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Foto: Alin Luna / Unsplash

Der Corona-Soundtrack: 10 Songs, die die Pandemiezeit definierten

Fünf Jahre ist es nun her, dass wir uns im ersten Corona-Lockdown befanden – schwer zu sagen, ob sich diese Zeit viel länger oder viel kürzer anfühlt. Aber während der Ära der großen Isolation war Musikhören oder -machen einer der besten Zeitvertreibe. Hier kommt unser Corona-Soundtrack – zehn Songs aus 2020 und 2021, die entweder durch die Lockdown-Zeit entstanden oder sie perfekt untermalten.

Taylor Swift – This Is Me Trying

Folklore ist wahrscheinlich DAS Lockdown-Album schlechthin. Der ruhige Folk-Pop-Sound von und mit Aaron Dessner (The National), Jack Antonoff oder Bon Iver bedeutete nicht nur einen erneuten Image-Wechsel für Taylor Swift, er vertonte auch die niedergeschlagene, nachdenkliche Stimmung der Corona-Ära. Denn diese Lockdown-Situation war auch der Impuls, der Swift zu diesem Album bewegte. This Is Me Trying ist eine Beichte über die Miseren, in denen sich verschiedene Menschen befinden, denen sie sich dennoch nicht geschlagen geben, obwohl es recht aussichtslos wirkt – wie 2020 kann ein Song sein?

Arlo Parks – Hope

Arlo Parks hatte um 2020/2021 ihren Durchbruch und es ist nicht verwunderlich, warum sich gerade in dieser Zeit viele Menschen mit ihrer Musik identifizierten. Die gemütlichen R&B-Instrumentals, Parks‘ sanfte Stimme und ihre Texte, die oft tief in die menschliche Psyche schneiden – eine tröstende, warme Decke für alle Isolierten. Hope setzt sich mit Einsamkeit auseinander, Arlo Parks erzählt hier die Geschichte einer guten Freundin. Am Ende hinterlässt Parks ihren Hörer:innen einen empathischen Brief. Die Botschaft: „But know that I know and you’re not alone“.

Isolation Berlin – Ich zieh mich zurück

Der Bandname spricht für sich selbst. Und Ich zieh mich zurück ist der Song, der diesem Namen am ehesten gerecht wird. Ohne Frage der deprimierendste Song in dieser Liste, aber das gehörte eben auch zum Lockdown dazu. Tobias Bamborschke singt darüber, dass er sich in sein Schneckenhaus verkriecht und „den ganzen Tag nur wimmern, heulen und schreien“ könnte. Währenddessen klingt das Instrumental aber fast schon wie ein friedliches Schlaflied – der Kontrast macht das Ganze umso bissiger. Zum Schluss singt Bamborschke seelenruhig: „Du hast gesagt, dass das mit uns nichts mehr wird / Und im Fernsehen läuft Krieg“ – chillig!

Billie Eilish – My Future

„Nirgendwo wird darüber gesprochen, wie mächtig das Alleinsein sein kann“, sagte Billie Eilish im Interview mit Apple Music. Darum geht es in My Future, um die Selbstreflexion und den Optimismus, die das Alleinsein mit sich bringen kann. Auch wenn das eher in einem Beziehungskontext gemeint war, fiel der Song zufälligerweise in den Zeitgeist, als er im Sommer 2020 erschien. Zeit zum Reflektieren hatten wir weiß Gott genug. Und wie Eilish selbst in einer E-Mail an ihre Fans schrieb: „Die Zukunft fühlt sich aktuell ungewiss und verrückt an. Aber wir müssen bereit sein, selbst daran zu arbeiten. Wenn wir das tun, sollten wir hoffnungsvoll und gespannt sein. Ich muss mich immer daran erinnern, dass die Zukunft uns gehört.“

Charli xcx – Forever

Ein weiteres „Lockdown-Album“ ist How I’m Feeling Now von Charli xcx. Anfang April 2020 verkündete Charli auf ihren Socials, sie wolle innerhalb eines Monats ein Album schreiben: „Der Charakter dieses Albums wird der Zeit entsprechend sein, denn ich werde nur die Mittel nutzen, die ich greifbar habe. Ich werde auch mit Leuten online kollaborieren und den ganzen Prozess sehr offen halten.“ So konnten Fans etwa Demos hören, über das Albumcover entscheiden oder für das Musikvideo zu Forever Clips aus ihrem Leben einsenden. Im Song erklärt sie ihrem damaligen Partner, dass sie ihn für immer lieben werde, auch wenn sie räumlich oder romantisch voneinander distanziert sind.

Phoebe Bridgers – I Know The End

Phoebe Bridgers’ Punisher-Album klang so introvertiert, deprimiert und doch irgendwie friedlich, wie sich die Quarantäne in vielen Momenten anfühlte. I Know The End beendet das Album mit einem epischen, sich langsam aufbauenden Finale – und natürlich geht es um die Apokalypse. Interessanterweise hört man nicht genau heraus, wie Bridgers diesem Ende gegenübersteht. Sie äußert weder Todesangst, noch sieht sie das Ganze wirklich optimistisch. Auch musikalisch klingt der Song in manchen Momenten bedrückt, in anderen euphorisch. Bridgers reagiert schlicht mit einem apathischen „Yeah, I guess the end is here“. Fühlten wir uns nicht auch manchmal so?

The Weeknd – Blinding Lights

Blinding Lights war mit Abstand der größte Hit während der gesamten Corona-Zeit. Der Song wurde zum meistgestreamten Song aller Zeiten auf Spotify und brach mehrere Chartrekorde, inklusive 57 Wochen in der Top 10 der Billboard Hot 100 – er war also omnipräsent. Ohrwurmmelodien und 80er-Ästhetik sei Dank! Die Lyrics über das Gefühl, die Berührung und die Liebe eines anderen Menschen zum Überleben zu brauchen, trugen unter diesen Umständen bestimmt auch ihren Teil dazu bei.

Die Ärzte – Ein Lied für Jetzt

Gut, in einer Liste der besten Ärzte-Songs wird man diesen Song vielleicht nicht finden. Aber eine ziemliche Zeitreise ist er allemal! Es klingt ein bisschen (und ist wahrscheinlich auch so), als hätten alle drei Mitglieder ihre Parts schnell mit dem Handy aufgenommen und (nach eigener Aussage) „hingehunzt“ – zur Message passt es aber trotzdem. Die drei erzählen sich gegenseitig, was sie gelangweilt zuhause so treiben: „Die Kanzlerin, sie sagt: ‚Bela, bitte bleib' zuhaus‘ / Es gibt doch jeden Tag jetzt die Sendung mit der Maus“. Das Fazit, das sie schlussendlich ziehen, ist: „Das bisschen Quarantäne ist nicht die schlimmste Sache der Welt“.

Gorillaz feat. Robert Smith – Strange Timez

In einer so einsamen Zeit hatte das Gorillaz-Projekt Song Machine etwas Tröstendes: Jeden Monat erschien ein neuer Song, jeweils mit anderen bekannten musikalischen Gäst:innen. Kooperation trotz Isolation also. Bald konnte das natürlich nicht mehr gemeinsam im Studio passieren – aber vielleicht kamen gerade durch das Remote-Arbeiten Kollaborationen zustande, für die sonst nie Zeit gewesen wäre. Beispielsweise sind Gorillaz und Robert Smith (The Cure) eine Hammer-Kombi und tatsächlich war Strange Timez auch der erste der Songs, der von zuhause entstand. Passenderweise singen 2-D und Smith in Strange Timez über genau diese ungewissen Zeiten.

Nick Cave & Warren Ellis – Balcony Man

Wer einen Balkon hatte, lernte ihn während der Lockdowns so richtig zu schätzen. In einer Zeit, in der man sich kaum traute, vor die Tür zu gehen, war es der Ort, an dem man der Außenwelt am nächsten war. Auch Nick Cave saß oft auf seinem Balkon, beobachtete die missliche Lage von oben und schrieb Songs für sein Album Carnage. In Balcony Man träumt er davon, sich in etwas Freieres zu verwandeln, einen agilen Tänzer wie Fred Astaire. Doch schlussendlich findet er seinen Moment des Friedens in der Liebe zu seiner Frau: „This morning is amazing and so are you“.

Das war unser Corona-Soundtrack - mehr Listen gibt’s hier: