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Foto: Lynn Goldsmith/Corbis/VCG via Getty Images

Jam Master Jay von Run-D.M.C.: Sein Style, sein Sound

Gemeinsam mit Run-D.M.C. läutete er das zweite Hip-Hop-Zeitalter ein. Bis heute bleibt sein modischer Einfluss überall sichtbar. Jam Master Jay hat eine gesamte Jugendkultur geprägt, wie nur wenige vor und nach ihm. Lest hier, was die Stadt New York City, Rick Rubin und Aerosmith damit zu tun haben.

Chaos in New York City

Zu Beginn der Achtziger brodelt es gewaltig in New York City. Die Stadt erholt sich damals von einem ihrer Tiefpunkte; in den Siebzigern hatten Morde, Raube und Brände den schlechten Zustand der Metropole gnadenlos offenbart. Inmitten dieses Chaos wächst Jason William Mizell auf. Am 21. Januar 1965 in Brooklyn zur Welt gekommen, erlebt er den Zerfall seiner Heimatstadt aus nächster Nähe mit. 1975 zieht er mit seiner Familie nach Hollis in Queens, wo schneller Reichtum oft nur via Drogenhandel erreichbar ist. Doch Mizell wählt einen anderen Weg: Seine Leidenschaft gilt der Musik. Das soll er nur wenig später der ganzen Welt beweisen — als Jam Master Jay, DJ der legendären Hip-Hop-Gruppe Run-D.M.C

Jam Master Jay: Sein Sound, sein Vermächtnis

Gemeinsam mit Joseph „Run“ Simmons und Darryl „DMC“ McDaniels prägt Jam Master Jay als Pionier die zweite große Welle des Hip-Hop. Hatten die Genre-Gründerväter wie Kool DJ Herc, Afrikaa Bambaata und Grandmaster Flash noch Soul-, Reggae- und Funk-Platten gesampelt und mit einfachen elektronischen Beats hantiert, heben Jam Master Jay und Run-D.M.C. das Ganze auf ein neues Level. Drum-Computer, Rock-Einflüsse, rhythmisches Scratching: Die New Yorker läuten damals ein neues Zeitalter ein und verändern das Genre für immer, gemeinsam mit Kollegen wie LL Cool J. „Jay war der Architekt des Hip-Hop“, erklärt MC Fredro Starr von der Hardcore-Rap-Truppe Onyx in einem Interview.

Zu den größten Hits von Run-D.M.C. zählt eine Neuaufnahme des Aerosmith-Songs Walk This Way mit Steven Tyler und Joey Perry. Rick Rubin, dem Produzenten der jungen Rapper, fällt damals auf, dass Jam Master Jay den Anfang der Aerosmith-Nummer auf Konzerten abspielt, damit seine beiden Bandkollegen darüber rappen können. Jam Master Jay schlägt vor, dass sich die Hip-Hopper und die Rocker für einen gemeinsamen Track zusammentun. Die beiden MCs Run und DMC halten davon zunächst nicht so viel und bezeichnen die Lyrics von Walk This Way als „Hinterwäldler-Kauderwelsch“. Doch Jam Master Jay findet Gefallen an der Idee, sodass es schließlich zu ihrer Umsetzung kommt. Das Ergebnis: der erste Rock-Rap-Song der Musikgeschichte.

Jam Master Jay und die Mode

Auch in modischer Hinsicht prägen Jam Master Jay und Run-D.M.C. den Hip-Hop. Sie orientieren sich am Stil der wohlhabenden Drogendealer in Queens, tragen Sonnenbrillen, auffällige Goldketten, Fedorahüte und Pelzmäntel. Sportklamotten und Sneaker stehen bei Jay ebenfalls hoch im Kurs. Jam Master Jay pflegt sogar Kontakte zu Modelabels wie Walker Wear, zu deren ersten prominenten Kunden er zählt. Später entdecken auch Naughty By Nature, Snoop Dogg und Boxlegende Mike Tyson die Bekleidungsmarke für sich. Der Sneaker-Brand Adidas widmen Run-D.M.C. im Jahr 1986 einen eigenen Track: My Adidas. Noch heute sind die modischen Einflüsse von Jam Master Jay und Run-D.M.C. auf die Hip-Hop-Kultur überall erkennbar.

Sieben Alben veröffentlichen Run-D.M.C. von 1984 bis 2001. Doch während sich Jam Master Jay in jungen Jahren von Drogengeschäften ferngehalten hatte, stapeln sich im Erwachsenenalter einige größere Rechnungen bei ihm und er muss auf die Schnelle Geld beschaffen. Vollständig geklärt ist der Fall noch nicht, doch einigen Quellen zufolge soll Jam Master Jay zu Beginn der Nullerjahre in Kokaingeschäfte verwickelt sein. Weil er seinen „Geschäftspartnern“ Geld schuldig bleibt, wird er am 30. Oktober 2002 in seinem Aufnahmestudio in Queens erschossen. Es ist das viel zu frühe Ende einer Musiklegende, ohne die der Hip-Hop heute möglicherweise völlig anders aussähe — im übertragenen Sinne, aber auch im buchstäblichen.

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