Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 10.9.1979.
von Timon Menge und Christof Leim
Foreigner gehören zweifelsohne zu den größten Bands des Adult Oriented Rock. Mit ihrem gleichnamigen Debüt und Double Vision legt die Gruppe Ende der Siebziger zwei starke Alben vor und erspielt sich innerhalb kürzester Zeit eine große Gefolgschaft. Am 10. September 1979 veröffentlichen die Briten ihr drittes Album Head Games — mit dem sie heute selbst nicht mehr zufrieden sind.
Hier könnt ihr euch Head Games anhören:
Als Foreigner im Sommer 1979 mit den Aufnahmen zu ihrem dritten Album Head Games beginnen, liegt die Messlatte hoch. Mit ihrem Debüt Foreigner (1977) und der zweiten Platte Double Vision (1978) hat die Gruppe zwei hochkarätige und überaus erfolgreiche Alben veröffentlicht, die beide die Top 5 der Billboard-Charts erreichen dank Singlehits wie Cold As Ice, Long Way From Home oder Hot Blooded.
Die beiden Platten beschäftigen Foreigner gut, sie touren quasi nonstop um die Welt. Nichtsdestotrotz möchten die Briten mit Head Games nicht nur ihr drittes Werk in drei Jahren vorlegen, sondern dabei auch noch einen gänzlich anderen Weg einschlagen. So engagieren sie zum Beispiel Produzent Roy Thomas Baker, der im Laufe seiner Karriere insbesondere zahlreiche Queen-Alben verantwortet. Eigentlich möchte Foreigner-Gitarrist Mick Jones schon für das Debüt mit ihm zusammenarbeiten, doch die Terminfindung gestaltet sich schwierig.
Nicht mehr zufrieden mit dem dritten Album: Foreigner-Sänger Lou Gramm auf der Bühne (Foto: David Redfern/Redferns/Getty Images)Multi-Platin und kaum ein gutes Wort
Von Bakers Arbeit an den Schiebereglern erhofft sich die Band einen rohen, ungeschliffeneren Sound. Und genau das bekommt sie: Wo die ersten beiden Platten noch deutlich produzierter und glatter klingen, erweckt Head Games streckenweise den Eindruck, als sei das Album in einem gut ausgestatteten Proberaum entstanden. Doch nicht nur im Studio tut sich einiges, auch die Konstellation der Musiker auf Head Games ist einmalig. Anders gesagt: Das Album zeigt Foreigner, wie sie vorher und nachher nie wieder klangen. So übernimmt erstmals Rick Wills den Bass, der den gefeuerten Ed Gagliardi ersetzt. Die Gründungsmitglieder Ian McDonald und Al Greenwood wiederum spielen zum letzten Mal auf einem Foreigner-Album.
Am 10. September 1979 erscheint die Platte, bereits im August bringen Foreigner vorab die Single Dirty White Boy auf den Markt, die auf Platz zwölf der US-Charts einsteigt. Mit dem Titeltrack und Women erscheinen später noch zwei weitere Auskopplungen. Kritiker und Fans verreißen das Album, sogar die Musiker verlieren ihm Nachhinein kaum ein gutes Wort über Head Games. So gibt Sänger Lou Gramm in einem Interview mit dem Rolling Stone zu Protokoll: „Head Games war eine Enttäuschung. Mit diesem Album haben wir uns zum ersten Mal von uns selbst entfernt. Die Ideen waren gut, aber wir haben sie nicht weiterverfolgt.“ Dennoch: Die Schreibe erreicht Platz fünf der Charts und schafft vier Monate nach Veröffentlichung Platinstatus. Inzwischen liegen die Verkaufszahlen bei mehr als fünf Millionen Exemplaren, also bei fünffachem Platin.