauf eingelassen“, beschreibt Carey den Prozess. Sie habe die Songs mehr und mehr geliebt und sich ganz auf ihre neue Rolle eingelassen.
„Luftiger Grunge und Punk light“
Carey weiter: „Ich spielte mit dem Stil der damals beliebten weißen Sängerinnen mit luftigem Grunge und Punk light. Sie wissen schon, eben diejenigen, die so unbekümmert mit ihren Gefühlen und ihrem Image umzugehen schienen. Sie konnten wütend, verärgert und unordentlich sein, mit alten Schuhen, zerknitterten Slips und widerspenstigen Augenbrauen, während jeder Film, den ich machte, so kalkuliert und gestylt war. Ich wollte mich befreien, loslassen und mein Elend ausdrücken - aber ich wollte auch lachen. Ich freute mich total darauf, jeden Abend nach Daydream meine Alter-Ego-Band-Sessions zu machen“.
Carey schrieb für Band Chick
Fun fact: I did an alternative album while I was making Daydream 👀 Just for laughs, but it got me through some dark days. Here's a little of what I wrote about it in #TheMeaningOfMariahCarey 🤟 S/O to my friend Clarissa who performs the lead w/ me as a hidden layer #Chick #TMOMC pic.twitter.com/Re23t5whcd
— Mariah Carey (@MariahCarey) September 27, 2020
Veröffentlicht wurde das Album zwar nie. Das heißt aber nicht, dass Careys Connection zur Rockmusik undokumentiert ist: Auf Twitter veröffentlichte Carey ein Soundschnippsel, das ihre Verbindung zur Rockwelt zeigt. Allerdings hört man hier Carey laut eigenen Worten nur im Hintergrund, die Lead Vocals übernahm ihre Freundin Clarissa Dane, ihre damalige Mitbewohnerin. Der Clip weist außerdem auf die Gruppe Chick hin – deren Leadsängerin Dane war. Diese Band veröffentlichte 1995 – zur selben Zeit wie Carey mit Daydream – ein Album namens Someone’s Ugly Daughter. Wie sich Pitchfork auf einen Sprecher Careys beruft, war Carey in das Projekt als Songschreiberin, Produzentin, Backgroundsängerin, Videoproduzentin und sogar als Art Director für die Verpackung verantwortlich.