Es klingt wie das Werk einer Gruppe unglaublich wütender Männer in der Hochphase ihrer Adoleszenz. Limp Bizkits Debütalbum Three Dollar Bills, Y’all$ aus dem Jahr 1997. Das Growling von Sänger Fred Durst trifft auf Scratchings von DJ Lethal und Rap-Sentenzen auf aggressive Hooklines: Wir haben es unverkennbar mit dem in den späten 90ern und 2000 populären Genre des Nu-Metal oder Rapcore zu tun.
Hört euch hier das Limp Bizkit Album Three Dollar Bills, Y’all$ an und lest weiter:
Beeinflusst durch Bands wie Tool, Kiss, die Red Hot Chilly Peppers oder The Smashing Pumpkins machten sich ein ehemaliger Profi-Skateboarder mit Gefängniserfahrung (Sänger Fred Durst), ein Gitarrist, der eigentlich Künstler werden wollte (Wes Borland) und die Cousins Sam Rivers (Bass) und John Otto (Schlagzeugt) daran, eine der kommerziell erfolgreichsten Bands der späten 90er Jahre aufzubauen.
Den Bandnamen (Limp Bizkit = Englisch für Kekswichsen) und die manchmal –nun ja – drastischen Lyrics kann man der Band getrost verzeihen. Ziel sei es gewesen, Zuhörer möglichst schon beim Bandnamen zu schocken, sagte Durst einmal. Im Gespräch für einen Namen war auch noch weniger Appetitliches wie Split Dickslit, Bitch Piglet, oder Blood Fart.
Zudem befand sich das anvisierte Publikum exakt in jener Altersphase, in der man Eltern gerne mit expliziten Texten und Metal-Gegröle auf die Palme bringt. Diesen Drang wussten Durst und Co. hervorragend in Ton und Text umzusetzen. In beiden Kulturen – Rap und Metal – zu Hause, bewegten sich Limp Bizkit von Beginn an traumwandlerisch in diesem neuen Genre des Rapcore.
Die Band hatte es durch eine gehörige Portion Glück und richtiges Timing geschafft, als Support von Korn auf zwei Touren aufzutreten. Korn-Bassist Reginald Arvizu war zwar wenig beeindruckt von Dursts Fähigkeiten als Tätowierer, mit denen er die Korn-Musiker zu beglücken gedachte. Aber er gab ein Demoband weiter an deren Produzenten Ross Robinson, der angetan war vom technischen Können und der aggressiven Energie der Band. Kurz darauf unterschrieben Limp Bizkit bei Interscope, zu dessen Präsident Fred Durst drei Jahre später sogar werden sollte.
Von Beginn an fürchteten Limp Bizkit um ihr Vermächtnis. So beschwerte sich Durst mehrfach über Bands, die um sie herum aus dem Boden sprossen und haargenau klängen wie sie selbst. Der Vorwurf mutet seltsam an, sind doch Durst und Co. ebenfalls schwer von anderen Bands beeinflusst. Dem Debütalbum hört man die Anleihen an die Smashing Pumpkins (Counterfeit), an die Red Hot Chilly Peppers (Stink Finger) oder an Tool (Nobody Loves Me) gehörig an, was auch überhaupt nicht weiter schlimm ist. Musiker inspirieren sich nun einmal gegenseitig.
Besonders positiv tut sich der Song Stalemate hervor. Im Intro bedient sich Borland einer Methode des Tapping, bei der er ohne Plektron spielt und die Gitarre als Rhythmusinstrument nutzt. Das klingt anders und spannend.
Über das Faith-Cover von George Michael streiten sich die Geister. Die Band spielte es oft live und wollte es unbedingt auf dem Debüt haben, obwohl Produzent Robinson dagegen war. George Michael soll es gehasst haben, ließ er Limp Bizkit einmal wissen. Dessen Abneigung könnte allerdings auch mit dem Titel des Albums zu tun gehabt haben: Three Dollar Bills, Y’all$ verweist auf die Südstaatenredewendung „queer as a three dollar bill“, eine unfeine Bezeichnung für homosexuelle Menschen.
Schaut euch hier das offizielle Musikvideo zu Limp Bizkits Counterfeit an und lest weiter:
Limp Bizkit sagten stets, sie wollten mit Titeln und Namen provozieren. Den Albumnamen fanden jedenfalls nicht alle witzig, zumal nie so richtig klar war, wie er eigentlich verstanden werden sollte.
Machen wir es kurz: An Limp Biskit schieden sich von Beginn an die Geister. Aber da ist die Band aus Jacksonville in illustrer Gesellschaft. Die Auszeichnung des Debüts mit Doppel-Platinum spricht zudem für sich.