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Zeitsprung: Am 12.9.1989 erscheint „Pump“ von Aerosmith.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 12.9.1989.

von Timon Menge und Christof Leim

Der Weg zurück an die Spitze zieht sich: Nach dem Fast-Kollaps Anfang der Achtziger brauchen Aerosmith mehrere Anläufe, um wieder in Form zu kommen. Erst mit Pump platzt am 12. September 1989 wirklich der Knoten…

Hier könnt ihr euch Pump anhören:

Blicken wir zurück: Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger steht es nicht gut um Aerosmith. Schon 1979 hat Joe Perry die Gruppe nach einem Streit mit Frontmann Steven Tyler verlassen. Mit Rock In A Hard Place veröffentlichen die übrigen Bandmitglieder 1982 ein enttäuschendes Album, kurz zuvor steigt auch Brad Whitford aus. 1984 kehren die beiden zurück, ab da geht es langsam bergauf: Mit Done With Mirrors (1985) spielen Aerosmith zwar noch eine weitere relativ erfolglose Platte ein, heimsen mit Permanent Vacation aber schon wieder mehrfaches Platin ein. 


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Quo vadis, Aerosmith?

Ein guter Anfang, doch den Königsweg verfehlt die Gruppe noch, wie Perry im Interview mit Guitar World festhält: „Mit Permanent Vacation kamen wir schon nah an das heran, was wir wollten, aber auf dem Album gab es noch eine Menge zweitklassige Songs. Letztendlich landeten 13 Stücke auf der Platte, von denen wir viele nie live gespielt haben. Für mich war das eine Zeit-, Musik- und Plastikverschwendung.“ Die Reise geht weiter: Aerosmith möchten herausfinden, was eigentlich ihren Sound ausmacht.

1989 platzt der Knoten: Aerosmith wieder in Form - Pic: Kevin Winter/Getty Images.

Bassist Tom Hamilton gibt in der Dokumentation The Making Of Pump Folgendes zu Protokoll: „In den Siebzigern haben wir uns ständig weiterentwickelt, bis schließlich Rocks erschien. Wir wurden immer besser und arbeiteten unseren Stil aus. Dann ließen wir uns ablenken, und es ging plötzlich nicht mehr voran. Unsere Platten waren auf einmal nicht mehr besser als ihre Vorgänger. Deshalb sind wir irgendwann für drei Jahre lang getrennte Wege gegangen. Nachdem wir wieder zueinander gefunden hatten, nahmen wir allerdings nicht das Album auf, das der nächste logische Schritt gewesen wäre. Wir waren eine komplett neue Band.“

Alles auf Anfang

1988 nehmen die US-Rocker die Arbeit an ihrem zweiterfolgreichsten Album Pump auf. Das Material entsteht im Anschluss an die fast ein Jahr währende Tour zu Permanent Vacation. „Zwei Monate nach unserer Rückkehr wollten wir wieder Gas geben“, berichtet Perry in der Aerosmith-Biografie Walk This Way. „Wir spürten, dass etwas großes im Anmarsch ist. Am 1. November haben Steven und ich mit dem Songwriting angefangen. Wir haben einfach weitergearbeitet.“ 

Für Sänger Steven Tyler bedeutet das Album vor allem die Wiederentdeckung seiner Begeisterung für den Rock’n’Roll. So habe er sich mit Perry darüber unterhalten, welche Musik die Kids von heute hören und was jüngere Bands so treiben. Später merkt er: „Das konnte uns scheißegal sein. Wir mussten bloß in uns horchen und das innere Kind in uns herauslassen. Das war ein großes Thema für mich, als wir die Platte aufgenommen haben.“ Auch Whitford erklärt, dass sich Aerosmith auf Pump trotz oder auch wegen des neuen Lebensgefühls stärker denn je an ihren Wurzeln orientieren: „Uns ging es viel besser, die Musik kam einfach aus uns heraus, genau wie zu Beginn der Siebziger. Pump ist genauso entstanden wie unser erstes Album. Wir haben gespielt und gespielt und tonnenweise Ideen gesammelt.“

Ab vom Schuss

Für die nötige Ruhe sorgen Aerosmith, indem sie sich in einem kleinen Studio in Massachusetts verschanzen. Dort widmen sie sich ablenkungsfrei ihrem neuen Songmaterial. Die Sessions beginnen im Dezember 1988 und dauern einige Wochen. Produzent Bruce Fairbairn kommt nur gelegentlich vorbei, um zu schauen, was seine Schützlinge treiben. „Wir waren dort ziemlich isoliert“, erinnert sich Hamilton laut Ultimate Classic Rock. „Das ist super, wenn man eine Menge schaffen möchte. Jeder kam morgens herein, klopfte sich den Schnee von den Schuhen, und alle paar Wochen tauchte Bruce auf.“ Seine Führung hilft der Gruppe dabei, die Unmengen an Material zu sichten, nicht aus den Augen zu verlieren und richtig zusammenzusetzen. „Er ist sehr objektiv, was unsere Songs betrifft“, gibt Perry später zu Protokoll. „Wenn wir ein Album fertig haben, hasse ich ihn meistens. Aber nach einigen Monaten fange ich wieder an, mit ihm zu reden.“

Mit dem Titel Pump kommt Whitford um die Ecke: „Der Name fiel mir kurz nach der Tour zu Permanent Vacation ein. Wir saßen bei einem Business-Meeting, und wie üblich habe ich herumgeträumt. Ich sah mir die Titel unserer vergangenen Alben an, die im Büro unseres Managers hingen. Ich dachte: ‚Wir müssen nochmal sowas machen.‘ Der Titel Pump entstand, weil ich der Meinung war, dass das Aerosmith-Logo aussieht wie das Logo der Marke Flying A Gasoline. Dann habe ich diese ganze Tankstellenthematik aufgegriffen. Alle fanden das super, nur die Jungs aus meiner Band nicht.“

Aerosmith sind zurück

Mit Love In An Elevator erscheint am 15. August 1989 die erste Single, die auf Platz fünf der US-Charts landet. Am 12. September folgt das gesamte Album, später gibt es vier weitere Erfolgsauskopplungen: Janie’s Got A Gun, What It Takes, The Other Side und Monkey On My Back. Ganze sieben Millionen Mal geht die Scheibe über die Ladentheken und markiert nach Get A Grip (1993) das zweiterfolgreichste Album von Aerosmith. Für Janie’s Got A Gun räumt die Gruppe später auch noch einen Grammy ab. Mit Pump gelingt Aerosmith Ende der Achtziger also endgültig ein Comeback, das ihnen so wohl kaum jemand zugetraut hätte.