von Matthias Breusch und Christof Leim
Meilenstein, Teil drei: Mit Departure liefern Journey am 29. Februar 1980 das dritte Erfolgsalbum in Folge ab. Schon die Eröffnungsnummer Any Way You Want It gehört zu den Klassikern im Katalog der Band. Im Studio reichte den Herren dafür eine knappe Woche…
Hier ist Departure in voller Länge zu genießen:
Der Einstieg von Sänger Steve Perry 1977 bedeutete für Journey eine Revolution. Auf den folgenden Alben Infinity (1978) und Evolution (1979) lässt die Band ihre prog-rockigen Wurzeln zurück, klingt eingängiger und im besten Sinne kommerziell. Das schlägt sich umgehend in den Verkaufszahlen nieder, während Perry nicht zuletzt wegen seiner glanzvollen Liveauftritte zum König des Arena-Rock aufsteigt und gerne huldvoll „The Voice“ genannt wird.
Live im Studio
Der zweite Grund für die Steigerung liegt in der Produktion von Roy Thomas Baker, dem Mann hinter den Klangwelten von fünf der ersten sieben Queen-Alben. Der Brite hat sich ähnlich wie das Duo Björn Ulvaeus und Benny Andersson von ABBA auf das Übereinanderschichten zahlreicher Klangebenen spezialisiert, was den Journey-Songs dieser Ära einen raumgreifenden, sphärischen Touch verleiht. An Departure ist Baker indes nicht mehr beteiligt, aber seine Nachfolger, in erster Linie als Toningenieure gebucht, wagen es nicht, an dieser Rezeptur Entscheidendes zu verändern.
Haben gut lachen: Journey im Sommer 1979 (Foto: Michael Putland/Getty Images)Einen Unterschied gibt es doch: Die Musiker um die ehemaligen Santana-Mitstreiter Neal Schon und Gregg Rolie spielen die Basic-Tracks für 19 neue Songs in nur acht Tagen unter Live-Bedingungen ein, was der Platte für manche Ohren etwas mehr Ecken und Kanten verleiht. Elf der Nummern schaffen es auf das Album, darunter Schönheiten wie Precious Time, Where Were You? und Stay Awhile.
Käfer mit Engelsflügeln
Grundsätzlich klingt Departure jedoch wie die logische Fortsetzung der vorangegangenen Werke – und schafft es auf Platz acht der US-Charts, die höchste Position für ein Journey-Album bisher. Vor allem das mächtige Eröffnungsstück, die erste Single Any Way You Want It, avanciert zum Klassiker.
Vollendet wird das Gesamtkunstwerk durch ein inspiriertes Artwork. Das stammt von Alton Kelley, einem gelernten Schweißer, und Stanley Mouse, einem ehemaligen Wasserbettenverkäufer. Beide entstammen der Künstlerszene der Sechziger und sind mit psychedelischen Designs für Grateful Dead berühmt geworden. Für Departure setzen sie an Ikarus erinnernde Airbrush-Visionen aus Käfern mit Engelsflügeln im schwerelosen Raum in Szene.
Einen Nachdreher erhält die Platte in Form eines gleichfalls millionenfach erfolgreichen Livealbums namens Captured, mitgeschnitten auf der obligatorischen Tour. Hier spielt zum letzten Mal Keyboarder und Sänger Gregg Rolie mit, der fortan weniger durch die Welt reisen will und dabei hilft, seinen Nachfolger Jonathan Cain (ehemals The Babys) auszuwählen. Mit dem entsteht schon im Folgejahr Escape mit dem Journey dann sogar die Spitze der US-Charts erreichen. Aber das ist mal wieder eine andere Geschichte…