Iron Maiden ohne Steve Harris? Unvorstellbar. Seit der Gründung im Jahr 1975 gehört der Brite zu seiner Band wie die Königin zu England. Dabei wäre er fast Profifußballer geworden. Wir haben fünf Dinge über Steve Harris zusammengetragen, die ihr (vielleicht) noch nicht wusstet.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch The Burning von Steve Harris’ British Lion anhören:
1. Eigentlich wollte Steve Harris Profifußballer werden — dann entdeckte er die Beatles.
Okay, zugegeben… Das wissen viele von euch wohl schon: Bereits als Kind kickt Harris in unterschiedlichen Fußballclubs, zunächst als Amateur. Später wird er von einem Herrn namens Wally St Pier entdeckt. Der Scout hat selbst eine kurze Karriere als Spieler hinter sich und wird insgesamt stolze 47 Jahre in den Diensten des Londoner Fußballvereins West Ham United stehen. Für genau den schlägt auch Harris’ Herz; seit seinem neunten Lebensjahr verfolgt das Nachwuchstalent die Partien des Clubs. Bis zu seiner Entdeckung strebt Harris tatsächlich eine Karriere als professioneller Fußballer an, doch zu jener Zeit erobern gerade die Beatles die Welt und reißen den Briten noch mehr mit.
Er möchte Schlagzeuger werden, doch dafür reicht der Platz zuhause nicht aus. Also schnappt er sich einen Bass und bringt sich das Spielen selbst bei. Sein erstes Instrument (eine Fender-Kopie) kauft er 1971 für 40 Britische Pfund. Harris’ Leidenschaft für West Ham United bleibt aber unverändert. So findet man noch heute das Vereinslogo auf seinem meistgespielten Bass — und zeitweise sogar das Iron-Maiden-Logo auf den Trikots des Clubs. 2019 engagieren sich die britischen Metal-Urgesteine nämlich als Sponsor des Traditionsvereins. Harris selbst kickt gelegentlich auch noch — mit seinem eigenen Team, den „Maidonians“.
2. Als Manager Rod Smallwood Iron Maiden zum ersten Mal sah, stand Steve Harris am Mikro.
Eigentlich möchte Rod Smallwood dem Musikgeschäft nach seiner Arbeit als Manager für Steve Harley & Cockney Rebel ja den Rücken zukehren. Doch dann steckt ihm jemand ein Demo einer jungen Londoner Band zu: Iron Maiden. Das Tape überzeugt Smallwood so sehr, dass er 1979 zwei Gigs für die noch unbekannte Gruppe bucht: einen im Windsor Castle (im Pub, nicht in der Burg) und einen in einem Club namens The Swan, gleich um die Ecke des legendären Hammersmith Odeon. Und beide Auftritte laufen so gar nicht ab wie geplant. Am ersten Abend wissen Maiden gar nicht, dass ihr potenzieller Manager anwesend ist und weigern sich beharrlich, vor einem fast leeren Haus zu spielen. Stattdessen möchten sie warten, bis 30 weitere Fans aus London angereist sind, die sich für die Show angekündigt haben. Das führt zu einer heftigen Diskussion mit dem Inhaber des Ladens, die sich so sehr hochschaukelt, dass der Gig schließlich komplett abgesagt wird.
Bei der nächsten Show läuft es auch nicht besser: Sänger Paul Di’Anno gerät kurz vor dem Auftritt in eine zufällige Polizeikontrolle vor dem Club und kann den uniformierten Herrschaften nicht plausibel erklären, warum er ein Klappmesser bei sich trägt. Die Polizisten kassieren Di’Anno ein — und Iron Maiden stehen für den Abend ohne Frontmann da. „Ihr müsst spielen“, sagt Smallwood zu Harris. „Eure Fans sind extra pünktlich gekommen.“ Harris ziert sich zunächst, doch Smallwood überredet den Bassisten schließlich dazu, das Mikro selbst zu übernehmen. Die Texte kennt er, schließlich hat er sie geschrieben. Wenig später absolvieren Iron Maiden den Gig als Trio — und heizen dem Laden kräftig ein. Smallwood wird später sagen, dass er an jenem Abend gemerkt hat, dass Maiden ganz groß rauskommen können. „Steve konnte nicht singen“, lacht er in einem Interview. „Aber ich habe auf der Bühne noch nie so jemanden wie ihn gesehen.“ Der Rest ist Geschichte: Smallwood betreut die Band bis heute, bloß in anderen Größenordnungen.
3. Steve Harris und Bruce Dickinson hatten am Anfang große Differenzen — vor allem auf der Bühne.
In seiner Biografie What Does This Button Do? schreibt Iron-Maiden-Sänger Bruce Dickinson, dass sein Status als Frontmann nicht immer selbstverständlich war. So habe vor allem die Aufstellung auf der Bühne damals für Diskussionen gesorgt. „Ich war ziemlich traditionell, was die Bühnenarbeit betrifft“, schreibt Dickinson. „Wenn ich singe, stehe ich vorne. Und wenn du dein Solo spielst, stehst du vorne. Sowas. Steve Harris sah das anders. Er wollte vor allen anderen stehen und über die Bühne rennen. Aber ich fand das nicht gut. Ich wollte nicht den Hinterkopf des Bassisten ansingen.“ Später habe die Band eine Lösung dafür gefunden. „Wir haben festgestellt, dass gute Manieren wichtiger sind als ungezügelter Enthusiasmus. Das war ein kleiner Durchbruch und hat unsere Theatralik und unsere Bühnenpräsentation auf ein neues Level gehoben.“
Bis heute haben die beiden Musiker ihre Differenzen, kommen aber miteinander aus, wie Dickinson im Interview mit dem Metal Hammer verrät: „Er kann sehr sehr stur sein, genau wie ich“, erzählt er dort lachend über einen Kollegen Harris. „Wie wir es so lange miteinander ausgehalten haben? Wir verscheißern uns die ganze Zeit. Wir haben einen langen, langen Weg hinter uns. Steve und ich sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, aber wir haben auch viele Momente, in denen wir uns sehr nahe stehen. Das ist etwas Besonderes. Wir sind das Team Iron Maiden. Wie eine Fußballmannschaft, aber dahinter steckt so viel mehr.“
4. Vor einem Auftritt wärmt sich Harris nie auf.
Was Iron Maiden auf die Bühne bringen ist eine imposante Metalshow und echter Leistungssport. Umso erstaunlicher scheint es, dass Steve Harris sich laut eigener Aussage nicht aufwärmt, wenn ein Gig bevorsteht. Nicht nur, dass er live unermüdlich über die Bühne fegt. Währenddessen spielt der Bassist auch noch seinen legendären Galopp-Stil. Seine Vorbereitung dafür: Er fettet seine Finger ein, damit sie besser über die dicken Bass-Saiten flutschen.
5. Steve Harris ist das einzige Bandmitglied von Iron Maiden, das von 1975 bis heute ohne Unterbrechung dabei ist.
Wenn man an Iron Maiden denkt, schießen einem unweigerlich zwei Personen durch den Kopf: Bruce Dickinson und Steve Harris. Ohne Unterbrechung an Bord ist allerdings nur Harris, der Maiden seit ihrer Gründung 1975 lückenlos die Treue hält. In den vielen Jahrzehnten schreibt er zahlreiche Songs für die Gruppe, sitzt als Produzent und Co-Produzent an den Schiebereglern, führt bei Musikvideos Regie und schneidet sie, und übernimmt auch mal andere Instrumente wie das Keyboard. Ohne seinen Antrieb und seine Kreativität wären Iron Maiden undenkbar und dazu bleibt nichts weiter zu sagen als ein dickes DANKE. Auf die nächsten Jahrzehnte!
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