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Foto: Timothy Morris/Getty Images

„Pop Out“: Warum Kendrick Lamars L.A.-Konzert Hip-Hop-Geschichte geschrieben hat

Juneteenth, der Black Independence Day, ist jetzt auch ein Tag, der in die Hip-Hop-Geschichte eingegangen ist: Bei seinem Konzert am 19. Juni 2024 in Los Angeles bringt Kendrick Lamar die West Coast zusammen – und macht unmissverständlich klar, dass er bei seinem Beef mit Drake als Gewinner hervorgeht.

von Björn Springorum

Er muss sich gar nicht selbst krönen. Das machen schon die anderen für ihn: Wenn Kendrick Lamar zuvor noch nicht der King des Rap war, dann ist er es spätestens seit dem 19. Juni 2024. Seit diesem symbolträchtigen Tag, Juneteenth, dem Feiertag zur Erinnerung an die Befreiung der afroamerikanischen Bevölkerung der Vereinigten Staaten aus der Sklaverei. An diesem Tag gibt Lamar ein kurzfristig angekündigtes, episches Konzert im Inglewood Forum in Los Angeles, ein Rap-Gedenkfest, zu dem 17.000 Fans pilgern, darunter auch Promis wie The Weeknd und LeBron James.

Triumphzug

Was sie zu sehen bekommen, ist so viel mehr als eine Rap-Show. Es ist ein Triumphzug, eine Siegesfeier, ein Tag der kalifornischen Hip-Hop-Einheit. Lamar kuratiert ein dreistündiges Konzert mit einer einzigartigen Mischung aus über zwei Dutzend aufstrebenden Rappern und Stars der Westküste, darunter Tyler, The Creator, Steve Lacy und YG. Als er an der Reihe ist, die Bühne zu betreten, legt der 37-jährige Rapper im 2Pac-Gedächtnis-Outfit ein Set mit seinen Black-Hippy-Kollegen Schoolboy Q, Ab-Soul und Jay Rock hin, performt seine Drake-Diss-Songs Euphoria, 6:16 in LA und Like That und holt dann Dr. Dre auf die Bühne.

Die beiden Westküsten-Titanen performen Still D.R.E. und California Love. Dre nennt Lamar sogar „einen der Größten, die es je gab“, bevor er die tobende Menge mit der Bitte um einen Moment der Stille zum Schweigen bringt. Nur ein Hoax natürlich: In der Stille der Arena gibt er das Sixth Sense-Zitat zum Besten, mit dem Lamars Chart-Hit Not Like Us beginnt: I See Dead People.

Einigkeit und Rap und Freiheit

All das ist Hip-Hop-Geist pur, eine Feier des Zusammenhalts und der Einigkeit an diesem so wichtigen Tag für die Schwarze Bevölkerung der USA. Dafür kommen auf der Bühne sogar Mitglieder der rivalisierenden Crips- und Bloods-Gangs zusammen – ein historischer Moment. Zugleich ist das Mega-Konzert als symbolisches Ende seiner Fehde mit Drake zu verstehen. Die köchelte seit Jahren vor sich hin und eskalierte in den letzten Monaten zu einem sehr medienwirksamen Rap-Krieg – mit dem fulminanten Schlusspunkt Not Like Us, dem vielleicht besten Diss-Track der Hip-Hop-Geschichte, den Lamar an diesem Abend gleich fünf (!) Mal infolge spielt.

Pop Out hat jetzt auf ziemlich eindringliche Weise klargemacht, hinter wem die Szene steht – hinter einem Jungen aus Compton, der auch in Inglewood kein gutes Haar an Drake lässt. Er kritisiert, dass Drake KI einsetzt, um ihn selbst mit der Stimme von 2Pac zu dissen, und ändert spontan Zeilen, um seinem Unmut über Drake Luft zu machen. Und trotz diesen unmissverständlichen Seitenhieben hat es das Pop Out-Event geschafft, negative Energie in etwas Positives zu verwandeln. Und dabei zugleich die gesamte Szene zu versammeln. Hip-Hop kann das.

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