Featured Image

Fluxkompensiert: Florence and The Machine

Es gibt Menschen, die sammeln Fotos, Briefmarken, Schneekugeln oder (ganz classy) Schallplatten. Dann gibt es Menschen, die sammeln Zitate. Ich gehöre zu letzteren und habe daher ein kleines schwarzes Buch, in dem sich kluge Worte von Foer, Capote, Hesse und Doherty aneinanderreihen. Doch auch Pop-Hymen kommen dort nicht zu kurz – ganz vorn mit dabei sind auch immer wieder weise Worte von Florence and The Machine. Die Band um Sängerin Florence Welch lieferte nämlich ab 2009 Texte, die zwischen opulent, düster und hoffnungsvoll changieren. Quasi direkt ins Herz aller Dutt-tragenden Indie-Mädchen.

„A kick in the teeth is good for some. A kiss with a fist is better than none“ (Kiss with a Fist)

Erinnern wir uns doch kurz an das 2009 erschienene Album Lungs mit dem märchenhaften Cover, auf dem Florence in Zauberwald-Setting eine lederne Lunge unter ihrem Fransenkleid zur Schau trägt. Das Album ist ein Zitate-Feuerwerk sondergleichen:

„Happiness hit her like a bullet in the back, struck from a great height by someone who should know better than that. The dog days are over, the dog days are done. Can you hear the horses? Cause here they come“ (Dog Days are Over) – Der Titel ist übrigens von gleichnamiger Installation Ugo Rondinones inspiriert. Florence ist jeden Tag an diesem regenbogenfarbenen Schriftzug auf dem Weg zur Waterloo Bridge in London daran vorbeigeradelt. Zum Glück, möchte man meinen.

„This is a gift, it comes with a price. Who is the lamb and who is the knife? Midas is king and he holds me so tight. And turns me to gold in the sunlight“ (Rabbit Heart) – Obwohl die meisten Songs des Albums auf musikalischer Ebene durchaus positiv scheinen, irritieren die Texte dagegen mit ihren den dunklen Nuancen. In diesem Ohrwurm geht es eigentlich um Ablehnung und die Angst zu versagen.

„My boy builds coffins and I think it's a shame, that when each one’s been made, he can't see it again. He crabs everyone with love and repair, then it’s thrown in the ground and it just doesn’t fit. My boy builds coffins he makes them all day. But it's not just for work and it isn't for play. He's made one for himself, one for me too. One of these days he'll make one for you” (My Boy builds Coffins) – Wie grandios ist bitte ein Song, der einen Sargbauer thematisiert, dessen Traurigkeit nicht aus dem Tod herrührt, sondern aus der Tatsache, dass die Särge fast ungesehen in der Erde verschwinden?

Sechs Jahre später erscheint nun am 29.5. mit How Big, How Blue, How Beautiful der Drittling der sympathischen Engländerin. Das bereits veröffentlichte What Kind of Man lässt ähnlich viel Zitatfutter vermuten. Ich freue mich, Florence.