Der indigene australische Sänger Gurrumul gehörte bis zu seinem Tod 2017 zu den außergewöhnlichsten Stimmen nicht nur des fünften Kontinents. Am 10. September 2021 erscheint die erste offizielle Anthologie The Gurrumul Story. Sie ehrt den Brücken bauenden Künstler und unterstreicht seine jenseitige Erscheinung. Ab sofort kann man sie vorbestellen.
von Björn Springorum
Immer wieder gibt es Musikphänomene, die uns komplett bezaubern, den Atem rauben oder unsere Wahrnehmung der Welt von Grund auf verändern. Der indigene australische Musiker Gurrumul war ein solcher Fall. Blind geboren im Jahr 1971 auf Elcho Island vor der Küste des tropischen Nordost-Arnhemlandes im Northern Territory Australiens, wuchs Dr. G. Yunupingu – genannt Gurrumul – als Teil des Gumatj-Clans auf. Als Sprecher der einheimischen Yolngu-Sprache beschreiben seine Lieder von Anfang an Identität und Spiritualität, die Verbindung mit dem Land, den Urelementen und seinen Ahnen. Durch seine fragile, unglaublich emotionale und sanfte Stimme ließ ihn jedes Publikum der Welt sofort in sein Herz – ganz egal, ob „normales“ Konzertpublikum, Barack Obama oder die Queen.
Die Stimme eines höheren Wesens
Da war dieser unvergleichliche blinde Aboriginal-Mann, der mit so viel Seele und Geist von seinem Land sang, von höheren Wesen und von den Elementen, denen er sich verbunden fühlte – umwoben von einer intensiven Aura, die bei Zuhörern in Australien und in der ganzen Welt Emotionen, Mitgefühl und ein Gefühl des Friedens und der Sehnsucht weckten. Eine australische Zeitung schrieb beispielsweise einmal, Gurrumuls Musik würde uns „anders atmen lassen“, Sting nannte ihn die „Stimme eines höheren Wesens“. Vor allem aber brachte er der westlichen Gesellschaft bei, wie die Yolngu lebten und woran sie glaubten.
Der Rest der Musikwelt wurde spätestens 2008 auf den Ausnahmekünstler aufmerksam, als der sein selbstbetiteltes Debüt veröffentlichte und auch unter Persönlichkeiten wie Elton John, will.i.am, Sting, Gary Barlow, Quincy Jones oder Stevie Wonder Begeisterungsstürme auslöste. Der Lohn: Eine halbe Million verkaufte Alben und eine Cover-Story im Rolling Stone, der ihn „die wichtigste Stimme Australiens“ nannte. Nach langer schwerer Krankheit verstarb Gurrumul 2017 im Alter von 46 Jahren. Ein Jahr darauf wurde er zum australischen Künstler des Jahres gewählt. Das bekam er nicht mehr mit. Doch derlei Preise oder Auszeichnungen waren ihm eh nie so wichtig wie seine Musik und seine kulturelle Identität.
Um einen ganz und gar einzigartigen Musiker zu feiern und zu ehren, erscheint am 10. September die erste umfassende und offizielle Anthologie des Künstlers digital, auf CD und Vinyl. Darauf versammeln sich auf The Gurrumul Story seine beständigsten und beliebtesten Songs, ergänzt um zwei alternative Versionen seiner berühmtesten Lieder: Wiyathul (Longing For Place) in der Orchester-Version sowie eine seltene Duett-Version des Songs Bayini mit einem berührenden Beitrag der australischen Singer/Songwriterin Sarah Blasko. Die Deluxe-Version enthält zudem eine 25-minütige Dokumentation über Gurrumuls beispiellose Karriere zwischen Australien und der ganzen Welt.
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