Für uns Rocker*innen gehört der Eurovision Song Contest möglicherweise nicht unbedingt zum Pflichtprogramm, doch gerade in den letzten 15 Jahren hat der Musikwettbewerb immer wieder auch seine härtere Seite gezeigt. Wir haben mal die Eurovision-Geschichtsbücher aufgeschlagen und geschaut, welche Rock-Momente der ESC bis jetzt zu bieten hatte.
von Timon Menge
1. Lordi
Mit Lordi und ihrer Schauer-Maskerade hat alles angefangen, zumindest im großen Stil. Als die Finnen 2006 mit Hard Rock Hallelujah am Eurovision Song Contest teilnehmen, mischen sie nicht nur eine bis dato ziemlich konservative Veranstaltung gehörig auf. Nein, sie räumen auch noch den ersten Platz ab — und mit ihrer Kostümierung (einer Mischung aus Kiss und Gwar?) heimsen sie natürlich auch optisch den Sieg der Herzen ein.
2. AWS
„Ants With Slippers“ bedeutet der abgekürzte Name dieser ungarischen Metalheads. Gegründet wird die Band 2006; 2018 stehen die Musiker in Lissabon beim Eurovision Song Contest auf der Bühne und vertreten ihr Heimatland mit Viszlát Nyár — einem Metal-Song, bei dem so manches Großväterchen beim Zuschauen vom Sofa gefallen sein dürfte. Platzierung: 21.
3. Apocalyptica
Die Cello-Metalheads Apocalyptica haben zwar nicht am Eurovision Song Contest teilgenommen, wurden aber für das Zwischenprogramm während des Events gebucht. Und das nur ein Jahr, nachdem Lordi den Wettbewerb auf den Kopf gestellt haben. Da liegt natürlich der Verdacht nahe, dass die Veranstalter gemerkt haben, was das Publikum tatsächlich möchte: finnischen Metal.
4. Alexander Ryback
Und wieder führt die Reise nach Skandinavien: 2009 besteigt der Norweger Alexander Ryback die Bühnenbretter des Eurovision Song Contest und legt mit Fairytale eine amtliche Performance vor, die mit etwas Vorstellungsvermögen ganz schön nach Metal klingt. Das Resultat: Platz eins, die höchste Punktzahl beim Wettbewerb vor der Reform des Votingsystems im Jahr 2016 sowie der größte Vorsprung eines Erstplatzierten in der Geschichte des Eurovision Song Contest. Wahnsinn! 2018 nahm Ryback noch einmal für Norwegen teil, belegte mit That’s How You Write A Song aber nur noch den 15. Platz.
5. Wig Wam
Noch ein Jahr bevor Lordi die Eurovision-Bühne unsicher gemacht haben, treten die Glam-Rocker Wig Wam für Norwegen an — und inspirieren damit möglicherweise auch andere Rocker*innen dazu, an dem Wettbewerb teilzunehmen. „Es würde uns riesig freuen, wenn der Rock’n’Roll den Eurovision Song Contest erobern würde“, gibt Bandleader Glam in einem Interview zu Protokoll. „Es geht hier um Glam und wer könnte das besser repräsentieren als wir.“ Platzierung: 9.
6. Winny Puhh
Winny Puhh haben es zwar nicht geschafft, die offiziellen Vertreter ihres Heimatlandes Estland zu werden, sind aber viel zu kurios, um sie in dieser Auflistung auszulassen. Musikalisch bewegen sie sich im Hardcore-Punk, verbinden ihre Auftritte aber mit der ganz großen Rockshow. Schlagzeuger, die auf dem Kopf spielen, Gitarristen, die während der Show an Seilen in die Luft gezogen werden und ein Wolfsmensch-Makeup, das seinesgleichen sucht. Wenn das kein Rock’n’Roll ist, wissen wir auch nicht.
7. Max Jason Mai
Miroslav Šmajda alias Max Jason Mai brachte es im Fernsehen gleich zweimal zum Showstar. 2009 belegt er bei der tschechischen und slowakischen Variante von Deutschland sucht den Superstar den zweiten Platz, 2012 vertritt er beim Eurovision Song Contest sein Heimatland, die Slowakei. Während er sich in der Casting-Show noch als Kurt-Cobain-Fan outet, setzt er beim Song Contest eher auf Jon Bon Jovi. (Musikhistorisch liegen die beiden übrigens gar nicht so weit auseinander, wie man denken könnte.) Das Finale der Sendung erreicht er mit seiner Rockballade Don’t Close Your Eyes allerdings nicht.
8. Teräsbetoni
Teräsbetoni (wieder aus Finnland) sind eher klassisch unterwegs und geben beim Eurovision Song Contest 2008 in Belgrad stilechten True Metal in der Tradition von Manowar zum Besten. Wer dieses Genre kennt, weiß, dass es hier vor allem um eines geht: Krieg und Testosteron. Vielleicht ist es ganz gut, dass man die finnischen Texte hierzulande nicht versteht. Teräsbetoni erreichen am Ende des Wettbewerbs Platz 22 mit gerade einmal 35 Punkten.
9. Eldrine
Auch die georgische Band Eldrine erweitert mit ihrer Performance beim Eurovision Song Contest die Grenzen des schlechten Geschmacks. Evanescence-Kopie hin oder her: Hier geht viel schief. Ob die Kostüme, die musikalische Einfallslosigkeit, der schiefe Gesang oder das Herumgespringe der Gitarristen: Als Metal-Repräsentant*innen geben Eldrine nicht die beste Werbung ab. Platzierung: 9.
10. Kabát
Kabát gehören seit 1983 zum Inventar der tschechischen Metal-Szene, doch der Eurovision Song Contest 2007 steht für die Gruppe unter keinem guten Stern. In ihrer Heimat gehören sie zu den erfolgreichsten Künstler*innen überhaupt, doch beim Halbfinale des europäischen Wettbewerbs erhält der Song Malá Dáma nur ein einziges Pünktchen.
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