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Foto: Roberto Ricciuti/Redferns/Getty Images

10 Songs von Patti Smith, die du kennen solltest

Godmother of Punk wider Willen: Als Patti Smith in den Siebzigern in New York Bekanntheit erlangt, möchte sie eigentlich vor allem Eins sein: Lyrikerin. Doch irgendwie rutscht sie in die Musik, gründet eine Band und schreibt mit ihrer atemlos-rotzigen Interpretation der Punk- und New-Wave-Bewegung mal eben so Musikgeschichte. Zu ihrem Geburtstag am 30. Dezember nehmen wir 10 Songs von Patti Smith unter die Lupe, von denen ihr gehört haben solltet.

von Sina Buchwitz

Patti Smith kommt am 30. Dezember 1946 als Patricia Lee Smith in Chicago auf die Welt. Als junge Frau zieht sie nach New York und arbeitet in einem Buchladen. Später lernt sie den Keyboarder Allen Lanier von Blue Öyster Cult kennen und verliebt sich in ihn. Für seine Band schreibt sie verschiedene Songtexte, bis sie sich 1974 endlich von Kumpel Tom Verlaine dazu überreden lässt, selbst ins Studio zu gehen. Der Rest ist Geschichte. Hier kommen 10 Songs von Patti Smith.

1. Gloria: In Excelsis Deo (1975)

„Jesus died for somebody’s sins, but not mine.“ Gleich mit der ersten Zeile ihres ersten Songs von ihrem ersten Album meißelt Smith ihren Stand in die Rockgeschichte. Unangepasst, wild und düster klingt ihre Version von Van Morrisons Gloria. Die simple drei-akkordige Instrumentation unterstützt Pattis Performance zwar und feuert sie mit Tempowechseln an, glänzt aber erst durch ebendiese In-Your-Face-Mentalität ihrer Sängerin.

2. Redondo Beach (1975)

Auf rotzig folgt sanft: Die Reggae-Klänge, die sich an Gloria anschließen, lassen Pattis Vielfältigkeit erahnen, die sie in den kommenden Jahrzehnten immer wieder unter Beweis stellen wird. Die Lyrics sind einem Gedicht entnommen, das Patti bereits 1972 geschrieben hatte und sie stehen im harschen Gegensatz zum leichtfüßigen Ton des Songs: Sie erzählen von einer jungen Frau, die sich (scheinbar) nach einem Streit mit ihrer Freundin das Leben nimmt. Die Annahme, dass es in Redondo Beach um eine lesbische Liebe handelt, unterstützt Smith in ihren Live-Performances: „Redondo Beach ist ein Strand, an dem Frauen andere Frauen lieben“, kündigt sie den Song immer wieder an.

3. Free Money (1975)

Free Money ist Patti Smith durch und durch: Schwurbelige Lyrics, die sich in unzählige Richtung interpretieren lassen, treffen auf Smiths punkige Stimme, Tempowechsel und anschwellenden Sound. Vom Piano zu den Drums und dann zur Gitarre: Free Money klingt wie ein rockiger Ritt durch einen Fiebertraum, der nur von Patti Smith stammen kann.

4. Ask The Angels (1976)

Als nur elf Monate nach dem Debütalbum Horses Smiths zweites Album Radio Ethiopia erscheint, klingt dieses dank des Aerosmith-Produzenten Jack Douglas deutlich komprimierter – doch nicht minder forsch. Für ausschweifende Lyrik ist weniger Zeit, aber Patti Smiths Persönlichkeit überstrahlt die Platte wie eh und je. Auf Titeln wie Ask The Angels glänzt außerdem Ivan Králs knackiges Gitarrenspiel.

5. Because The Night (1978)

Zugegeben: Eigentlich müsste Because The Night nicht auf dieser Liste stehen, denn dieses Lied kennt jeder. Dennoch wollen wir Pattis größten Hit nicht außer Acht lassen, wo doch insbesondere seine Entstehungsgeschichte so schön ist: Die Künstlerin arbeitet gerade im Studio an ihrem dritten Album Easter, als ein nicht ganz unbekannter Kollege nebenan ins Mikro trällert – Bruce Springsteen nimmt zeitgleich sein Album Darkness On The Edge Of Town auf.

Springsteen hat Schwierigkeiten mit Because The Night, der später zu Smiths bekanntester Nummer werden soll. Jimmy Iovine schlägt dem Boss kurzerhand vor, den Song an Patti abzugeben. „Wenn sie was draus machen kann, kann sie ihn haben“, soll er geantwortet haben. Und sie kann.

6. Dancing Barefoot (1979)

Nur einer Lyrikerin wie Patti Smith gelingt es, ein Liebeslied gleichzeitig lässig und tief mystisch klingen zu lassen. Wobei – Todd Rundgren müssen wir hier auch etwas Lob einräumen, denn der hat die Nummer produziert. Etwas gediegener als zuvor rockt sich Patti durch ein Potpourri der Gefühle: Verwirrung, Kontrollverlust und das berauschende Gefühl des Sich-Verliebens wechseln sich in den Lyrics ab. 2004 ernennt das Rolling Stone Magazin das Lied zu einem der „500 Greatest Songs of All Time“. Die magische Wirkung von Dancing Barefoot gefällt auch Kollegen wie U2, Simple Minds und Pearl Jam, die den Titel im Laufe der Jahrzehnte covern.

7. Frederick (1979)

Ebenso wie Dancing Barefoot erscheint auch der klischeebefreite Lovesong Frederick auf Pattis viertem Album Wave. In dem ungewohnt poppigen Titel besingt die Künstlerin ihren späteren Ehemann Frederick Fred „Sonic“ Smith, seines Zeichens Gitarrist bei MC5. Die Melodie des Songs ist an ein Live-Arrangement von Springsteens Prove It All Night angelehnt.

8. People Have The Power (1988)

Ein Song, bei dem die Message mindestens genau so kraftvoll ist wie die Drums: Mit People Have The Power schafft Patti Smith 1988 einen Titel, der heutzutage noch genauso gültig ist wie zu seiner Entstehungszeit. 2020 erhält das Stück neue Aufmerksamkeit, als Patti Smith Größen wie R.E.M-Sänger Michael Stipe, Skateboard-Held Tony Hawk und Cyndi Lauper um sich schart. Gemeinsam halten sie die Menschen in einem Video dazu an, für eine bessere Zukunft im November an den Wahlen teilzunehmen.

9. Paths That Cross (1988)

Wie viele Patti-Smith-Songs lässt sich auch Paths That Cross auf viele Lebenslagen beziehen. So scheint der Titel in einem Moment noch über eine verflossene Beziehung zu erzählen, während er im nächsten eher wie ein hoffnungsvoller Neuanfang klingt. Wo andere Punk-Performer*innen der ersten Stunde Ende der Achtziger sang- und klanglos untergehen, nutzt Smith die Zeit, um nach neun Jahren Pause ein neues Album aufzunehmen.

In Zusammenarbeit mit Ehemann Fred entsteht Dream Of Life, ein Album, das seine Künstlerin zwar reifer, aber kein bisschen ausgebrannt klingen lässt. Paths That Cross untermalt genau diese gelungene Mischung aus neu gewonnener Wärme und altbekannten lyrischen Purzelbäumen.

10. Smells Like Teen Spirit (2007)

2007 bringt Patti Smith ein Cover-Album heraus, auf dem auch der Nirvana-Klassiker Smells Like Teen Spirit zu hören ist. In typischer Patti-Manier nimmt die Künstlerin den Titel sorgsam auseinander, um etwas völlig Eigenes daraus zu machen. Die folkige Akustikversion kann man lieben oder hassen – aber gehört haben sollte man sie in jedem Fall.

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