In einem sehr ehrlichen und tendenziell verbitterten Interview sprechen System Of A Down über ihren Bandleader Serj Tankian. Und verraten, dass er schon ewig nicht mehr Teil der Band sein wollte.
von Björn Springorum
Und die Jahre zogen ins Land: 18 Jahre ist es bald her, dass System Of A Down ihre letzten beiden Platten Mesmerize und Hypnotize veröffentlichten. Das war 2005, ab 2011 hörte man dann erst mal gar nichts mehr von der wegweisenden Band. Zwei neue Songs erschienen noch im November 2020, um ihr Heimatland Armenien mit Spenden zu unterstützen. Seither herrscht wieder Stille.
Laut Schlagzeuger John Dolmayan hat das vor allem mit Sänger Serj Tankian zu tun. „Serj wollte schon sehr lange nicht mehr in der Band sein“, verriet Dolmayan jetzt in einem neuen Podcast. „Und wenn ich ehrlich sein soll, hätten wir uns schon 2006 von ihm trennen sollen. Wir haben es mehrfach versucht, ein neues Album anzugehen, doch es wurden Regeln in Kraft gesetzt, die das sehr schwierig machten. Wir kamen auf keinen gemeinsamen Nenner. Das ist zum Teil Serjs Fehler, zum Teil aber auch unser aller Fehler. Wenn der Großteil der Band in eine Richtung tendiert und eine einzige Person in eine andere, dann wird es eben sehr schwierig, gemeinsam Musik zu machen – zumal diese Person wie jede andere auch eine wichtige für die Band ist.“
„Wir haben 15, 20 Jahre unseres Lebens mit Warten verschwendet“
Als Beispiel führt Dolmayan die Nebenprojekte der einzelnen Bandmitglieder an. Keines sei so gut wie System Of A Down. „Ich finde die meisten von ihnen sogar schlecht“, gibt er zu. „Wenn man das mit dem vergleicht, was wir gemeinsam mit System tun, versteht man, warum es auf das ganze Team ankommt.“ Trotzdem denkt der Schlagzeuger heute, dass es eine gute Idee gewesen wäre, ohne Tankian weiterzumachen. „Wir hätten einfach mit jemand anderem weitermachen sollen“, sagt er. „Aber das passiert eben, wenn man loyal ist und es wirklich richtig machen will. […] Vielleicht wäre es besser gewesen, ein, zwei Platten mit einem anderen Sänger zu machen und Serj irgendwann später zurückzuholen. So haben wir 15, 20 Jahre unseres Lebens mit Warten verschwendet.“ Vielleicht wäre ja ein Konzeptalbum über Warten auf Godot mal das Richtige?
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