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Foto: Jim Steinfeldt/Michael Ochs Archives/Getty Images

10 Songs von George Michael, die du kennen solltest

Am 25. Dezember 2016 verliert die Welt mit George Michael nicht nur einen großartigen Sänger und Musikproduzenten, sondern auch eine starke Stimme für die Rechte von Homosexuellen im Musikgeschäft. Heute stellen wir zehn George-Michael-Songs vor, die du kennen solltest.

von Sina Buchwitz

George Michael, der eigentlich Georgios Kyriacos Panayiotou heißt, wird am 25. Juni 1963 in London geboren. Gemeinsam mit Wham!-Kumpel Andrew Ridgeley bricht er beinahe jeden Rekord: Das Duo verkauft allein zwischen 1982 und 1986 mehr als 30 Millionen Platten. Doch auch im Alleingang setzt er Maßstäbe: Seine erste Solo-Single Careless Whisper schafft es in über 20 Ländern an die Spitze der Charts, das Debütalbum Faith verkauft sich weltweit mehr als 25 Millionen Mal. Sein Kampf für LGBT-Rechte und gegen AIDS sucht in den Neunzigern noch seinesgleichen. Beweis genug: Dieser Mann kann (noch) mehr als Club Tropicana, Careless Whisper und Last Christmas

1. Wake Me Up Before You Go-Go (1984)

… zum Beispiel Wake Me Up Before You Go-Go. Zugegeben: Für den Anfang dieser Liste hätte es viele George-Michael-Songs gegeben, die weniger klischeehaft klingen. Mit seiner beinahe grotesk-fröhlichen, marktschreierischen Positivität muss man den Titel entweder lieben oder hassen. Michael war sich der Kitschigkeit seines Songs durchaus bewusst: „Ich glaube, Go-Go ist ohne Zweifel der Wham!-Song, an den man sich am besten erinnert, weil er so viel dümmer ist als jeder andere.“

Seinen Ursprung findet das Lied in einer Nachricht, die Andrew Ridgeley im leicht angetrunkenen Zustand seiner Mutter auf dem Nachttisch hinterlässt. Sie solle ihn wecken, bevor sie zur Arbeit geht. Im Suff schreibt er aber „up“ versehentlich doppelt, macht sich einen Spaß daraus und verdoppelt das „go“ gleich mit. Michael verwandelt diese Notiz kurzerhand in den wohl energetischsten Pop-Song aller Zeiten. Trotz – oder gerade wegen – seinem überzeichneten Sound kommt der Titel gut an und wird für die Band zum ersten US-Hit.

2. Faith (1987)

Als Wham! sich 1986 trennt, wartet die Welt gespannt auf George Michaels nächsten Schritt. Und der hat es ein Jahr später mit seinem Debütalbum Faith ganz schön in sich: Die gleichnamige Single wird zur bestverkauften des Jahres 1988, den selbstbewussten Rock’n’Roll-Sound mit Elvis-Presley-Gedächtnistolle kauft man ihm gern ab. Seine sexy Performance im Musikvideo mit Sonnenbrille, Blue Jeans und Dreitagebart manifestiert seinen Stand als Frauenschwarm endgültig.

3. I Knew You Were Waiting (For Me) (feat. Aretha Franklin) (1987)

Im Laufe seiner langlebigen Karriere hat George Michael großartige Duette mit namhaften Künstler*innen aufgenommen (unter anderem mit Elton John und Queen). Doch eine Kollaboration ist ihm besonders im Gedächtnis geblieben, berichtet er in seiner Biographie Bare: „Es hat mich sehr nervös gemacht, mit Aretha zu singen. Ich wusste, dass Aretha die Melodie nehmen und sie forttragen würde. Das klingt natürlich großartig, aber die Sache sollte trotzdem irgendwie geerdet werden. Deshalb habe ich versucht, es einfach zu halten. Mein Gesang war sehr zurückhaltend im Vergleich zu dem, was sie gemacht hat.“ Das Duett mit der Soul-Legende funktioniert – I Knew You Were Waiting bringt George Michael als dritte Solo-Single seinen ersten Grammy ein.

4. I Want Your Sex (1987)

„Sex is natural, sex is good / Not everybody does ist, but everybody should.“ Textzeilen, die im 21. Jahrhundert für einen Pop-Song absolut typisch klingen. Doch in seinem Releasejahr 1987 sorgt I Want Your Sex für heftige Empörung. Der Titel scheint die öffentlich-allgegenwärtige AIDS-Angst nicht nur zu belächeln, sondern sie durch den (vermeintlichen) Aufruf zur Promiskuität sogar zu verpönen.

Viele Radiostationen in den USA weigern sich, den Song zu spielen; MTV verbannt ihn ins Nachtprogramm. Michael versucht alles, um die Gemüter zu beruhigen. In einem Interview erklärt er: „Der Schwerpunkt der AIDS-Kampagne liegt auf Safer Sex. Beziehungen werden völlig außer Acht gelassen. Gefühle, Monogamie werden außer Acht gelassen. In I Want Your Sex geht es darum, Lust mit Liebe zu verbinden, nicht mit Fremden.“

5. Father Figure (1987)

Father Figure wird als vierte Single von Faith veröffentlicht. Der mysteriöse, verträumtere Sound unterscheidet sich deutlich von den vorherigen Auskopplungen Faith und Hard Day. Obwohl der Titel auf das Thema Elternschaft schließen lässt, geht es in Father Figure vielmehr um die große Liebe. Zum romantischen R’n‘B-Beat besingt Michael seine(n) Liebste(n), im Refrain wird er von einem Gospel-Chor unterstützt. In den USA gelingt dem Sänger mit diesem Titel die sechste Nummer Eins.

6. One More Try (1988)

Mit One More Try zeigt sich George Michael von seiner verletzlichen Seite. Auf der Power-Ballade dürfen die 80er-typischen Synthesizer zwar nicht fehlen, doch ansonsten überzeugt der Titel vor allem durch Zurückhaltung: Da, wo der Über-Song Careless Whisper heute fast wie eine Karikatur klingt und deshalb an Authentizität einbüßt, überzeugt One More Try mit echtem Schmerz.

7. Freedom! ‘90 (1990)

Kaum ein anderer Piano-Song schafft es, so mühelos groovy zu klingen wie Freedom! ’90. Im Musikvideo taucht der Sänger selbst nicht einmal auf; stattdessen lässt er die damaligen Supermodels Linda Evangelista, Christy Turlington, Cindy Crawford, Tatjana Patitz und Naomi Campbell für sich singen. Ebenfalls im Video zu sehen: Georges Lederjacke, eine Jukebox und eine Gitarre. Alle drei Gegenstände stammen aus dem Musikvideo von Faith. „You don’t belong to me“ singt Naomi Campbell, während die Lederjacke in Flammen aufgeht. Ein ähnliches Schicksal ereilt kurz darauf die Jukebox.

Was auf den ersten Blick lässig wirkt, birgt einen ernsten Hintergrund: „Zum Ende der Faith-Tour ging es mir miserabel, denn ich wusste ganz sicher, dass ich schwul war. Ich wollte ein würdevolles Outing haben. Also fing ich an, mein Image zu dekonstruieren.“ Wer konnte damals wissen, dass Georges Coming Out doch ganz anders ablaufen würde …

8. Praying For Time (1990)

Auf Praying For Time beweist George Michael erneut seine Stimmgewalt, sowie sein Talent als Songwriter. Zeilen wie „Charity is a coat you wear twice a year“ sind zu Beginn des Golfkriegs 1990 eine klare Ansage. Der Engländer selbst erklärt der Times gegenüber jedoch: „Das Lied wurde nicht von einem bestimmten Ereignis inspiriert. Es ist meine Art, herauszufinden, warum es Menschen so schwerfällt, gut zueinander zu sein.“ Vielleicht bezieht sich dieser Seitenhieb auch auf seine damalige Plattenfirma Sony – denn zu dem Zeitpunkt befindet sich der Sänger mit Sony im Clinch und weigert sich, ein Musikvideo aufzunehmen.

9. Fastlove (1996)

Zwei Jahre vor seinem offiziellen Coming Out wagt Michael mit dem discolastigen Fastlove einen ersten Vorstoß in die sexuelle Offenheit. Hatte er zuvor immer über Monogamie und feste Beziehungen gesungen, spricht er auf diesem Track erstmals über ungebundenen Sex. Laut eigenen Angaben traut sich Michael hier erstmals, sich seinen „Fans zu offenbaren“. Fastlove nutzt ein Sample von Patrice Rushens Song Forget Me Nots, welches nur ein Jahr später Men In Black Kultstatus verleiht.

10. Outside (1998)

1998 ist ein Jahr des Umbruchs für George Michael: Im April wird er auf einer öffentlichen Toilette in Los Angeles wegen „ungebührlichen Verhaltens“ festgenommen. Das darauffolgende unfreiwillige Coming Out, die Verurteilung und die damit verbundenen Sozialstunden bringen ihm zwar Ärger, sorgen aber auch dafür, dass eine große Last von dem Sänger abfällt. Dementsprechend triumphal (und selbstironisch) klingt die erste Single nach der Verhaftung auch. Der federleichte Disco-Song Outside feiert die freie Liebe. „I’d service the community, but I already have, you see”, stichelt der Engländer und man meint fast, die spitzbübische Freude in seiner Stimme hören zu können.

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