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Foto: Paul Natkin/Getty Images

40 Jahre „Bella Donna“: Die mystische Magie der Stevie Nicks

Vor 40 Jahren setzt Stevie Nicks noch einen drauf und startet neben ihrer Karriere bei Fleetwood Mac als Solitärin durch. Bella Donna ist ein verwunschener, betörender Auftakt nach Maß –  sagenhaft erfolgreich und für alle Zeit von einer Tragödie überschattet.

von Björn Springorum

Hier könnt ihr Bella Donna hören:

In den frühen Achtzigern führt für Stevie Nicks kein Weg an einem Soloalbum vorbei. Sie ist die mystische Hohepriesterin des Rock, eine geheimnisvolle Erscheinung, die der Musik mit ihrem märchenhaften Kleidungsstil und ihrer jenseitigen Art viel von ihrem Nimbus des Unerklärlichen zurückgegeben hat. Als Sängerin von Fleetwood Mac hat sie sich in den vergangenen Jahren ein Podest gebaut: Auf dem zehnten Album Fleetwood Mac steuert sie unter anderen Rhiannon bei, ein intensives Monument, das vom Rolling Stone völlig zurecht in die Liste der 500 besten Songs aller Zeiten aufgenommen wird.

Bella Donna entsteht praktisch nebenher

Mit Rumours (1977) hebt die Band endgültig ab. 45 Millionen Exemplare werden verkauft, das von Nicks geschriebene Dreams wird zum einzigen Nummer-eins-Hit der Band in den USA. Sie schreibt aber eben nicht als einzige bei der englischen Band, die auch durch sie und ihren damaligen Partner Lindsey Buckingham zur transatlantischen Erfolgsgeschichte wurde. Das Songwriting teilt sich auf drei Köpfe auf, da bleibt eine Menge Material ungenutzt liegen. Während den Arbeiten an Tusk und der darauffolgenden Welttournee (!) schreibt Stevie Nicks Material für ein Album, das ihr Leben verändern wird. Und für immer an eine fürchterliche Tragödie geknüpft ist.

Vor 40 Jahren, am 27. Juni 1981, erscheint Bella Donna, ihr erstes Soloalbum. Das Timing könnte nicht besser sein: Von Rolling Stone als „Königin des Rock’n’Roll“ betitelt, nach drei höchst erfolgreichen Platten mit Fleetwood Mac ganz oben, auf der Bühne eine angebetete Erscheinung, eher Geistwesen als Mensch. Der Erfolg ist nicht nur wahrscheinlich, sondern in Stein gemeißelt: Weniger als drei Monate nach seiner Veröffentlichung wird das Werk mit Platin dekoriert, 1990 hat es sich bereits vier Millionen Mal verkauft.

Die blonde Priesterin des Okkulten

Stevie Nicks ist die Frau der Stunde, die Künstlerin, die es parallel zu ihrer Position bei einer der größten Rock-Bands der Epoche geschafft hat, auch als Solitärin aus dem Stand ganz nach oben zu kommen – mit eigenen Songs, wohlgemerkt. Die Ausnahme bildet das wunderbare Stop Dragging My Heart Around, geschrieben von Tom Petty und Mike Campbell. Das Album ist ein berauschendes Stück Musik, getragen von ihrer mystischen Aura und ihrer unglaublichen, ungezähmten Stimme, die sich in die Tiefe stürzt, im nächsten Moment kokett klimpert, um gleich darauf bedrohlich zu fauchen. Der Rolling Stone nennt die „die blonde Priesterin des Okkulten“. Fast schon prophetisch: Viele jahre später wird Nicks tatsächlich ganz offiziell zur Priesterin ernannt. Sie ist die versunkene Sirene, eine Königin, die in ihrer eigenen Welt lebt und, zugegeben, ihre Exzentrik sorgsam pflegt. Bella Donna atmet den Mythos des Unerklärlichen, ein neues Album für ein neues Jahrzehnt, das bis heute seinen mächtigen Zauber wirkt.

Berühmt ist das Debüt natürlich für Edge Of Seventeen, ihr Signature-Song, in dem sie ihre Trauer über den Tod ihres Onkels und die Ermordung John Lennons im Dezember 1980 zum Ausdruck bringt. Unvergessen auch Leather And Lace, ihr Duett mit Don Henley. Schon auf ihrem ersten Werk als Einzelgängerin stellt Nicks die Weichen für die Zukunft: Auf der Gehaltsliste des Albums stehen 20 Musiker*innen, darunter auch der Pianist der E-Street-Band, Roy Bittan und die Background-Sängerinnen Sharon Celani und Lori Perry, die beide bis heute mit ihr auf der Bühne stehen.

Das Schicksal schlägt im schönsten Moment zu

Das liest sich alles schön. Zu schön, ehrlich gesagt, um wahr zu sein. An dem Tag, als Bella Donna die Spitze der US-amerikanischen Albumcharts erreicht, erfährt Nicks, dass ihre beste Freundin Robin Anderson an Leukämie erkrankt ist und nur noch wenige Monate zu leben hat. „Ich konnte Bella Donna nie genießen, weil meine Freundin starb. Etwas erlosch an diesem Tag“, sagt sie später dazu. Am Erfolg ihres ersten Alleingangs ändert das natürlich nichts. Die direkte Konfrontation mit einem verfrühten Tod lässt sie die Dinge aber anders sehen, lässt sie dankbar sein für alles, was ihr widerfährt. Natürlich wäre Stevie Nicks ohne Bella Donna nicht da, wo sie heute ist. Dasselbe gilt aber für den Tod ihrer geliebten Freundin. Auf The Wild Heart, das im Juni 1983 erscheint, verarbeitet sie die Tragödie. Und kann den Erfolg des Albums dann endlich auch mal genießen.

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