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Titelfoto: Spencer Weiner/Los Angeles Times/Getty Images

Rage Against The Machine-Reunion 2007: Wie die Crossover-Helden bei Coachella wieder zusammenfanden

Ein Debüt wie ein Urknall, Protest-Songs, die bis heute nachhallen, und die natürliche Verschmelzung von Rock und Hip-Hop: Rage Against The Machine gehören zweifelsohne zu den wichtigsten musikalischen Erzeugnissen der Neunziger. Im Jahr 2000 gaben die vier Musiker ihre Auflösung bekannt. 2007 standen sie bei Coachella zum ersten Mal seit sieben Jahren gemeinsam auf der Bühne.
von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Live At The Grand Olympic Auditorium von Rage Against The Machine anhören:

Als Zack de la Rocha am 18. Oktober 2000 offiziell verkündet, dass er Rage Against The Machine verlässt, bricht für Fans der Gruppe eine Welt zusammen. „Es fühlt sich notwendig an, denn unser Entscheidungsprozess hat komplett versagt“, schreibt der Sänger in seinem Statement. „Er wird unserem Anspruch als Band nicht mehr gerecht und hat aus meiner Sicht unser künstlerisches und politisches Ideal untergraben.“ Auch Gitarrist Tom Morello ist unzufrieden: „Es gab so viel Streit über alles“, verrät er 2003 in einem Interview mit dem Q Magazine. „Und ich meine wirklich alles. Es gab Faustkämpfe darum, ob unsere T-Shirts lila sein sollen oder in Tarnfarben! Es war lächerlich.“ Nach de la Rochas Austritt tun sich die übrigen Rage-Mitglieder mit Soundgarden-Frontmann Chris Cornell zusammen und gründen Audioslave. Die Ära von Rage Against The Machine scheint beendet. Doch sieben Jahre später geschieht ein Wunder.

Die ersten Gerüchte um eine Reunion entstehen Mitte Januar 2007, ein ehrfürchtiges Raunen geht durch die Welt der Rockmusik. Am 22. Januar bestätigen Rage Against The Machine: Wir sind wieder da. Zum Hintergrund erklärt Gitarrist Morello in einem Interview mit dem britischen Musikmagazin NME: „Ist es Zufall, dass die USA in den sieben Jahren ohne Rage Against The Machine ins rechte Fegefeuer abgerutscht sind? Ich denke nicht. Wir alle sind der Meinung, dass die Zeit reif ist, um zu schauen, ob wir die Bush-Regierung mit einem Schlag aus dem Weg räumen können. Wir hoffen, dass wir diese Aufgabe gut erfüllen können.“ Trotz aller Bemühungen der Band bleibt George W. Bush noch zwei Jahre lang Präsident der Vereinigten Staaten — bis zum Ende seiner zweiten und somit ohnehin letzten Amtszeit. Dass Rage Against The Machine wieder da sind, freut uns natürlich trotzdem.

„Man sollte sie erhängen, verurteilen und erschießen.“

Wenn eine Gruppe wie Rage Against The Machine eine Reunion ankündigt, muss diese Wiedervereinigung natürlich standesgemäß gefeiert werden. Deshalb tritt die Band nicht etwa im Rahmen eines einfachen Konzerts oder gar eines Club-Gigs auf, nein. Am 29. April 2007 spielen Rage Against The Machine am dritten Tag des Coachella Valley Music And Arts Festival und beenden als Headliner eine der größten Musikveranstaltungen der Welt. Es überrascht nicht, dass sich über die Jahre eine Menge Wut angestaut hat. So sagt de la Rocha im Rahmen der Reunion-Show während eines Breakdowns: „Ein guter Freund von uns hat gesagt, dass wenn wir die gleichen Gesetze auf US-Präsidenten anwenden würden, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg auf die Nazis angewandt wurden, wäre jeder einzelne von ihnen, jeder einzelne weiße reiche von ihnen seit Truman erhängt und erschossen worden. Die aktuelle Regierung ist da keine Ausnahme. Man sollte sie erhängen, verurteilen und erschießen.“

Viele Shows, keine neue Musik

Neue Musik erscheint trotz Reunion nicht. „Es gibt keine Pläne“, verrät Morello 2007 im Interview mit Blabbermouth. „Alben zu schreiben und aufzunehmen ist eine ganz andere Sache, als wieder aufs Motorrad zu steigen (lacht) und diese Songs zu spielen. Ich denke aber, dass unser Backkatalog etwas Besonderes ist, denn er fühlt sich nicht veraltet an. Es fühlt sich nicht an wie eine Nostalgie-Show. Es fühlt sich an, als wären die Songs geboren und gepflegt worden, um jetzt gespielt zu werden.“ In einem anderen Interview erklärt Morello: „Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir zwei Alben pro Jahr veröffentlichen können. Es sieht aber so aus, dass wir in 20 Jahren nur drei Alben mit eigenem Material aufgenommen haben … Es gibt keine Pläne in irgendeine Richtung. Meine große Hoffnung war, dass wir unser 20-jähriges Jubiläum mit einer Welttournee über fünf Kontinente feiern würden.“

Rage Against The Machine sind wieder da

Stattdessen feiern Rage sechs Jahre nach ihrem zweiten runden Geburtstag die Coachella-Reunion, grasen im Anschluss die großen Festivals ab und gehen mit ihren Klassikern im Gepäck auf Tour. „Es hat sich so viel geändert“, berichtet de la Rocha 2010 im Interview mit den Los Angeles Times. „Wenn man älter wird, blickt man auf die Spannungen und Missstände zurück und sieht sie aus einer anderen Perspektive. Ich glaube, unsere Beziehung ist jetzt besser als je zuvor.“ Am 30. Juli 2011 spielen Rage Against The Machine ihre letzte große Abschieds-Show — 2022 sind sie wieder zusammen unterwegs.

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