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Foto: Chiaki Nozu/WireImage/Getty Images

In Gedenken an Dusty Hill: Die 7 besten ZZ-Top-Songs des Bass-Felsen in der Brandung

Dusty Hill gab ZZ Top das unerschütterliche Fundament, auf den sich ihr röhrender Blues Rock immer verlassen konnte. Zum Tod des legendären Bassisten blicken wir auf einige seiner besonders unvergesslichen ZZ-Top-Songs zurück.

von Björn Springorum

Alles, was man über Dusty Hill wissen muss, trägt sich Ende der Siebziger zu: ZZ Top sind längst eine Weltmacht, ständig auf Tour, haben Hit-Singles hoch in den Charts platziert und Millionen von Platten verkauft. Am Ende einer weiteren Tour arbeitet Dusty Hill dann aber einfach mal auf dem Flughafen von Dallas. Um nicht die Bodenhaftung zu verlieren und abzudrehen.

Dusty Hill war ein bescheidener Mensch ebenso wie ein Titan am Bass. Sein erdiges, wuchtiges, wummerndes Spiel hielt die Band zusammen, goss das Fundament, auf dem ZZ Top so unvergleichlich röhren und rocken konnten. Gemeinsam mit Drummer Frank Beard stellte er 50 Jahre lang eine der tightesten Rhythmussektionen des Rock’n’Roll. Manchmal sang er, manchmal spielte er auch Keyboard, hin und wieder hatte er auch Auftritte in Filmen, Zurück in die Zukunft III zum Beispiel. Vor allem aber war er ein Blues-Aficionado, ein weißer Texaner mit einem Herz für Schwarze Musik. Mit diesen Songs wird man sich für immer an ihn erinnern.

1. Francine

1972 veröffentlichen ZZ Top ihr zweites Album Rio Grande Mud. Die erste und einzige Single des Albums ist der Opener Francine – unvergessen mit der englischen Version auf der A-Seite und der spanischen auf der B-Seite. Der Song kann als archetpyischer Dusty-Hill-Ansatz gewertet werden: Sein brodelndes, dichtes, schäumendes, massives Spiel treibt ihn an und lässt Billy F Gibbons seinen Gitarren-Eskapaden nachgehen. Und auch wenn Gibbons den Song später meist allein sang: Ursprünglich ist es eher Hills Nummer – und das in beiden Sprachen.

2. La Grange

In der Howard Stern Show beschreibt Billy F Gibbons die Entstehungsgeschichte des Songs so: „Wir waren eben immer noch dieselben drei Typen mit denselben zwei Akkorden.“ ZZ Tops ikonischster Song lebt natürlich von dem Boogie-Riff, bekommt durch die Rhythmusfraktion aber einen unvergleichlichen Drive, der tranceartig wirkt und sofort einen staubigen endlosen Highway vor dem inneren Auge entstehen lässt. So lässig und gleichzeitig so bestimmt muss man diese Nummer erst mal aus dem Griffbrett einer Bassgitarre schnitzen.

3. Tush

Entstanden binnen knackig-kurzer zehn Minuten während eines Soundchecks, ist Tush einer der ZZ-Top-Songs, in dem Gibbons seinem Kumpel Hill das Mikrofon komplett überlässt. Der lässt die Gelegenheit nicht ungenutzt und veredelt den ersten Top-20-Erfolg der Band in den USA mit seiner kräftigen, hohen, kratzigen Blues-Stimme. Von all den gesanglichen Momenten des Dusty Hill ist diese Nummer von Fandango! (1975) wahrscheinlich die coolste. Und von allen Songs ist Tush vielleicht ihr effektivster. Dachten sich auch Motörhead, die sich für No Class schamlos an dem Klassiker bedienten.

4. Ten Dollar Man 

Keiner ihrer größten Hits und dennoch ein wahres Highlight: Auch auf Ten Dollar Man von Tejas (1976) packt Dusty Hill seine Reibeisenstimme aus und gibt den Blues-Priester, der sich die Seele aus dem Leib singt. Richtig gut kommt das Album damals nicht an, die weite, offene Stimmung und das ungewöhnliche Bass-Spiel insbesondere in dieser Nummer empfehlen jedoch dringend die Wiederentdeckung dieses fünften ZZ-Top-Wüstenwerks.

5. Delirious

Die Achtziger gehen auch an ZZ Top nicht spurlos vorüber. Am emblematischsten wird das auf Afterburner (1985), einem Album, das deutlich schlechter gealtert ist als ihre ersten Alben und groß das Wort „Achtziger“ auf der Stirn prangen hat. ZZ Top und Synthesizer, das war auf dem Vorgänger Eliminator eine echt gute Idee. Afterburner leidet dann aber doch massiv unter den Übersongs Gimme All Your Lovin‘ oder Sharp Dressed Men. Eine Nummer wie Delirious zeigt dennoch exemplarisch, dass selbst ein ganzes Jahrzehnt einen guten ZZ-Top-Song nicht verhindern kann – noch dazu einen mit einem derart entfesselten Dusty Hill am Mikrofon.

6. Arrested For Driving While Blind

Dusty Hills vielleicht eindringlichste Lehrstunde in Sachen Bass-Macht trägt sich auf Tejas zu. Arrested For Driving While Blind verlässt sich vollkommen auf die unerschütterliche Bass-Vorwärtsbewegung von Hill, lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen und erlaubt Billy F Gibbons, seinen bluesigen Solo-Trips nachzugehen. Tschuff, tschuff, tschuff… ein Song wie eine Lokomotive.

7. Beer Drinkers & Hell Raisers

Die Tres-Hombres-Nummer von 1973 ist nicht nur ein saucooles Stück Südstaaten-Blues-Rock. Sie ist auch der Schauplatz des ultimativen Duetts zwischen Billy F Gibbons und Dusty Hill – jeder singt eine Zeile im Wechsel, beide zelebrieren den texanischen Lebensstil auf ihre Weise. Machte mal wieder auch auf Motörhead gehörig Eindruck: Lemmy und seine Gang nehmen 1977 ihre Version des Songs auf, diesmal teilt sich Lemmy die Gesangspart mit seinem Gitarristen „Fast“ Eddie Clarke. Die wussten eben auch, was gut ist.

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