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Foto: Screenshot von Youtube

Metallica: Konzertmitschnitt von der „Black Album“-Tour 1991 veröffentlicht

Sie hauen noch einen raus: Zum sechsten „Metallica Monday“ zieht die Band erneut einen Mitschnitt eines kompletten Konzertes aus dem Archiv. Diesmal geht’s ins Jahr 1991 zum Start der großangelegten Black Album-Tour. Viel Spaß beim Lautmachen im Lockdown."

von Christof Leim

Hier gehts zum Konzert:

Da haben unsere Helden noch einiges vor sich: Am 1. November 1991 spielen Metallica in Muskegon, Michigan die dritte Show der schier endlosen Tour zum megaerfolgreichen Black Album. Eingespielt sind sie immerhin dank ein paar Dates im Rahmen der europäischen Monsters-Of-Rock-Festivals im Sommer. Bei deren Billing bekommen einige von uns heute noch feuchte Augen: AC/DC, Metallica, Mötley Crüe, Queensrÿche, The Black Crowes. Hach. Hier spielen Hetfield, Ulrich, Hammett und Newsted auch zum letzten Mal in einer Nicht-Headliner-Position. Die Sause endet mit einem Giganto-Konzert auf dem Tushino-Airfield in Moskau vor einer mindestens sechsstelligen Zuschauerzahl.

Ein Bandfoto aus der "Black Album"-Ära - Foto: Promo

Die eigene Konzertreise unter dem Banner Wherever We May Roam startet am 29. Oktober in Peoria, Illinois. Und hier machen Metallica ein paar Sachen anders: Zum einen verzichten sie auf ein Vorprogramm und spielen stattdessen einen 20-minütigen Introfilm ab, der die Kollegen hinter der Bühne sowie Ausschnitte aus der jeweiligen Stadt zeigt. Zudem dauern die Shows dicke über zwei Stunden. Vor allem aber hat die Band die legendäre Snakepit-Bühne dabei. Auch hier: Feuchte Augen bei manchen von uns. Denn diese Bühne in Form eines Diamanten steht mitten in der Halle, ist von allen Seiten einsehbar und bietet in der Mitte einen Bereich für eine kleine Anzahl an Fans. Aus diesem „Snakepit“ können die Auserwählten die Action damit aus wirklich allernächster Nähe sehen. Die Musiker rennen um sie herum, James Hetfield singt an mehreren Mikros, und Lars Ulrich bollert wechselweise an zwei Drumkits herum, die sogar im Bühnenboden versenkt werden können. Hammer.

Damals noch ohne Shirt

Von dieser Tour stammt nun das Livevideo, dass die Band am vergangenen Montag im Rahmen der Metallica Mondays veröffentlicht hat: Das volle Set aus Muskegon, Michigan, und nein, wir wissen auch nicht, wo das ist. Zunächst sehen wir ein Intro von Lars Ulrich, gedreht vor kurzem in seinem Schlagzeugzimmer. „Wir begeben uns zurück in die Zeit von VHS-Kassetten und Analogaufnahmen – zur Black Album-Tour!“ erklärt er uns entspannt, aber wie immer mit ausufernden Armbewegungen. „Hier gibt’s keinen HD-Unsinn oder einen abgefahrenen Mix, sondern ein Old-School-Video von den Hauskameras und den Ton vom Mischpult. Ich sehe jede Menge langes Haar, und wenn ich mich recht entsinne, habe ich den Großteil der Tour ohne Shirt gespielt. Nun ja, die Zeiten sind vorbei.“

Metallica und die Snakepit-Bühne - Foto: Mick Hutson/Redferns/Getty Images

Dafür ist die Setlist ein Träumchen: Frisches vom Black Album, dazu jede Menge Knaller von den ersten vier Alben, also geht da nichts schief. Lustigerweise fangen Metallica mit dem damals brandheißen Mainstream-Hit Enter Sandman an und legen mit dem alten Schlachtross Creeping Death nach. (Bei den Deutschland-Shows ein paar Monate später ließ sich durchaus beobachten, wie befremdlich das bei Neu- und Gelegenheitsfans ankam. Es sei uns hier ein kleines „Haha!“ erlaubt.) Nothing Else Matters steht noch nicht auf dem Plan, The Unforgiven schon. 

Die Setlist: ein Traum

Ansonsten ist alles da: Sanitarium, Sad But True, For Whom The Bell Tolls, Whiplash, Harvester Of Sorrow. Bingo. Die Songs von …And Justice For All finden die Burschen damals zu kompliziert, also packen sie die besten Riffs einfach in ein Justice Medley, Master Of Puppets gibt es nur in der „short version“, das heißt ohne den Dideldudelteil in der Mitte. Das kennen die Fans von der Live Shit-Box von 1993. Ein seltenes Schmankerl gibt’s in Michigan aber: Holier Than Thou. Die Nummer wäre fast (anstatt Sandman) die erste Single vom Black Album geworden, verschwindet nach wenigen Konzerteinsätzen aber aus den Setlisten. Bis heute wurde Holier nur 87 Mal live gespielt. (Zum Vergleich: Der Zähler für Sad But True steht bei über 1300.)

Hier könnt ihr euch die Setlist anschauen und die Songs direkt anklicken:

00:02:11 Lars Intro

00:08:17 Enter Sandman

00:13:30 Creeping Death

00:21:20 Harvester Of Sorrow

00:28:10 Welcome Home (Sanitarium)

00:35:15 Sad But True

00:41:04 Bass Solo

00:48:55 Holier Than Thou

00:53:22 The Unforgiven

01:00:39 Justice Medley

01:10:20 Drum Solo

01:19:16 Guitar Solo

01:23:05 The Four Horsemen

01:28:57 For Whom The Bell Tolls

01:34:23 Fade To Black

01:42:19 Whiplash

01:49:05 Encore Jam

01:50:02 Master of Puppets

01:54:00 Seek & Destroy

02:07:18 One

02:17:37 Last Caress

02:19:09 Am I Evil?

02:24:14 Battery

Das Charmante an diesem Mitschnitt: Hier wurde nichts nachproduziert. Bootleg-Sammler wissen, was wir meinen. Die Band ballert, manchmal auch ein bisschen in den Wald, aber mit Feuer. Und Hetfield flucht wie ein Kesselflicker. Man darf nicht vergessen, dass die Vier hier noch keine 30 Jahre alt sind und den ungezügelten Zeiten von Kill ‘Em All und Ride The Lightning zeitlich noch ziemlich nahestehen. Vor diesem Hintergrund kann man mit der Qualität – Sound, Bild, Darbietung – zufrieden sein. 

Eine gute Sache auch noch

Metallica setzen mit diesem Mitschnitt ihre Reihe „Metallica Mondays“ fort: Einmal die Woche, meist zu deutscher Zeit am Dienstagmorgen um 1 Uhr, greift die größte Metal-Band der Welt ins Archiv und zieht Shows aus allen Phasen ihrer Laufbahn hervor. Das ist nicht nur eine nette Sache zum Rudelgucken und Lautmachen-im-Lockdown, sondern hilft auch bei einem guten Zweck: Metallica sammeln gleichzeitig Spenden für ihre (ziemlich tolle) Wohltätigkeitsstiftung All Within My Hands (alles dazu hier).

Die Wherever We May Roam-Tour endete übrigens nach 224 (!) Gigs am 18. Dezember 1992. Dazu gehörten noch 26 riesige Stadionshows mit Guns N’ Roses und das Tributkonzert für den verstorbenen Freddie Mercury. Schon am 22. Januar 1993 folgten nochmal 77 Termine auf der Nowhere Else To Roam-Tour, die am 4. Juli 1993 in Werchter endete. Da sind Metallica zwar nach eigenen Aussagen komplett durch, aber die Weltherrschaft haben sie auch im Sack.