Keine Frage – es ist die Geschichte eines der großartigsten Musiker unserer Zeit. Dem King Of Pop. Es ist aber auch die Geschichte von Qual, Schlägen und einer verlorenen Kindheit.
Angefangen hat alles mit einer gerissenen Gitarrensaite und einer darauffolgenden Tracht Prügel für Titus Jackson von seinem Vater Joe. Eine schon beinahe grausame Schlüsselfigur im Leben von Michael und seinen Brüdern. Ob es wohl ohne ihn, ohne sein strenges Training, ohne die langen Abenden, in denen die Brüder Singen und Tanzen lernen mussten, zu dieser Band gekommen wäre? Man weiß es nicht – fest steht nur, dass Michael - auch ohne seinen Vater - unvergleichliches Talent hatte.
Digging deeper...
Sieht man dem elfjährigen Leadsänger der Jackson 5 zu, wie er mit „I Want You Back“ bei Top Of The Pops auftritt, verschlägt es einem noch immer die Sprache. Der Kinderstar leuchtete von innen. Seine Mutter Katherine sagte, das siebte ihrer neun Kinder sei anders gewesen. Auch wenn sie nicht an Reinkarnation glaubte. Michael habe sich nie, auch nicht als Baby, unkoordiniert bewegt: „Wenn er tanzte, sah er aus als wäre er jemand anders, viel älter.“ Diana Ross, die ihn 1968 bei einem Auftritt im Apollo-Theatre von New York entdeckte, sah in Michael ein „merkwürdiges und liebenswertes Kind, eine alte Seele im Körper eines Jungen.“ Michael Jackson kam 1958 in Gary, Indiana zur Welt, nur Wochen trennen seine Geburt von der Madonnas und Princes – Jacksons größte Gegenspieler. Michael übernahm schon im Kindergartenalter die Führung der Jackson 5. Scharf getrimmt von seinem alten Herren. Bruder Tito behauptet, die Tanzschritte Michaels hätten sich aus der Fußarbeit entwickelt, die er benutzte, um den Schlägen seines Vaters auszuweichen. In einem Interview mit MTV versuchte Joe Jackson 2003 abzuwiegeln: Das alles wäre ja nur zu Michaels bestem gewesen, hätte aus ihm „einen der größten Künstler der Welt gemacht“. 1969, als „I Want You Back“ die Nummer 1 der US-Charts knackte, gab es den Begriff „dysfunktionale Familie“ noch nicht im amerikanischen Vokabular, auch nicht bei den Zeugen Jehovahs, dessen Michaels Eltern angehörten. „Er sang seine Songs mit so viel Feeling, Inspiration und Schmerz, als hätte er alles, wovon er sang, wirklich selbst erlebt“, erinnert sich Motown-Chef Berry Gordy an das Kind Michael Jackson. Wenn ein Kind darauf trainiert wird, die Passion und Erotik Erwachsener auf der Bühne zu repräsentieren, was passiert, wenn später die Hormone wirklich in Wallung geraten? Der Preis des Erfolgs war seine Kindheit. Nach unzähligen Auftritten auf noch so kleinen Bühnen – sogar in einem Stripteaselokal treten die Jacksons auf – lässt sich langsam Erfolg am Horizont wittern. Doch eine regionale Gefolgschaft und ein gewonnener Amateur-Wettbewerb im Apollo Theater sind noch kein Durchbruch. Der kommt erst 1969 mit dem Motown-Vertrag, nachdem Berry Gordy lange überredet werden musste, seinen Vorsatz zu brechen und eine Kinderband bei sich aufzunehmen. Anfang 1970 schafft es „I Want You Back“ den ersten Platz der US Charts zu erklimmen, gefolgt von den nächsten drei Singles „ABC“, „The Love You Save“ und „I´ll Be There“. Die fünf Brüder zeichnen mit unschuldiger Stimme und leichtfertigen Tanzschritten ein traumhaft heiles Bild einer Familie. Selbst wenn man es versucht hätte, wären die Grausamkeiten, die sich hinter den perfekt abgestimmten Choreographien und glatten Stimmen verbergen, wohl kaum zu erkennen gewesen. Der Plan geht auf: Es dauert nicht lange und die Jackson 5 sind die erfolgreichste Band bei Motown. Und Michaels Talent, das sich von dem seiner Brüder abhebt, ist nicht mehr zu übersehen. So tritt er bereits 1971 solo auf und erreicht mit Songs wie „Got To Be There“ und „Ben“ Spitzenpositionen in den Charts. Damit nicht genug, entwickelt sich mit den Jackson 5 ein Hype, den Berry Gordy und Joe Jackson mit kühl geplanten Marketingstrategien aufgreifen, lassen Merchandising herstellen, geben den Brüdern eine eigene Fernsehserie und geben jedem kreischenden Mädchen Projektionsfläche: 5 Charaktere, aus denen man sich seinen Liebling aussuchen konnte. Doch der Teenie-Traum zerplatzt beinahe so schnell, wie er sich aufgeblasen hat: Alben, die aus einem Hit und sonst nur Lückenfüllern bestanden und ein Boygroup Image, das seinen alternden Protagonisten schon lange hinterher hinkt lässt den Erfolg der Jackson Brüder den Weg nach unten einschlagen. Nur den von Michael nicht. Mit 21 Jahren trifft er auf Quincy Jones, der sein erstes wahrhaftig denkwürdiges Soloalbum „Off The Wall“ produzieren wird. In den nächsten Jahren werden Meilensteine wie „Thriller“ oder „Billie Jean“ in der Popgeschichte aufflammen. Aber auch gebleichte Haut und viele Skandale, die von der Regenbogenpresse genüsslich ausgeschlachtet werden. Vielleicht waren es zu viele Skandale. Am 25. Juni 2009 stirbt Michael in seinem Haus in Bel Air an einer Überdosis Psychopharmaka.Ein besonderes Album: "Ben" war der Soundtrack zum gleichnamigen Horrorfilm, 1972