Als Slipknot um die Jahrtausendwende in die Metal-Welt einrollen, wirkt die Band wie ein explosiver Zirkuswagen mit kostenfreier Amphetaminausgabe. Der Antrieb der neun Jungs aus Iowa: Wut. Auf ihrem dritten Album Vol. 3: The Subliminal Verses schlagen die Krachmacher um Frontmann Corey Taylor etwas ruhigere Töne an — zumindest für ihre Verhältnisse.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Vol. 3: The Subliminal Verses von Slipknot anhören:
War es das mit Slipknot? Oder geht die Geschichte der maskierten Chaoten noch weiter? Diese Fragen beschäftigen zu Beginn der 2000er weite Teile der Metal-Community. Nicht nur, dass Frontmann Corey Taylor damals seine alte Band Stone Sour reaktiviert hat. Nein, Schlagzeuger Joey Jordison vergnügt sich inzwischen mit den Horrorpunks von den Murderdolls und „Clown“ Shawn Crahan widmet sich seiner experimentellen Rockband To My Surprise. Anders gesagt: Es sieht zu Anfang des neuen Jahrtausends nicht gerade so aus, als würden sich die Slipknot-Musiker mit Leib und Seele auf die nächste Veröffentlichung ihrer Hauptband vorbereiten. Zum Glück stellt sich schnell heraus, dass an den Gerüchten nichts dran ist: Im Jahr 2003 nehmen die Masken-Metaller die Arbeit an ihrem dritten Album auf.
Vol. 3: The Subliminal Verses von Slipknot: Geordnetes Chaos
Eine andere Frage unter den „Maggots“, wie sich die Fans von Slipknot nennen, ist die, was nach den ersten beiden Alben Slipknot (1999) und Iowa (2001) überhaupt noch kommen soll. Denn zugegeben, nach diesen Platten ist schwer vorstellbar, dass die Band überhaupt noch einen Rest Aggression in sich trägt, so sehr haben Slipknot ihre Wut auf Album eins und zwei in die Welt hinausgeballert. Tatsächlich schlagen die neun Musiker auf ihrer dritten Veröffentlichung andere Töne an, klingen etwas geordneter und melodischer, wenn man es denn so nennen mag. Doch den typischen Slipknot-Sound gibt es natürlich auch auf Vol. 3: The Subliminal Verses zu hören. Das ist noch nicht alles: Mit ihrer Dritten erreichen die neun Jungs aus Iowa die besten Chartplatzierungen ihrer bisherigen Karriere — und landen mit Duality ihren größten Hit.
Dass Vol. 3: The Subliminal Verses etwas leichter zugänglich wirkt als seine beiden Vorgänger, liegt sicher auch an Produzent Rick Rubin. Er ist bekannt für sein Talent, Songs auf das Wesentliche zu reduzieren, was bei einer neunköpfigen Chaostruppe wie Slipknot wohl besonders viel Arbeit erfordert. Allerdings kommt Rubins Arbeit in der Band nicht nur gut an. Vor allem Sänger Corey Taylor kritisiert den Produzenten im Nachgang scharf, unter anderem deshalb, weil Rubin nebenbei mit anderen Bands arbeitet und im Studio nicht immer dabei ist. „Man hat uns horrende Summen in Rechnung gestellt“, schimpft der Frontmann. „Und meiner Meinung nach sollte man, wenn man etwas produziert, verdammt nochmal da sein.“ Guter Punkt. Gitarrist Jim Root hingegen bezeichnet die Arbeit mit Rubin als gewinnbringend und Vol. 3 als sein Lieblingsalbum.
Das dritte Slipknot-Album: Schwere Zeiten für Corey Taylor
Dass Taylor die Zusammenarbeit mit Rubin als anstrengend empfindet, kann auch daran liegen, dass er damals eine schwere Zeit durchmacht. Schon morgens trinkt er Alkohol; laut eigener Aussage täglich bis zu dem Punkt, an dem er ohnmächtig wird. „Vol. 3 war sehr hart für mich“, erinnert sich der Sänger in einem Interview. „Das war so ein dunkler, deprimierender Ort.“ Zum Glück ändert sich sein Zustand während der Produktion: „Ab etwa der Hälfte habe ich meinen Scheiß auf die Reihe bekommen“, erklärt er. „Da habe ich gegen meine Trinkerei und mein dämliches Verhalten angekämpft.“ Monatelang arbeiten Slipknot an ihrem dritten Album, komponieren etliche Songs, aus denen sie nur die besten auswählen. Dazu zählt auch Pulse Of The Maggots eine Art Hymne, mit denen Slipknot ihren Fans danken möchten. Gründe dafür gibt es jede Menge.
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Als Vol. 3: The Subliminal Verses erscheint, sorgen die Maggots ohne Umschweife dafür, dass die Platte ein riesiger Erfolg wird. Hunderttausendfach geht Slipknots Dritte über die Ladentheke, landet in vielen Ländern in den Top 5 und katapultiert die US-Band in neue Sphären der Musikwelt. Dazu trägt auch die Hit-Single Duality bei, die auf MTV und VIVA rauf- und runterläuft, und ebenfalls zigfach verkauft wird. „Ohne unsere Fans“, erklärt Sänger Corey Taylor, „wären wir nur ein Haufen Idioten aus Iowa, die sich im Keller prügeln.“ Eine ganz normale Slipknot-Bühnenshow, also. Spaß beiseite: Die Frage, ob Slipknot weitermachen, gehört heute zum Glück der Vergangenheit an, auch wenn es inzwischen einige Ausstiege und sogar Todesfälle zu beklagen gibt. Slipknot sind immer noch da — und der Zirkus bleibt weiter in der Stadt.
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