
In FourFiveSeconds zum Hit: Wie Rihanna, Paul McCartney und Kanye West alle überraschten
popkultur23.01.25
Drei Superstars, ein Song: Als Rihanna, Paul McCartney und Kanye West 2015 ihre musikalischen Kräfte bündeln, entsteht mit FourFiveSeconds ein genreübergreifender Hit für die Ewigkeit. Die Kollaboration überrascht nicht nur, weil ihre Schöpfer:innen so unterschiedlich sind, sondern auch wegen ihres minimalistischen Sounds und der emotionalen Tiefe. Zum Jubiläum wollen wir wissen: Wie kam es zu dieser unerwarteten Zusammenarbeit?
Kommen ein Ex-Beatle, eine Pop-Ikone und Yeezus ins Aufnahmestudio … Was wie die Einleitung zu einem platten Witz klingt, passiert 2014 wirklich – und sorgt Anfang 2015 für einen der Hits des Jahres. FourFiveSeconds begeistert alle drei Fanlager gleichermaßen: In den USA erhält der Titel fünffach Platin, im Vereinigten Königreich dreifach und in Deutschland immerhin dreimal Gold-Status. Und das, obwohl der Song für alle drei Akteur:innen ungewöhnlich klingt.
Paul McCartney, Kanye West, Rihanna: Wer diese Namen nur auf dem Papier liest, wundert sich vermutlich, wie die Kollaboration dieser drei Musikgigant:innen wohl zustande gekommen ist. Nun, wenn man Sir Paul McCartney höchstpersönlich fragt, fand auch er die Zusammenarbeit etwas verwunderlich: „Ich dachte, wir würden uns tatsächlich hinsetzen und einen Song schreiben, so wie ich es gewohnt bin, einen Song zu schreiben. Und zwar an Ort und Stelle“, erinnert sich das Beatles-Mitglied in einem Interview mit GQ an sein Zusammentreffen mit West.
Doch stattdessen unterhalten sich die beiden vor allem, nur zwischendurch spielt Paul ein wenig auf der Gitarre und am Klavier. Kanyes Toningenieur nimmt alles auf. Daraus entsteht ein „Zutaten-Pool“, aus dem sich Ye für seine Tracks bedient, wie McCartney später erfährt. Als er nach Hause geht, ist er sich sicher: Das war ein nettes Zusammentreffen, aber einen Song haben wir hier nicht erschaffen.
Was lange währt…
Tatsächlich meldet sich Ye daraufhin einige Monate nicht mehr. Doch im Hintergrund arbeitet er an einem ganz besonderen Track und holt R’n’B-Sängerin Rihanna dafür mit ins Boot. Sie verleiht dem Titel ihre unverwechselbare Stimme. In Kombination mit einer lässigen Gitarrenmelodie sowie dezenten Bass- und Orgel-Sounds hebt sich FourFiveSeconds deutlich von früheren Hits der Künstlerin ab. Statt opulenter Produktion brilliert hier Rihannas raue, verletzliche Stimme. Es ist diese Einfachheit, die den Song so außergewöhnlich intensiv klingen lässt.
Als der Song wieder bei McCartney ankommt, ist er irritiert: Ja, ein schöner Track – aber er ist darauf doch gar nicht zu hören? Oder doch? Irgendwann macht es Klick. Tatsächlich handelt es sich bei dem zentralen Akustikgitarren-Riff um sein Werk. Doch das ist nun, ebenso wie Pauls Quietscheentchen-Stimme im Hintergrund, beschleunigt und somit verfremdet worden. Definitiv eine ungewöhnliche Arbeitsweise, aber McCartney ist dennoch zufrieden mit dem Ergebnis: „Ich empfinde es als Privileg, dass [Kanye und Rihanna] denken, ich sei ihrer Welt würdig“, erklärt der Künstler im GQ-Interview.
Kreativer Genre-Spagat
Heraus kommt zum Schluss ein Titel, der die Genres sprengt: Bei FourFiveSeconds trifft Pop auf R’n’B und Folk; Wests Vorliebe für unkonventionelle Arrangements verschmilzt McCartneys klassische Sensibilität und Rihannas souliger Intimität.
Visuell untermalt wird dieses akustische Kunstwerk von einem minimalistischen Musikvideo der niederländischen Modefotograf:innen Inez und Vinoodh. Der Schwarz-Weiß-Clip zeigt das Trio in Denim-Looks vor einem schlichten Hintergrund und lenkt den Fokus so auf die Emotionen der Performance. Die in den Lyrics versteckte, innere Zerrissenheit zwischen drohendem Kontrollverlust und der Stärke, weiterzumachen, nimmt man vor allem Rihanna ab.
Ein unerwartetes Dream-Team
Am 21. Januar 2015 spielt Kanye West den Song beim iHeartMedia Music Summit erstmals einem kleinen Publikum vor. Schon hier bezeichnet Billboard den noch unbenannten Titel als Akustik-Song mit „großem, klangvollen Refrain und einer starken Hook“. Als der Rest der Welt den Track drei Tage später ebenfalls zu hören bekommt, ist er gleichermaßen begeistert: FourFiveSeconds steigt global in die Top 10 der Charts ein, erreicht unter anderem Platz 4 in den USA sowie Platz 3 in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Kanada. Für Platz eins reicht es unter anderem in Australien, Neuseeland und Schweden.
Insgesamt fährt der Song 41 Mal Platin und drei Mal Gold ein. Für McCartney wird es der größte Hit seit 32 Jahren, für Rihanna der 26. Top-Ten-Hit in den Charts. Mut zur Einfachheit wird eben manchmal belohnt.