Mit seinem fünften Album Diversity löst Gentleman am 16. April 2010 ein, was der Titel der Platte verspricht: Vielfalt – musikalisch, kulturell und menschlich. Die Inspiration für die abwechslungsreiche Veröffentlichung liefert das jamaikanische Radio. Doch die Message auf Diversity ist eine globale.
Vier Alben hat Gentleman bereits im Rücken, als er mit der Arbeit an seiner fünften Platte Diversity beginnt. Er gilt nicht nur in der Heimat als Reggae-Virtuose; auch in der karibischen Wiege des Genres konnte er sich Respekt erarbeiten. Sein nächstes Ziel: noch internationaler auftreten. Für ihn ist Reggae ein weltweites Netzwerk – getragen von einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig Kraft spendet.
Diversity im Circle Store:
Doch nicht alles ist damals eitel Sonnenschein in der Welt der jamaikanischen Musik: Immer wieder geraten Reggae-Künstler wie Sizzla durch homophobe Äußerungen in die Kritik. Gentleman zeigt sich im Interview mit der taz um Differenzierung bemüht. Er distanziert sich klar von jeglicher Homophobie, betont aber auch, dass man es in Jamaika mit einer anderen kulturellen Prägung zu tun habe und dass es die Weißen gewesen seien, die die Bibel und die darin nachlesbare Ablehnung Homosexueller nach Jamaika gebracht hätten. Anders (frei) formuliert: „Kommt mal von eurem hohen Ross runter.“
Diversity: Gentlemans fünftes Album
Was Gentleman mit seinen Äußerungen vor allem verdeutlichen möchte, auch wenn sie für manche etwas schief klingen: Reggae ist keine Musik des Hasses, nur weil sich manche Artists homophob äußern. Er möchte nicht, dass alle Künstler:innen über einen Kamm geschert werden, sondern dass die Vielfalt des Genres im Vordergrund steht, genau wie er im Leben für Vielfalt plädiert. Diversity, das ist für ihn der Dialog miteinander, das Finden eines gemeinsamen Nenners in der Unterschiedlichkeit – und genau darum geht es auch auf dem Album.
Da wäre zum Beispiel der Track Regardless, in dem Gentleman singt: „Why don’t you live as one / Regardless where you from“. Gentleman möchte Ähnlichkeiten finden, statt Gegensätze zu betonen. Auch in musikalischer Hinsicht setzt der Kölner auf Facettenreichtum und verschiedene Einflüsse, wie er 2010 in einem Interview mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung verrät:
„Reggae ist breit gefächert und kann auch elektronisch oder technoid sein, balladig oder hip-hoppiger. Diese Musik ist in sich vielfältig.“
Kreativ unter der karibischen Sonne
Für die Produktion der Platte reist Gentleman für vier Monate nach Jamaika. „Ich wollte kein Album machen“, erklärt er im Interview, „sondern einfach Musik aufnehmen und mich frei fühlen.“ Und tatsächlich gerät Gentlemans Fünfte so abwechslungsreich wie kaum eine seiner Veröffentlichungen zuvor. Reggae, R&B, Pop, Soul, lateinamerikanische Sounds: Der Musiker lässt alles in die Platte einfließen, worauf er gerade Lust hat und schafft daraus ein großes, in sich stimmiges Gesamtkunstwerk.
Eine wichtige Inspirationsquelle: Jamaikas Radiosender. „Da gibt es Europop/Dancefloor-Nummern, natürlich klassische Roots-Klänge, Musik mit einem Hauch von Hip-Hop, Dub-Elemente, Balladen, R&B. Und das alles ist Reggae!“, erklärt er im Interview mit Deutsche Welle. Was man dem Kölner damals wie heute vorwerfen kann, wenn man möchte: Gentleman klingt wie Gentleman. Aber hey, AC/DC klingen auch wie AC/DC und das ist ein ganz schön aussagekräftiges Markenzeichen.
Mit Vielfalt zum Erfolg
Als Diversity am 16. April erscheint, sind viele Augen auf Gentleman gerichtet. Er hatte im Vorfeld des Albums sein Team neu sortiert und den Sprung zu einem Majorlabel gewagt. Beides wird belohnt: mit Platz eins in den deutschen Albumcharts und mehr als 100.000 verkauften Einheiten. Der Sprung auf die große internationale Bühne gelingt ihm auch dieses Mal nicht – doch Gentleman bringt die internationale Vielfalt gekonnt nach Deutschland.