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Foto: Steve Jennings/WireImage/Getty Images

Zeitsprung: Am 6.4.1965 wird Alternative-Rock-Ikone Frank Black geboren.

"Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 6.4.1965.

von Peter Hesse und Christof Leim

In seinen Songs kann er seine Marotten verstecken, Gefühle in Lebensweisheiten ummünzen, und häufig würzt er sein Liedgut mit feinen und um die Ecke gedachten Pointen. Frank Black hat als Songwriter in großen Momenten geniale Züge. Er wird am 6. April 1965 als Charles Michael Kittridge Thompson IV in Boston geboren und wächst in Kalifornien auf. Später wird er sich Black Francis nennen. An der Uni lernt er irgendwann den Gitarristen Joey Santiago kennen, beide beschließen um das Jahr 1985 herum, eine Band zu gründen. Sie schalten eine legendäre Zeitungsannonce: Gesucht wird eine Rhythmusfraktion, die sowohl auf die Punk-Legende Hüsker Dü als auch auf die Folk-Gruppe Peter, Paul and Mary steht. Daraufhin melden sich die Bassistin Kim Deal und der Drummer Dave Lovering. So beginnt eine bemerkenswerte Auf- und Ab-Karriere, die nur wenige Jahre hält. 

Hier könnt ihr die wichtigsten Songs der Pixies anhören:

Die Pixies sind immer etwas anderes – und sehen schon mal gar nicht wie eine Rockband aus. Mit schlecht sitzenden Schlabber-Jeans, T-Shirts und Hemden aus dem Altkleidersack wirkt das heterogene Quartett eher wie eine Arbeitsbeschaffungs-Crew bei Aushilfsjobs. Aber ihre Songs können Berge versetzen. Frank Black umschreibt seine Wahrnehmung von Gitarrenmusik wie folgt: „Jede Rockband hat eben ihr spezielles Ego und ihre Psychologie, die ihnen vorgibt, womit sie sich konfrontieren möchten. Und wer sich in seiner Musik offensichtlich auf andere Rockbands bezieht, macht sich selbst kleiner, als er sein möchte.“ 

Teenage Angst der Vorstadtkinder

Der kleine Kugelblitz mit der windschiefen Frisur (später mit Glatze) vertont die „Teenage Angst“ der Vorstadtkinder im Amerika der Achtziger Jahre wie kaum ein zweiter Songwriter – und lässt sich dabei von so unterschiedlichen Akteuren wie Link Wray, Jethro Tull, Elton John oder Leon Russell inspirieren. Mit Where Is My Mind gelingt den Pixies die ultimative Hymne, die das fragile Lebensgefühl der Heranwachsenden auf den Punkt bringt.

Schon mit ihrer ersten EP Come On Pilgrim (1987) will die Band viel wagen. Sie schicken Promokopien in alle Richtungen. Eine davon landet beim britischen Indie-Label 4AD – und begeistert deren Boss Ivo Watts-Russel über alle Maßen. Mit ihrem ungestümen Rock, den brachialen Tempowechseln und den sägenden Gitarrenriffs werden sie im Prä-Grunge-Zeitalter zur Band mit dem größten gemeinsamen Nenner. Kurt Cobain wird später erklären, dass er ein Lied wie Smells Like Teen Spirit ohne die Inspiration der Pixies nicht hätte schreiben können: „Ich war immer auf der Suche nach dem ultimativen Song – so hab ich mich einfach an dem bedient, wie die Pixies das vorgemacht haben.“ Eine Nummer wie Caribou liefert die Blaupause für kreatives Songwriting: sehnsüchtige Melodien, Folk-Anleihen, Elfengesang, dazu als dynamischen Kontrast ein kräftiges Rock-Fundament mit krachenden Feedback-Gitarren und viel Wucht.

Mit Surfer Rosa erscheint 1988 der erste Longplayer der Gruppe. Im Studio sitzt Noise-Professor Steve Albini dazu als Produzent an den Reglern und schafft es, die funkelnden Song-Diamanten mit akkurater Schubkraft auszustatten. Das Album wird mit Produktionskosten von 10.000 US-Dollar im Dezember 1987 in nur wenigen Tagen eingehämmert. Und es begeistert Fans und Kritiker; die Musikzeitschriften Melody Maker und Sounds küren es im Folgejahr zum „Album des Jahres“. 

Alleingang

Doch innerhalb des Bandgefüges wachsen die Spannungen – vor allem zwischen Frank Black und Bassistin Kim Deal, die immer wieder mit Drogen und Alkohol experimentiert. In einem Anfall von Ego-Wahnsinn gibt der Frontmann im Frühjahr 1993 in einem BBC-Radiointerview bekannt, dass die Pixies sich auflösen werden – allerdings ohne seine Bandkollegen davon in Kenntnis zu setzen. Die werden erst kurz darauf per Fax informiert. Später wird der Songwriter wiederholt äußern, dass diese Entscheidung ein großer Fehler gewesen sei: „Tja, es liegt in der Natur der Dinge, dass man im Leben nicht alles richtig macht.“

Aber seine Karriere endet da noch lange nicht: Ab 1993 veröffentlicht er – seit dem unter dem Namen Frank Black – mit wechselnden Musikern über 25 Soloalben, doch das Stigma, vor allem der Ex-Frontmann der Pixies zu sein, kann er nie ganz abschütteln. So kommt es im Jahr 2003 zum erfolgreichen Comeback. Die US-Konzerte im darauffolgenden Jahr sind fast alle ausverkauft – und das, obwohl die Band seit zwölf Jahren keine Platte mehr veröffentlicht hat. Dieser Erfolg ist umso bemerkenswerter, weil die Musiker nicht ausreichend geprobt hatten – und die Konflikte innerhalb der ungleichen Band-Chemie auch wieder aufflammen. 

„Echt vieles getan“

„Ich habe in meinem Leben echt vieles getan. Ich bin in einer sehr schönen Ecke in Kalifornien aufgewachsen und natürlich reise ich bis heute viel als Musiker herum. Obwohl ich schon seit einiger Zeit nicht mehr umgezogen bin, komme ich doch immer wieder von irgendwoher zurück“, sagt Frank zu seiner Rolle als reisender Musiker. Hoffen wir, dass er damit noch lange weitermachen kann. Happy Birthday, Frank Black!