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Foto: Michael Stuparyk/Getty Images

30 Jahre „Are You Gonna Go My Way“: Lenny Kravitz verneigt sich vor Jimi Hendrix

Mit seinem dritten Album Are You Gonna Go My Way gelingt Lenny Kravitz vor 30 Jahren ein definierender Moment des Neunziger-Rocks. Seine Superstarwerdung war da längst nicht mehr aufzuhalten.

von Björn Springorum

Hier könnt ihr euch Are You Gonna Go My Way anhören:

Nicht weiß genug für die Weißen, nicht Schwarz genug für die Schwarzen: Lenny Kravitz sitzt von den allerersten wackeligen Schritten seiner Karriere zwischen den Stühlen. Er lässt sich nicht unterkriegen davon, macht aus diesem Makel seine größte Stärke: Ein kompromissloser Künstler, ein Chamäleon, einer, der früh macht, was er will. Und das Zwischen-den-Stühlen-Sitzen zur Waffe macht. Ein Rockstar ist er, klar, aber Rockmusik allein reicht ihn nicht. Soul, Funk, Reggae, Pop, er vereinnahmt einfach alles für sich, nimmt sich frech, was er will. Und sieht immer verdammt cool dabei aus.

Slash und Nicolas Cage als Klassenkameraden

Coolness und Talent liegen ihm im Blut. Seine Mutter ist die Schauspielerin Roxie Roker, sein Vater Fernsehproduzent Sy Kravitz, der legendäre Weatherman Al Roker ein enger Verwandter. Den Rest eignet er sich nach dem Umzug der Familie von New York City nach Los Angeles um. Er drückt auf der weltberühmten Beverly Hills High School die Schulbank, zu seinen Klassenkameraden gehören auch junge Draufgänger wie Nicolas Cage oder Slash. Man sieht also: Es gibt keinen anderen Weg für ihn als den, zum Star zu werden.

Kravitz arbeitet mit Aerosmith, Bowie, den Stones

Das wird er in den Achtzigern dann auch sehr schnell: Sein Debüt Let Love Rule trägt seine Lebenseinstellung im Titel und bringt ihn mit Tom Petty auf Tour, 1991 legt er mit Mama Said seinen ersten großen Erfolg vor. Plötzlich wollen alle ein Stück Kravitz: Er schreibt für Aerosmith, spielt mit den Rolling Stones, David Bowie oder seinen absoluten Idolen Al Green und Curtis Mayfield. Das reicht ja eigentlich schon für ein Leben. Und ist doch erst der Anfang.

1992 kehrt Lenny Kravitz an die Ostküste zurück. Vielleicht auch, um den Spirit seiner Jugend noch mal einzuatmen, die Zeit, in der er als Brooklyn-Boy Jazz und Soul für sich entdeckte. Vor allem aber, um ein Album aufzunehmen, das ihn endgültig zum Superstar machen soll. Und zwar weltweit. Gemeinsam mit Henry Hirsch, der über die Jahre zu seinem Stammproduzenten und Intimus werden soll, nimmt er Are You Gonna Go My Way auf – seine dritte Platte, auf der er musikalisch seinen Heroen huldigt. Mit pumpenden Rock-Hymnen, funky Grooves und gefühlvollen Balladen verneigt er sich vor seinen Musen Jimi Hendrix, John Lennon, Curtis Mayfield oder Prince.

Hendrix trifft Led Zeppelin

Allein der Titeltrack ist ein Kracher und wird zu einem der ikonischsten und wichtigsten Rock-Songs der Neunziger. Die Gitarre singt und faucht wie bei Hendrix, die Drums ballern wie bei Led Zeppelin, die Stimmung strebt zum Himmel: Der Song ist eine Hymne, die später von Metallica, Tom Jones oder Robbie Williams gecovert wird. Dieser ersten Single folgt das Album, das sich allein in den USA über zwei Millionen Mal verkauft, Kravitz aber auch weltweit in die Stratosphäre schießt.

Wie man es von ihm kennt (und weil er es kann) schreibt er alle Songs selbst und spielt so gut wie alle Instrumente selbst ein – mit einem kleinen bisschen Hilfe von seinem Mitstreiter Craig Ross. Einzige Ausnahme ist Heaven Help, eine Ballade, die sich Lenny Kravitz von Terry Britten, dem Co-Autor von Tina Turners What’s Love Got To Do With It. Der Rest ist durch und durch Kravitz. Nur eben diesmal in Rockstar-Übergröße.

MTV hat einen neuen Star

Danach hagelt es dann alles für den damals 28-Jährigen. Er wird zum MTV-Darling, bekommt ein Unplugged-Konzert vom Sender und räumt einen Grammy nach dem anderen ab. Das wirklich Kuriose ist aber, dass ausgerechnet der Nachfolger zu diesem Mega-Seller – Circus von 1999 – weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Wohl auch, weil er darauf die Schattenseiten der Musikindustrie und des Rock’n’Roll-Lifestyles thematisiert und die Krankheit seiner Mutter verarbeitet, die wenige Monate nach der Veröffentlichung stirbt. Das lebensbejahende, euphorisierende, explosive Are You Gonna Go My Way wird dafür auf ewig einer seiner strahlendsten Momente bleiben.

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