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Zeitsprung: Am 29.4.1985 erscheint „Mr. Bad Guy“ von Freddie Mercury.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 29.4.1985.

von Timon Menge und Christof Leim

Zu Beginn der Achtziger werden Queen poppiger, doch Frontmann Freddie Mercury reicht das noch nicht. 1983 nimmt er die Arbeit an seinem ersten und einzigen Soloalbum Mr. Bad Guy auf. Am 29. April 1985 erscheint die Platte — und verschafft Queen einen kräftigen Schub.

Hier könnt ihr euch Mr. Bad Guy anhören:

Während der Siebziger vermerken Queen auf den Hüllen ihrer Platten noch: „Keine Synthesizer!“ Das ändert sich zu Beginn der nächsten Dekade. Auch wenn die Aussage eigentlich nur darauf hinweisen sollte, dass bei den vielschichtigen Gitarrensoli nicht mit dem Synthesizer nachgeholfen wurde, entdecken die Briten die elektronische Wunderkiste dann doch für sich. Mit The Game (1980) geht’s los, auch Hot Space (1982) unterscheidet sich deutlich von den bisherigen Werken. Doch Frontmann Freddie Mercury hat sich noch nicht ausgetobt.

Mr. Freddie Mercury im Jahr 1985. Foto: Koh Hasebe/Shinko Music/Getty Images

„Ich wollte viele verschiedene Musikstile ausprobieren.“

Im Frühjahr 1983 nimmt der Berufscharismatiker die Arbeit an seiner ersten und einzigen Soloplatte auf. „Die Ideen sind nur so aus mir herausgesprudelt“, verrät er später in einem Interview. „Ich wollte viele verschiedene Musikstile ausprobieren, was mit Queen aber nicht möglich war.“ Auf seinem eigenen Album widmet sich Mercury vor allem der Disco- und Popmusik. Er nimmt sogar einige Songs mit Michael Jackson auf, von denen nur einer veröffentlicht wird — fast 30 Jahre später. Die offizielle Begründung für den Aufschub: Zeitprobleme. Inoffiziell soll Mercury ein Problem mit Jacksons Hauslama (ja, Hauslama) gehabt haben; Jackson mit Mercurys Drogenkonsum.

Die Songs schreibt der Queen-Frontmann komplett im Alleingang. Außerdem singt er sie, spielt das Klavier und den Synthesizer, arrangiert die Instrumentierung und legt auch bei der Produktion kräftig Hand an. Ob die Tanznummer Let’s Turn It On, die erste Single I Was Born To Love You oder die Klassiker There Must Be More Than Life To This und der Titeltrack: Bei seinem Soloausflug lässt Perfektionist Mercury nichts anbrennen. Deshalb vermeidet er es auch, seine Queen-Kollegen um ihre Mithilfe zu bitten. Das sei gar nicht so leicht gewesen, räumt er später ein. In den Liner Notes dankt er Brian May, Roger Taylor und John Deacon sogar dafür, dass sie sich nicht eingemischt haben. Außerdem widmet er die Platte seiner Katze Jerry und allen Katzenliebhabern auf der Welt.

Neue Leidenschaft im Hause Queen

Der kommerzielle Erfolg von Mr. Bad Guy hält sich in Grenzen. Zwar gehen mehr als 100.000 Exemplare über die Ladentheke und verschaffen Mercury eine weitere goldene Schallplatte, doch an die Queen-Maßstäbe kommt das natürlich nicht heran. Muss es auch gar nicht, den Mercury prophezeit schon vorher, dass sein Alleingang seine Hauptband beflügeln werde. Und genau so kommt es dann auch. Wenige Monate nach der Veröffentlichung von Mr. Bad Guy spielen Queen ihren legendären Auftritt im Wembley Stadium. Kurz danach zeigen sie bei Live Aid der ganzen Welt: Queen sind stärker denn je.