Auf die Frage hin, wer eigentlich dieses California Surfing Feeling erfunden hat, sollten die Beach Boys zumindest ein Teil der Antwort sein. Kein Wunder, mit den perfekten Harmonien, ihren gestreiften Hemden, unbeschwerten Texten und dem immerwährenden Strahlemann-Sonnyboy Auftreten waren die fünf Jungs aus Hawthorne, Kalifornien praktisch die gemalten Surfer-Boys. Mehr konnte man nicht in die Kerbe hauen – und dann hieß ihr erster Hit auch noch Surfin’.
von Timo Diers
Da liegt der Schluss nahe, dass die Beach Boys wahrscheinlich jede freie Minute am Strand verbracht haben, oder? Stimmt, der Schluss liegt nahe. Ist aber völlig falsch.
Hör hier in das Beach Boys-Meisterwerk Pet Sounds rein:
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Zwar wuchsen die Wilson Brüder nur eine Handvoll Meilen entfernt von der Küste auf, doch besonders Brian hielt sich – soweit es denn ging – vom Wasser fern. Er konnte noch nicht einmal schwimmen. Als Kind wurde er nach einem heftigen Schlag gegen den Kopf auf seinem rechten Ohr taub und musste sein restliches Hörvermögen schützen. Kein Wasser in die Ohren zu bekommen war ein Teil davon. Zudem wurde Schlagzeuger Dennis Wilson Opfer einer grausamen Ironie des Schicksals: Als einziger Beach Boy konnte er surfen – und ertrank nach einer durchzechten Nacht auf seiner Yacht im Pazifik vor Marina del Rey. Er trank zu viel und ging in 15 Grad kaltem Wasser tauchen. Bis er irgendwann nicht mehr an die Oberfläche kam.
Doch wie konnte das Image der Beach Boys so weit entfernt davon sein, wie die Jungs wirklich waren? Immerhin sprechen wir hier von einer Band, die mit Alben wie Pet Sounds Meilensteine der Popmusik setzte und selbst Giganten wie die Beatles sprachlos machte.
Es war ein ambitionierter Promoter von Candix Records namens Russ Regan, der die anfangs unter dem Namen The Pendletones auftretende Formation kurzerhand in die Beach Boys umbenannte. Der Name ließ sich einfach besser vermarkten. Wilson und Co. wussten zunächst überhaupt nichts davon, doch mit dem Westküsten-Erfolg ihrer ersten Single kam das Surfer-Image gleich frei Haus. Ob sie nun wollten, oder nicht. Aber die Diskrepanz aus Schein und Sein hinterließ Spuren und sorgte für so manch skurrile Situation. Brian Wilson musste Mitte der 60er das Touren nach einem Nervenzusammenbruch aufgeben und wurde mit Schizophrenie und anderen psychischen Störungen diagnostiziert. Um als ausgewiesene Landratte jedoch weiterhin Songs vom Surfen und sonnigen Stränden schreiben zu können, installierte er – kein Scherz – einen großen Sandkasten mitten in seinem Wohnzimmer. Ein Exzentriker und musikalisches Wunderkind, der sein Piano in den weichen Sand stellte und fleißig weiter Musikgeschichte schrieb.
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