Giacomo Turra war ein Star unter den Gitarren-Influencern. 730.000 Follower hat der Italiener auf Instagram, wo er regelmäßig Clips postete, in denen er Kunststücke auf der Gitarre aufführte. Turra hatte mit den kleinen Clips großen Erfolg. Er spielte Shows, bekam Sponsoring-Deals, machte jede Menge Geld.
Wie ihm nun vorgeworfen wird, war das alles nicht nur gefakt (wie in der Instagram-Gitarrenwelt nicht unüblich) und keine Live-Takes, sondern auch – so der Vorwurf – ganz klar gestohlen.
Giacomo Turra: Mit diesem Video flog alles auf
Gitarrist und YouTuber Danny Sapko veröffentlichte ein viral gegangenes Video, in dem er erklärte, Giacomo Turra habe Aufnahmen anderer Musiker – darunter Jack Gardiner und Alex Hutchings – eins zu eins übernommen, als seine eigenen veröffentlicht und damit via Instagram, aber auch über Patreon und seine Website Geld gemacht. „Von Anfang an hat er Musik von anderen genutzt“, so Sapko empört. „Das ist eines der unglaublichsten Dinge, die ich je in der Musikszene gesehen habe.“
In der Gitarrenwelt rief das – wenig überraschend – jede Menge Reaktionen hervor. Der Bassist Adam Neely veröffentlichte ein Video, in dem er auf Fakes in der Musikwelt einging, Bassist Davie504 thematisierte es ebenfalls – und auch YouTuber und Solar-Guitars-Chef Ola Englund machte ein Video dazu.
Giacomo Turra: Rick Beato reagiert
Auf eine Reaktion hatten viele aber besonders gewartet: auf die von YouTube-Musikprofessor Rick Beato. Beato veröffentlichte nun ein Video, in dem er auf den Fall einging und sogar erklärte, dass Giacomo Turra bei ihm im Studio gewesen sei. Allerdings habe er damals bereits Zweifel an dessen echtem Können gehabt und habe das Video nicht veröffentlicht: „Als Giacomo hier war und gespielt hat, wurde mir klar: Er spielt nicht gut genug, um das Video zu veröffentlichen. Da war mir klar, dass seine Clips wohl alle Playbacks sind“, erklärt Beato.
Playback zu spielen sei nicht das große Problem – das sei im Musikgeschäft, gerade für Werbezwecke, seit jeher üblich, argumentiert Beato. Der Vorwurf des Diebstahls geistigen Eigentums sei viel gravierender: „Musik zu fälschen – okay, das ist das eine. Aber Musik von anderen zu stehlen, das geht gar nicht.“
Giacomo Turra hat mittlerweile reagiert und auf seinem YouTube-Kanal (der mittlerweile gelöscht ist) ein Entschuldigungsvideo veröffentlicht. Auf Instagram, wo er am erfolgreichsten ist, verliert er jedoch kein Wort darüber. Für Rick Beato ein Grund zur Kritik: „Sein Hauptpublikum ist auf Instagram. Warum also dort keine Entschuldigung?“
Beato weiter: „Ich will nicht noch weiter nachtreten. Viele andere Gitarristen haben sich bereits zu Wort gemeldet. Aber ich wurde oft gefragt, wann ich dazu etwas sage – also: Jetzt.“