Der wichtigste Tag im Jahr für unabhängige Plattenläden und Vinylsammler*innen ist ein kontaktfrohe Veranstaltung – deshalb ist es nur vernünftig, ihn angesichts der Corona-Krise zu verlegen und auf keinen Fall abzusagen.
von Michael Döringer
Der eigentlich für Mitte April angesetzte Record Store Day wird verschoben, das wurde nun offiziell bestätigt. Und es sollte wirklich niemanden überraschen, der schon mal mehr als 15 Minuten in einem Plattenladen verbracht und sich durch die Kisten gewühlt hat. Platten kaufen kann ein schmutziges Geschäft sein, vor allem in der Second-Hand-Abteilung. Man fingert sich durch hunderte teils verstaubte und vergilbte Platten und Schutzhüllen. Das macht zwar einen Riesenspaß, doch wer weiß schon, wie viele Keime und Bakterien da schon in normalen Zeiten im Spiel sind. Gerade jetzt darf man da natürlich überhaupt nichts riskieren.
https://www.udiscover-music.de/news/vinyl-meistverkaufte-platten-dekadeAußerdem: Der RSD ist natürlich als eine soziale Veranstaltungen gedacht. Man soll zusammen Musik hören, trinken, sich austauschen und quatschen und die Kultur des Plattenladens als sozialem Treffpunkt zelebrieren. In Zeiten von Zwei-Meter-Abständen zum Mitmenschen und Social Distancing wird da eher nichts draus.
Neuer Termin im Juni
Man kann jetzt sagen: Logisch, warum ist das überhaupt eine Meldung wert? Wie überall, von Musikclubs bis zur Bundesliga, geht es natürlich um Geld und damit die Lebensgrundlage von unzähligen Beteiligten. Dass es Plattenläden im digitalen Zeitalter nicht unbedingt blendend geht, ist bekannt. Der RSD war ein wichtiges, vielleicht das wichtigste kommerzielle Event im Jahr für Plattenläden aller Größe. Würde dieser Tag wegfallen, wären die Auswirkungen auf den Jahresumsatz wohl dramatisch. Man hat bis zuletzt gehadert und sich nun von Organisationsseite auf einen vorläufigen neuen Termin im Juni verständigt. In einem offiziellen Presse-Statement heißt es folgendermaßen:
„Es gibt keine perfekte Lösung und keine einfache Antwort. Wir haben beschlossen, dass die beste aller möglichen Reaktionen ist, das Datum des Record Store Days zu verschieben, auf Samstag, den 20. Juni. Wir glauben, dass dadurch all teilnehmenden Läden aller Länder die beste Chance haben, dennoch einen profitablen und erfolgreichen Record Store Day zu haben, während wir gleichzeitig den Ratschlägen von Ärzt*innen, Wissenschaftler*innen und der WHO folgen. Das ist die Pflicht aller guten Bürger*innen von zugleich lokalen und globalen Communitys.“
Ursprünglich war der weltweite Record Store Day 2020 für den 18. April angesetzt. Wie in jedem Jahr seit 2008 vereinigen sich hunderte Plattenlabels und Künstler*innen, um den (unabhängigen) Plattenläden Tribut zu zollen und ihr weiteres Bestehen zu feiern.
Die große Attraktion beim RSD ist seit jeher das schwarze, bunte oder transparente Gold selbst. Exklusive Vinyl-Veröffentlichungen erscheinen und werden in limitierter Stückzahl verkauft. Dieses Jahr sind Platten von Primal Scream, My Chemical Romance, Paul McCartney, David Bowie, Soft Cell, U2, Miles Davis oder Fleetwood Mac angekündigt – und das sind nur die ganz großen Namen. Sobald wir uns dem Nachholtermin nähern, werdet ihr mehr dazu hören. Dann präsentieren wir euch unsere uDiscover-Auswahl an Highlights aus dem RSD-Release-Programm. Bis dahin: Bleibt sauber, keep calm and listen to vinyl.