Getrennt wird sich immer. Selten aber so medienwirksam und mit so viel Getöse wie in der Rock-Musik. Brüderzwist, gebrochene Herzen oder kolossale Egos – hier kommen die denkwürdigsten, heftigsten und deftigsten Trennungen der Rock-Geschichte.
von Björn Springorum
Am Anfang ist ja immer alles ganz toll. Komm, wir gründen eine Band! Man ist jung, naiv, hat Großes vor und schafft es dann sogar. Alles super noch die ersten Jahre, Friede, Freunde, Eierkuchen, jede Tournee eine endlose Klassenfahrt, der Ruhm, die Fans, die Drogen. Irgendwann endet aber eben jede Party. Irgendwann kommt er dann doch, der Kater. Das überstehen nicht alle Bands unbeschadet. Und wo manche in Eintracht auseinandergehen oder einfach wortlos hinschmeißen, gibt es immer wieder Bands, deren Ende mit einem lauten Knall, mit Krieg und Schlammschlacht kommt. Hier sind ein paar davon.
Sonic Youth
Never fuck the company heißt ja ein landläufiges Sprichwort. Gilt natürlich auch für Bands, die ab einer gewissen Größe ja auch nichts anderes sind als ein Unternehmen. Ist Thurston Moore und Kim Gordon von Sonic Youth aber egal. Die beiden sind privat wie beruflich ein Paar, verheiratet sogar. Zumindest bis 2011, als sie ihre Trennung verkünden. Schuld ist Moore, dem eine Bandkollegin als Ehefrau dann irgendwie doch zu wenig war. Doch wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er die Band sogar mit seiner Frau weitergeführt, die er nach Strich und Faden betrogen hat. Total unverständlich natürlich, dass Moore darauf keine Lust hatte, oder?
Guns N‘Roses
Sex, Drugs und Rock‘n‘Roll wurden selten so ernst genommen wie von Guns N‘Roses. Seit sie 1987 von Appetite For Destruction in die Stratosphäre katapultiert worden waren, lassen sie nichts aus, was ihren hedonistischen Lifestyle beflügelt. 1990 kommt es zu einem ersten Bruch: Schlagzeuger Steven Adler muss gehen, weil sein Drogenkonsum außer Kontrolle geraten war und er an den Drums nur noch Krach produziert. 1993 spitzen sich die Spannungen immer mehr zu, nachdem Axl Rose immer öfter verspätet oder übellaunig zu Konzerten auftaucht. Einmal weigert er sich, auf die Bühne zu gehen, bevor ihm seine Kollegen die Rechte am Namen formell übertragen. Richtig feiner Zug! Wird aber noch besser: Irgendwann nach der mehrjährigen Use Your Illusion-Tour bezeichnet Rose seinen alten Kumpel Slash mal so eben als Krebsgeschwür. Dauert trotzdem noch bis 1996, bis Slash offiziell hinschmeißt. Der Krach zwischen Rose und dem Rest der Band schwelt lang: Sogar die Aufnahme in die Rock And Roll Hall Of Fame lässt er sich entgehen, weil Duff McKagan und Slash anwesend sein würden. Scheint fast schon surreal, dass sich die Hitzköpfe irgendwann doch noch mal zusammengerauft haben.
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The Everly Brothers
Hässliche Trennungen gab es auch schon früher. Dem Bruder-Duo Everly Brothers hätte man das bei all ihrem Saubermann-Image aber eher weniger zugetraut. Doch als Don Everly nach zahlreichen erfolgreichen und harmonischen Jahren 1973 mal voll wie eine Strandhaubitze bei einer Show in Hollywood auf die Bühne torkelt und keinen einzigen geraden Satz mehr singen kann, hat Phil genug: Er zieht ihm seine Gitarre über den Schädel und stürmt von der Bühne. Zehn Jahre herrscht Funkstille zwischen den beiden, ehe sie der Tod des Vaters wieder zusammenbringt. Mit dem Erfolg ist es da aber schon vorbei.
The Libertines
Über Pete Dohertys, sagen wir, ausschweifendes Leben muss hier nicht berichtet werden. Es trägt aber natürlich dazu bei, dass seine Beziehung zu Libertines-Co-Chef Carl Barât so richtig fies toxisch wird. Wenn die beiden gemeinsam im Studio sind, müssen eigens engagierte Bodyguards darauf achten, dass sie sich nicht anfallen. Und als er dann noch in Barâts Wohnung einbricht, nachdem der nicht zu einem Konzert erschienen ist, landet Doherty sogar im Knast. Sonnenklar, dass es danach erst mal aus ist. Doch erstaunlicherweise raufen sich die beiden irgendwann wieder zusammen und lassen sich Partner-Tattoos stechen. Hassliebe nennt man das wohl.
The Beatles
Frustration, Verbitterung und Zynismus prägen das Ende der größten Band der Welt. Der dicke Knall bleibt bei den Beatles zwar aus, dafür kommt es in der Folge aber durchaus zu Wortgefechten und dem einen oder anderen Gerichtsverfahren. Nachdem Paul McCartney 1970 seinen Ausstieg offiziell macht, kann John Lennon es nicht fassen: Er war doch der erste, der ausgestiegen ist, es aber aus taktischen Gründen noch nicht mitteilte. Beide gehen auf ihre Weise mit der Trennung um, McCartney schreibt Too Many People und Lennon How Do You Sleep. Typisch Beatles, sie machen es eben eher auf die feine englische Art.
Oasis
Das Beste kommt zum Schluss. Und so genial Oasis musikalisch auch waren: Die Streitigkeiten, die Exzesse, die Skandale und der blutige Brüderzwist zwischen Noel und Liam Gallagher gehören zu den unterhaltsamsten Nebensächlichkeiten der Rockgeschichte. Tätliche Angriffe mit einem Cricket-Schläger, wüste Beschimpfungen, Kneipenschlägereien: Dass sie es überhaupt 15 Jahre gemeinsam in einer Band aushielten, wirkt in der Rückschau geradezu unglaubwürdig. Doch nach all den Schlägereien, den Totalausfällen auf und hinter den Bühnen der Welt, den öffentlichen Anfeindungen, ist 2009 wirklich Schluss: Vor einem Festival in Paris kloppen sich die Hitzköpfe mal wieder zu Brei, sie sagen das Festival ab und verkünden danach gleich ihre Trennung. Am 28. August teilt Noel Gallagher seinen Ausstieg offiziell mit: Er könne einfach nicht mehr mit seinem Bruder in einer Band spielen. Und das hat nicht nur was damit zu tun, dass Liam in einem cholerischen Anfall eine von Noels Gitarren zerschmettert hat.
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