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Kur Cobain beim MTV Unplugged von Nirvana 1993. Foto: Frank Micelotta/Getty Images

Die 10 ikonischsten MTV Unplugged-Momente

Früher war alles besser – na ja, zumindest das Musikfernsehen. Ein Klassiker hat überdauert: das oft kopierte, aber nie erreichte MTV Unplugged. Zum Anlass der neuesten (und kontroversen) Iteration der südkoreanischen Megastars BTS schauen wir auf die 10 ikonischsten Momente aus mehr als 30 Jahren MTV Unplugged.

von Victoria Schaffrath

Hach, die guten alten Tage des Musikfernsehens. Stundenlang hockte man vor dem Bildschirm, um das eine, brandneue Video zu sehen; zwischendurch durfte man sich irgendwann durch halbgare Reality-Formate hangeln. Doch auch wenn die MTV-Sendezentrale im Laufe der Jahre so manchen Wandel erleben durfte, ein Stern ist geblieben: Den Wandel von „Alternative als Mainstream“ zur Pop- und schließlich Hip-Hop-Ära illustrierte kaum ein Format so eindrucksvoll wie das MTV Unplugged.

Vor wenigen Tagen erschien die neueste Fassung, besetzt durch das globale Phänomen BTS. Die Boyband aus Südkorea kennt man eigentlich für extravagante Modekonzepte und ausführliche Tanzeinlagen, dementsprechend groß war das Interesse an der zwangsweise reduzierten Darbietung. Nicht nur, dass ein Cover von Coldplays Fix You schon an guten Tagen eine Herausforderung darstellt – ohne Band im Hintergrund und mit (gefühltem) Original-Playback der Briten bleibt vom „unplugged“-Gedanken nicht mehr viel übrig. Schauen wir uns also lieber die ikonischsten Auftritte und Momente aus der reichhaltigen, 30-jährigen Geschichte der Sendung an.

1. Paul McCartney (1991)

Laut Produzent Alex Coletti macht das Mitwirken von Sir Paul das MTV Unplugged überhaupt erst zu dem, was es in den Neunzigern wird – nämlich ein überdauerndes popkulturelles Phänomen. Bei anderen Musikschaffenden könnte man diese Aussage als schmeichlerisch auslegen, aber bei McCartney darf man das hinnehmen. Schließlich liefert der Brite ein exzellentes Set mit Blues-Nummern, einem Cover von Ain’t No Sunshine (mit Paul an den Fellen) und enthusiastisch dargebotenen Beatles-Stücken.

 2. Eric Clapton (1992)

Als sich Clapton 1992 an ein akustisches Konzert wagt, klingt das prekär. Erst im vorigen Jahr hatte er Söhnchen Connor bei einem furchtbaren Unfall verloren, das daraus entstandene Tears In Heaven sorgt also auch ohne intimes Streicher-Arrangement für einen Kloß im Hals. Die Performance für den Musiksender bleibt unvergessen und erhält berechtigterweise einen Grammy für das Album des Jahres. Einen der besten Momente der Aufnahmen prägt jedoch die Freude: Clapton stimmt in einer Pause spontan den Blues-Klassiker Rollin' and Tumblin an, den es von ihm zuletzt mit Cream zu hören gab. Die Kamera-Crew hält drauf.

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3. Nirvana (1993)

Die strähnigen Haare, die löchrige Strickjacke, der glasige Blick: Denkt man an Kurt Cobain zurück, so stellt sich bei vielen das Bild aus dem MTV Unplugged von 1993 ein. Doch auch musikalisch bedeuten die Aufnahmen in gewisser Weise das Erbe Cobains. Die Bühne, dekoriert wie für eine Trauerfeier, bildet den Hintergrund für eine Darstellung, die auf Selbstbeweihräucherung in Form von Nirvana-Klassikern verzichtet und lieber Cover von Bowie, den Meat Puppets und den Vaselines präsentiert. Im Hinblick auf Cobains wenig später vollzogenen Freitod hinterlässt man mit All Apologies beinahe versöhnliche Töne und einen der prägenden Musikmomente der Neunziger.

4. Jimmy Page & Robert Plant (1994)

Mit viel Überzeugungskraft (und vermutlich noch mehr Gage) gelingt es MTV Mitte der Neunziger, das Unmögliche möglich zu machen: Page und Plant, wieder vereint auf einer Bühne. Drei Tage, drei Städte und jede Menge talentierte Profimusiker erlauben den Led Zeppelin-Gründungsmitgliedern, noch einmal ihre volle Strahlkraft zu entfalten. John Paul Jones fragt man jedoch nicht einmal, ob er mitspielen möchte.

5. The Eagles (1994)

Eher gefriert die Hölle, als dass Glenn Frey und Don Felder noch einmal gemeinsame Sache machen. Auf dem Stand befindet jedenfalls der Rest der Welt, als die Eagles sich 1994 noch einmal für das Unplugged Hell Freezes Over zusammentun. Weil sie dabei aber jegliche Animositäten hinter der Bühne lassen und Stücke wie Hotel California akustisch beinahe noch besser klingen als im Original, mutiert das TV-Special in Albumform zum Welterfolg und beschert den Eagles eine dazugehörige Tour, die bis heute zu den erfolgreichsten der Musikgeschichte gehört.

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6. Oasis (1996)

In wundervoll typischer Oasis-Manier lässt Liam Gallagher den Rest der Band sitzen, als Oasis auf dem Höhepunkt des What’s The Story, Morning Glory-Hypes ihr MTV Unplugged einspielen sollen. Es kratzt im Hals, heißt es. Bruder Noel springt (ganz selbstlos, versteht sich) als Retter der Stunde ein, und Songs wie Don’t Look Back In Anger bekommen eine Meta-Ebene, die sich kein MTV-Redakteur hätte träumen lassen. Die Streicher helfen ebenfalls.

7. George Michael (1996)

Mit einem Unplugged-Konzert bietet sich eine hervorragende Gelegenheit für Cover, der auch große Namen wie George Michael nicht widerstehen wollen. Dem Bonnie Raitt-Klassiker I Can’t Make You Love Me verpasst er ebenso wie Elton Johns Don’t Let The Sun Go Down Neuanstriche, die sich sehen lassen können. Bei Freedom brillieren Michael, Band und Gospelchor jedoch besonders. Wohl auch für die anwesende Mutter des Sängers ein Genuss, für die dieses Konzert ihres Sohnes das letzte vor ihrem Tod bleiben sollte.

8. Die Fantastischen Vier (2000)

Dass die Fanta 4 nicht ganz konsequent im Rahmen des Normalen denken, weiß man eigentlich. Als die Gruppe am Scheitelpunkt der Jahrtausendwende ein akustisches Konzert in einer Tropfsteinhöhle im Sauerland plant, ahnt man aber noch nicht, wie überirdisch das Ergebnis später klingen soll. Mit Samples, die beispielsweise das Meeresrauschen von Tag am Meer live nachbilden, und Cello, Percussion und Co. verleihen die Stuttgarter ihren Songs meditative Qualitäten und dem Sauerland (gemeinsam mit Nena) musikhistorische Bedeutung.

9. Die Ärzte (2002)

Nur die Ärzte können es schaffen, aus einem MTV Unplugged zu gleichen Teilen Konzert, Kabaretteinlage und Bildungsfernsehen zu machen. Für Rock ‘n’ Roll Realschule nimmt das Trio aus Berlin (aus Berlin!) 2002 einen Hamburger Schulchor und dessen Aula in Beschlag und amüsiert sich dabei so sehr, dass man Teile des Sets auf späteren Touren samt Kostümen nachstellt. Die Jazz-Punk-Sondersendung beschert uns außerdem die beste Umbaupause seit… immer, eigentlich.

10. Alicia Keys (2005)

Mitte der Nullerjahre droht die Unplugged-Quelle beinahe zu versiegen. Mit einem beherzten Griff in die Tasten wagt Frau Keys, was vor ihr drei Jahre lang niemandem gelingt, und belebt das Format von Neuem. Die New Yorkerin lässt sich von Kollegen wie Adam Levine von Maroon 5, Mos Def und Damian Marley zwar unterstützen, aber nie überstrahlen. Ganz klar, ob bei Covern wie Welcome To Jamrock oder der hinreißenden Version ihrer Schöpfung If I Ain’t Got You: Alicia steckt sie alle in die Tasche. Freilich gibt es seither gelungene Unplugged-Momente, von denen aber keinem die New Yorker Coolness gelingt, die Keys während Stücken wie Unbreakable verströmt.

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