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Zeitsprung: Am 23.11.1987 erscheint „The Eternal Idol“ von Black Sabbath.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 23.11.1987.

1987 ging es in der Personalabteilung von Black Sabbath komplett drunter und drüber: Die Aufnahmen zu The Eternal Idol beginnen mit einem Sänger und enden mit einem anderen, für einen Videoclip wird der nächstbeste Langhaarige von der Straße weg verpflichtet, und wegen des Covers müssen zwei Leute sogar ins Krankenhaus…


Sabbath-Chef und Riffgott Nummer eins Tony Iommi hat es echt nicht leicht über die Jahre: Das Original-Line-up mit Ozzy zerbricht pünktlich zum Ende der Siebziger, Trommler Bill Ward haut 1980 einfach ab und der neue Frontmann Ronnie James Dio steigt nach wenigen Jahren auch wieder aus. Anschließend singt mal Deep-Purple-Mann Ian Gillan für eine Platte. Danach Glenn Hughes, und das sind nur die Leute, die tatsächlich auch auf einem Album gelandet sind. Ur-Bassist Geezer Butler verabschiedet sich unterwegs ebenso. Also steht Iommi schlussendlich als einziges verbliebenes Gründungsmitglied da. 

The eternal idol – Jede Menge Auswechslungen

Die Arbeiten für das 13. Black-Sabbath-Album beginnt er deshalb mit drei Quasi-Neulingen: Dave Spitz (das ist der große Bruder von Anthrax-Klampfer Dan Spitz) hat ebenso wie Schlagzeuger Eric Singer (heute bei Kiss) zum ersten Mal auf Seventh Star (1986) mitgewirkt, und der Sänger Ray Gillen war erst bei der Tour hinzugestoßen.

Aber auch diese Mannschaftsaufstellung bleibt nicht lange im Spiel. Spitz wird im Studio schon bald durch Bob Daisley aus Ozzys Band ersetzt, der in den Album-Credits aber nicht erwähnt wird. Könnte daran liegen, dass er vor Ende der Aufnahmen schon zur Band von Gary Moore abwandert und Eric Singer gleich mitnimmt. Für den wiederum kommt Bev Bevan von ELO und klöppelt noch ein paar Percussion-Overdubs ein. Chaos. 


Und noch ein neuer Sänger

Mit Ray Gillen klappt es auch nicht: Der Mann kann beim Songwriting und im Studio nicht viel Brauchbares abliefern und heuert schließlich bei Badlands an. Und auch sonst mischen einige Leute mehr bei den Aufnahmen mit, ständig werden die Arbeiten unterbrochen, ständig muss Iommi von vorne anfangen. Noch mehr Chaos. 

Nur einer macht eine gute Figur: der neue Sänger Tony Martin. Der bisher weitestgehend unbekannte Brite singt kurz vor Ende der Sessions in ziemlicher Eile die gesamten Vocals von Ray Gillen nochmal ein. Auf die Songs oder Texte kann er da keinerlei Einfluss mehr nehmen. Dass bei all dem Durcheinander nach fast einem Jahr Produktionszeit ein einigermaßen konsistentes Album rauskommt, ist schon ein Wunder. The Eternal Idol erscheint am 23. November 1987; andere mutmaßliche Veröffentlichungsdaten wie 1. November (Europa) und 8. November (USA) scheinen wenig wahrscheinlich, da es sich dabei um Sonntage handelt.


Giftiges Gold

Die Platte klingt typisch für Black Sabbath in den späten Achtzigern, nämlich episch und melodisch, mit vielen Keyboards und den gewohnt fetten Iommi-Riffs. Das steht stilistisch der Dio-Ära näher als den Ozzy-Jahren und nimmt viel von dem vorweg, was zwei Jahre später mit dem großartigen Headless Cross folgen sollte. Dafür sorgen vor allem die Gesänge von Tony Martin, der für drei weitere Platten an Bord bleiben darf.


Auf dem Cover soll eine Skulptur von Auguste Rodin zu sehen sein, doch die Band erhält die Erlaubnis zur Nutzung des Fotos nicht. Also werden zwei nackte Models mit Goldfarbe bemalt, um die Szene nachzustellen. Leider wirkt die Farbe giftig, weshalb die beiden sofort nach den Aufnahmen ins Krankenhaus müssen.


"Für das Video? Nimm halt irgendwen!"

Damit enden die schlechten Nachrichten nicht, denn die Kritiken fallen weitestgehend negativ aus. In den Charts geht auch nicht viel, und zu guter Letzt schickt die Plattenfirma noch die Entlassungspapiere. In der großen Geschichte des Metal wird The Eternal Idol heutzutage eher übersehen, doch es finden sich einige coole Nummern auf der Platte, etwa Born To Lose, das von Iommi gelobte Ancient Warrior oder Nightmare, welches für den dritten Teil der Slasher-Film-Reihe Nightmare On Elm Street geschrieben worden war.

Für die Single The Shining drehen Black Sabbath sogar ein Video. Dabei sitzt mittlerweile Terry Chimes von The Clash hinter den Drums. Weil gerade kein Bassist am Start ist, zerren Sabbath den nächstbesten Rocker vor die Kamera. Kein Witz. „Wir haben den Typen einfach von der Straße gegriffen“, erzählt Martin später in einem französischen Sabbath-Fanzine. „Ich kann mich an seinen Namen nicht erinnern, aber er sah passend aus und sagte, er sei eigentlich Gitarrist. Wir haben ihn nie wiedergesehen.“


Nur ein paar Shows, dann wieder heim

Dass für die folgende Tour mit Bassist Jo Burt noch ein neuer Musiker engagiert werden muss, fällt bei all dem Durcheinander schon fast nicht mehr ins Gewicht. Viele Termine gibt es ohnehin nicht; Sabbath spielen mit Virgin Steele als Vorgruppe in Griechenland, Deutschland und Italien, weitere Shows in Europa werden abgesagt. Mitschnitte gibt es kaum, angeblich handelt es sich bei diesem Video von der Show in Essen am 22. November 1987 um die einzige Filmaufnahme.

Mit diesem Line-up ging es dann auf Tour: Terry Chimes, Geoff Nicholls, der neue Sänger Tony Martin, Tony Iommi, Jo Burt

2010 erscheint dann eine Neuauflage der Platte. Als Bonus sind die originalen Aufnahmen mit dem mittlerweile verstorbenen Ray Gillen dabei sowie die beiden B-Seiten Some Kind Of Woman und eine frühe Version von Black Moon, das später auf Headless Cross erscheint. Da bekommt Iommi langsam wieder Ruhe in sein Schiff, aber das ist mal wieder eine andere Geschichte…

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