Image ist von der Musik nicht zu trennen – ob es nun die knallengen, schwarzen Jeans und knöchelhohen, weißen Sneaker des Thrash Metal der 80er sind, die Karohemden und Khakihosen des Grunge der 90er oder die Cartoon-Dämonen von Kiss. Dennoch gehen nur wenige Bands heutzutage so weit, dass der Theatralik genauso viel Bedeutung zukommt wie der Musik. Ghost bilden da eine rühmliche Ausnahme. Ohne das Konzept, die Hintergrundgeschichte und die ausgefeilte Optik, die genauso ein Teil ihrer Performance sind wie Gitarre und Schlagzeug, könnten Ghost schlichtweg nicht existieren. Hier sind acht Fakten um die schwedische Heavy Metal Band Ghost, die ein wenig Licht ins Dunkel bringen.
Religiöse Symbolik und Satanismus sind seit jeher eng mit dem Heavy Metal verbunden. Black Sabbath, Vorreiter des Genres, haben beide Elemente meisterhaft miteinander verknüpft. Aber Ghost heben dieses Konstrukt aufs nächste Level. Ihr Bühnenbild gleicht einer Kirche. Die Musik soll als Erlösung dargeboten werden. Die Konzerte sind wie ein sonntäglicher Gottesdienst. Hinzu kommen die Musiker: an der Spitze eine satanische, pastorale Figur in päpstlichem Gewand, deren Stimme einen überraschend verführerischen Charme und eine unerwartete Verletzlichkeit aufweist. Und in seinem Rücken eine Band aus Kardinälen, die als „Nameless Ghouls” bekannt sind.
Die Frontmänner
Bisher hatten Ghost vier Frontmänner. Der erste war Papa Emeritus, der auf ihrem Debütalbum Opus Eponymous und auf der dazugehörigen Tour am Mikro stand. Er wurde 2012 für Infestissumam von Papa Emeritus II ersetzt. 2015 übernahm sein jüngerer Bruder, Papa Emeritus III, für Meliora. Im September 2017 wurde Papa Emeritus III bei einem Auftritt im schwedischen Göteburg abgesetzt und von dem bedeutend älteren Papa Emeritus 0 ersetzt. Er war Vorfahre der anderen Papas, der später in Papa Nihil umbenannt wurde. Ghosts neuer Frontmann wurde im April 2018 als Cardinal Copia vorgestellt, ein „Priestergeselle“, der sich seine Insignien noch verdienen muss.
Anonymität
Seit ihrer Gründung im Jahr 2006 haben Ghost ihre Anonymität streng geschützt. Keiner der Frontmänner hat je ein Interview gegeben. Diese fallen immer in den Zuständigkeitsbereich der Nameless Ghouls. Bei ihnen handelt es sich vermutlich um Ghost-Mastermind Tobias Forge, der auch die Papa-Figuren darstellte und aktuell als Cardinal Copia auftritt. Forge musste seine Identität 2017 preisgeben, als ihn einige frühere Bandmitglieder auf Tantiemenzahlungen verklagten. Doch seine Band ist weiterhin anonym. Sie wahrt ihr Geheimnis sogar während ihrer Autogrammstunden, bei denen jeder der Mitglieder sein zugeschriebenes alchemistisches Symbol für Feuer, Wasser, Luft, Erde und Äther stempelt.
Ghost wurde wegen eines einzigen Songs ins Leben gerufen
Vor Ghost war Tobias Forge Mitglied der Death Metal Band Repugnant und der Sleaze Metal Band Crashdïet. 2006 schrieb er ein Riff, das er selbst als das „härteste Metal Riff aller Zeiten” bezeichnet. Dazu einen Refrain, der ihn „in seinen Träumen verfolgte“. Daraus entstand der Track Stand By Him von Ghosts Debütalbum Opus Eponymous. Forge wusste, dass er diesen düsteren Sound nicht mit seinem bis dahin recht cleanen Look verkaufen konnte. Deshalb kreierte er als Verpackung für sein neues Musikprojekt das Konzept von Ghost mit den dazugehörigen Charakteren.
Ein breites Spektrum an Einflüssen
Musikalisch bekommt man bei Ghost nicht immer das, was die Augen sehen. Forges wichtigster Einfluss war zwar der Black Metal von King Diamond und Mercyful Fate, aber er nennt noch eine ganze Reihe überraschender Einflüsse aus dem Pop- und Poprockbereich. Um den Sound von Ghost zu beschreiben, wurden so unterschiedliche Bezeichnungen wie Doom Metal, Hard Rock, Progrock, Arenarock und Psychedelic Rock herangezogen. Ihre Wurzeln liegen allerdings im Black Metal. Forge fügt hinzu, dass seine Einflüsse „von Classic Rock bis zu den extremen Underground Metal Bands der 80er, Filmmusik und der Grandezza gefühlvoller, harmonischer Songs” reichen.
Die Liveband ist nicht gleich Studioband
Als die Identität der Ghost-Frontmänner 2017 wegen des Rechtsstreits bekannt wurde, nutzte Forge die Gelegenheit, um öffentlich zu erklären, wie er die Band sah. Er beschrieb Ghost als Soloprojekt, das sich professioneller Musiker bediente, um die Songs auf die Bühne zu bringen. Häufig nimmt Forge alle Instrumente selbst auf und zieht seine Lieblingsmusiker vor allem dann hinzu, wenn er das Gefühl hat, dass sie eine Bereicherung sein könnten. Und da die meisten Livemusiker von Ghost noch andere Bands haben, lässt Forge ihnen zwischen den Tourneen Zeit, sich um ihre eigenen Projekte zu kümmern und dann frisch und unverbraucht zurückzukehren.
Dave Grohl war einmal ein Nameless Ghoul
Die Identitäten der Namenlosen Ghule sollen zwar geheim bleiben. Aber nach den Konzerten ist es durchaus möglich, die Musiker in der Nähe der Backstagetür zu treffen. Echte Fans respektieren natürlich die Anonymität von Ghost und eventuell entstandene Selfies landen nie in den Sozialen Medien, sodass sich immer noch viele Legenden um die Musiker ranken. In einem Interview mit Jack Osbourne für Fuse News im August 2013 wurde allerdings bestätigt, dass Foo Fighters-Frontmann und Ex-Nirvana-Drummer Dave Grohl schon mal eines der Kostüme angezogen hatte, um live mit Ghost aufzutreten. Er produzierte auch die 2013 erschienene EP If You Have Ghost.
In den USA unerwünscht
Ghosts umstrittenes Image, die Texte und das Artwork waren ihnen nicht immer zuträglich. Als sie für das Album Infestissumam einen Chor suchten, konnten sie in Nashville, wo sie im Studio waren, tatsächlich niemanden finden, der ihre Texte einsingen wollte. Und auch als das Album fertig war, wurden die amerikanischen Presswerke zunächst durch das düstere Artwork abgeschreckt. Außerdem hielten die großen Musikkaufhäuser, Fernsehsendungen und kommerzielle Radiosender in der Anfangszeit der Band Abstand zu Ghost. Mittlerweile aber scheint der amerikanische Mainstream mit ihrer Musik warm geworden zu sein: Im Oktober 2015 traten Ghost in der Halloween-Ausgabe von Stephen Colberts Late Show auf.