In einem sehr persönlichen Essay spricht Elton John erstmals darüber, weshalb er der Verfilmung seines Lebens zugestimmt hat – und wie es für ihn war, den fertigen Film zu sehen.
von Björn Springorum
Dieser Mann hat gerade einen ziemlich vollen Terminkalender. Seine grandiose Abschiedstournee ist in vollem Gange, zwischendrin machte er in Cannes Station, um seinen Film Rocketman vorzustellen. Dennoch blieb Elton John noch genügend Zeit, um in der englischen Zeitung The Guardian einen exklusiven und ausführlichen Artikel über sein Leben und die Verfilmung desselben zu schreiben.
Hört hier die größten Hits von Elton John:
In seiner gewohnt klangvollen, eloquenten und geistreichen Sprache lässt er einerseits seine Kindheit und seine schillernde Karriere Revue passieren, andererseits schildert er, wie es für ihn war, als man sein Leben im großen Stil verfilmte – etwas, das selbst Sir Elton John nicht jährlich passiert. „Ich hielt mich aus dem gesamten Entstehungsprozess heraus“, erzählt John. „Natürlich machte ich einige Vorschläge, war auch mal am Set, traf einige wichtige Entscheidungen und unterhielt mich zwei oder drei Mal mit Taron Egerton, der mich spielt.“ Ansonsten, fährt er fort, habe er es seinem Ehemann David Furnish überlassen, am Set die Oberaufsicht zu behalten. „Es wäre wohl nur sehr unangenehm für alle gewesen, wenn die Person, von der der Film handelt, jeden Tag am Set herumlungert.“
Kurz gesagt: Selbst Elton John wusste nicht, was ihn erwartete, als er Rocketman das erste Mal im Kino sah. „Es dauerte keine 15 Minuten, bis ich zu Weinen anfing. Und ich meine jetzt nicht so ein Weinen, bei dem die eine oder andere Träne die Wange herunterrinnt. Nein, ich meine richtiges Schluchzen, so laut, unkontrolliert und emotional am Boden, dass sich Menschen mit besorgter Miene nach dir umdrehen.“ Es war eine Szene aus seiner Kindheit, die ihn dazu brachte. Und es würde, so erzählt er später, bei Weitem nicht die einzige Szene bleiben, die ihn in Tränen ausbrechen ließ.
„Ich war nie besonders interessiert darin, auf meine Karriere zurückzuschauen.“
Dass es überhaupt zur Verfilmung seines schillernden, glamourösen, aber zeitweise auch sehr dunklen und destruktiven Lebens kam, ist eigentlich ein Wunder, denn: „Ich war nie besonders interessiert darin, auf meine Karriere zurückzuschauen“, so Elton John. „Sie passierte, ich bin unglaublich dankbar dafür, jedoch mehr daran interessiert, was ich als nächstes tun werde.“ Mit den Jahren änderte sich diese Einstellung – vor allem, als seine Kinder Zachary und Elijah auf die Welt kamen. „Ich stellte mir sie in 40 Jahren vor, wie sie meine Version meines Lebens sehen könnten. Plötzlich war es mir nicht mehr so wichtig, alles für mich zu behalten und ich freundete mich mit der Idee an, ihnen einen autobiografischen und vor allem ehrlichen Film über mich zu hinterlassen.“
Ehrlich, so lassen die ersten Kritiken schließen, ist Rocketman tatsächlich geworden. Eder Streifen enthält bekanntlich die erste homosexuelle Sex-Szene eines großen Filmstudios und macht auch keinen Hehl aus Elton Johns Drogenproblemen in den Siebzigern und Achtzigern. Aber am besten sehen wir uns das alles einfach selbst an – der Film startet am Donnerstag, den 30. Mai 2019, in den deutschen Kinos.
Hier könnt ihr den ganzen Essay von Elton John lesen.