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Foto: Koh Hasebe/Shinko Music/Getty Images

6 Dinge, die wir aus Alex Van Halens Memoiren gelernt haben

Mit seinen Memoiren Brothers bricht Alex Van Halen zum ersten Mal seit dem Tod seines Bruders, der 2020 verstorbenen Gitarrenikone Eddie Van Halen, sein Schweigen.

Im Buch beschreibt er seine Kindheit in seiner Familie, die Emigration in die USA und den musikalischen Werdegang des eng verbundenen Brüderpaars. Beim Lesen gehen einem viele Dinge durch den Kopf: So fällt einem einmal mehr auf, dass die Egos im Van-Halen-Camp vielem im Weg standen und das wohl auch heute noch tun (siehe Tribute-Konzerte). Das Buch ist streckenweise traurig, weil man merkt, wie sehr dem Musiker der Verlust seines Bruders in den Knochen steckt. Es hat aber natürlich auch etliche witzige Rock’n’Roll-Momente. Wir widmen uns an dieser Stelle sechs Dingen, die wir aus dem Buch gelernt haben.

1. Der Groll gegen Sammy Hagar sitzt offenbar tief.

Dass Alex Van Halen nicht gut auf Hagar zu sprechen ist, der 1985 David Lee Roth als Sänger ersetzte, ist bekannt. Hagars Memoiren Red: My Uncensored Life In Rock dürften einen wesentlichen Teil dazu beigetragen haben, in denen er schon das eine oder andere Kilogramm schmutzige Wäsche wäscht. Zwar besteht die Möglichkeit, dass Alex Van Halen irgendwann mit einem zweiten Buch nachlegt, denn Brothers umfasst eine bestimmte Zeitperiode und nicht die ganze Karriere der Band und die Biografien der Brüder – aber in diesem Buch straft Van Halen Hagar definitiv mit absoluter Auslassung. Damit nicht genug: Geht es nach dem Musiker, gibt es eigentlich nur ein wichtiges Van-Halen-Line-up, und das besteht aus den Van-Halen-Brüdern, David Lee Roth und Michael Anthony.

2. Michael Anthony wird definitiv nicht ausreichend gewürdigt.

Apropos Michael Anthony: Der wird im Buch zwar erwähnt und auch für seine Backing Vocals gelobt, aber man hat dennoch das Gefühl, dass Anthony deutlich zu wenig Würdigung erfährt. An einer Stelle erklärt Alex Van Halen, was die Magie der Band ausgemacht habe – und beschreibt es als ein Drittel Eddie, ein Drittel Roth und ein Drittel er selbst. Dass aber Michael Anthony mit seinen Backing Vocals (Anthony kam stimmlich bemerkenswert hoch) ein wesentlicher Teil des Sounds war, lässt der Schlagzeuger völlig außen vor.

3. Der „Brown Sound“ geht auf Eddies Vater Jan zurück.

Van Halen prägten den „Brown Sound“ – ein sehr verzerrter und dennoch organischer Klang, der in der Gitarrenwelt längst ein etablierter Begriff ist. Geht es nach Alex Van Halen, stammte die Inspiration dafür von ihrem Vater Jan Van Halen – der war nämlich Jazz-Klarinettist. „Die meisten Klarinettenspieler haben einen sehr glasigen Sound, aber unser Vater hatte einen hölzernen Klang, einen erdigen, reicheren Sound“, beschreibt er. „Später hatte das Einfluss auf den Brown Sound, den Eddie und ich suchten.“

4. Eddie Van Halen verheimlichte seinem Klavierlehrer jahrelang, dass er nicht Noten lesen konnte.

Eddie Van Halen hatte ein fantastisches Gehör – und zwar so sehr, dass er zwar bei seinen Klavierstunden brillierte und nahezu alles spielen konnte, aber alles nach Gehör lernte. Was sein Klavierlehrer allerdings erst Jahre später erfuhr. Dass Eddie und Alex Klavierstunden nahmen, ging auf den Wunsch ihrer Mutter zurück. „Es war der Traum unserer Mum“, schreibt Alex. „Wir mussten Klavierspielen, weil das ein ‘respektables’ Instrument war.“

5. Das Band zwischen den Brüdern war unglaublich stark.

Wie innig die Beziehung der beiden war und wie sehr Alex unter dem Tod seines Bruders leidet, beschreibt Alex Van Halen in dem Buch eindrucksvoll. „Wir teilten die Erfahrung, in dieses Land zu kommen und herauszufinden, wie man sich einfügt. Wir teilten einen Plattenspieler, ein 800-Quadratmeter-Haus, eine Mutter und einen Vater und eine Arbeitsmoral“, schreibt er etwa. Und weiter: „Später teilten wir den hinteren Bereich eines Tourbusses, den Alkoholismus, die Erfahrung, berühmt zu werden, Väter und Onkel zu werden und mehr Stunden im Studio zu verbringen, als ich in meinem ganzen Leben mit irgendetwas anderem verbracht habe. Wir teilten eine Tiefe des Verständnisses, die die meisten Menschen nur hoffen können, in einem Leben zu erreichen.“

6. John Bonham versuchte, Alex Van Halen eine reinzuhauen

Es gibt natürlich auch jede Menge toller Rock’n’Roll-Anekdoten im Buch. Zum Beispiel die, wie die Band gerade anfängt, auf dem Sunset Strip in Los Angeles zu spielen und Alex im legendären Rainbow Bar And Grill auf Led-Zeppelin-Drummer John Bonham trifft. Alex beschreibt, wie Bonham mit Ritchie Blackmore bei einem Getränk sitzt. „Deep Purple und Led Zeppelin an einem Tisch? Wir dachten, unsere Köpfe würden explodieren.“ Alex beschließt, hinüberzugehen und Bonham zum Konzert der damals noch unbekannten Van Halen einzuladen. Dessen Reaktion: „Wer bist du? Verpiss dich!“ Alex erinnert sich: „Er war besoffen, und als ich versuchte, seine Hand zu schütteln, holte er aus und versuchte, mich zu schlagen. Sein Bodyguard hat ihn aufgehalten, aber ich wünschte fast, er hätte das nicht getan. Es wäre eine Ehre gewesen, von Bonham gekloppt zu werden!“

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