Was passierte zwischen der klassischen Ära und der Wiedergeburt durch Rick Rubin? Die Best-Of-Compilation Easy Rider sowie ein 7CD- bzw. 7LP-Boxset beleuchten die weniger bekannte Phase in der Karriere der Country-Legende.
von Michael Döringer
Sechs Alben in sechs Jahren
Country-Kenner*innen und Cash-Komplettist*innen, schreibt euch den 26. Juni in den Kalender, denn da feiern wir verfrühtes Weihnachten. Eine große Rerelease-Kampagne steht an und wirft Licht auf eine bisher weniger beachtete Phase in Johnny Cashs Karriere: die Jahre bei Mercury Records von 1986 bis 1991. Sechs Alben veröffentlichte er in dieser Zeit – sie alle werden jetzt neu und remastered veröffentlicht, auf Vinyl und CD. The Complete Mercury Albums (1986 - 1991) heißt as 7-teilige limitierte Boxset. Außerdem erscheint mit Easy Rider: The Best Of Mercury Recordings eine Doppel-Vinyl-Compilation, auf der die Höhepunkte dieser Alben zusammengestellt sind. Es ist also für alle Geschmäcker und Bedürfnisse etwas dabei.
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Konkurrenz für eine Legende
Die Zeit bei Mercury Records steht deutlich im Schatten der anderen großen Phasen im Werk von Johnny Cash: den klassischen Columbia-Jahren von Ende der 1950er bis in die mittleren 1980er, und den American Recordings ab den 1990er-Jahren, mit denen sich der von Krankheit immer stärker gezeichnete „Man In Black“ noch mal neu erfand, assistiert von Rick Rubin. Schon in den 1970ern begannen seine Verkaufszahlen zurückzugehen und seine Herrschaft in der Country-Welt nicht mehr unangreifbar zu sein. Letztendlich überwarf sich Cash mit Columbia und suchte sein Heil bei Mercury Nashville. Doch auch hier ging es holprig weiter, Label und Künstler waren sich uneins darüber, in welche Richtung man sich stilistisch bewegen sollte. Cash bekam in den Charts außerdem ordentlich Konkurrenz von einer neuen zeitgenössischen Country-Generation. Doch sein Name blieb legendär, und auch musikalisch ist diese Ära nicht zu verachten.
Klassischer Cash neu interpretiert
Sie begann 1986 mit dem Album Class Of ’55, einer Zusammenarbeit mit Roy Orbison, Jerry Lee Lewis und Carl Perkins. Übrigens sollte auch seine letzte Aufnahme für Mercury vor dem Wechsel zu American Recordings eine Kollaboration sein, nämlich der Song The Wanderer zusammen mit U2. Den findet man sowohl auf der 24 Tracks starken Best-Of Easy Rider als auch auf der CD-Version vom letzten Mercury-Album The Mystery Of Life (1991).
Ein anderes im Box-Set enthaltenes Highlight ist die Compilation Classic Cash: Hall Of Fame Series, die zum ersten Mal überhaupt als Doppel-Vinyl erhältlich sein wird. Darauf sind viele Neuinterpretationen von Cash-Klassikern aus dem Jahr 1988 enthalten, von Get Rhythm bis I Walk The Line. Und man wird nicht allein gelassen mit all der Musik: Aktuelle und ausführliche Liner Notes von Musikjournalist Scott Schinder sorgen für Infos, Kontext und ein besseres Verständnis. Es ist einem Künstler wie Johnny Cash schließlich unwürdig, dass es in seinem Werk größere weiße Flecken gibt.