Raising Sand - Rock trifft Bluegrass
2007 wartete ohne Zweifel mit einem der turbulentesten Jahresabschlüsse in der Karriere von Robert Plant auf: Raising Sand erblickte am 08.11. das Licht der Welt und gut einen Monat später stand der charismatische Sänger erstmalig seit 1980 mit seinen ehemaligen Kollegen Jimmy Page und John Paul Jones gemeinsam als Led Zeppelin auf einer Bühne. Als Fan stellte sich bei dieser Kombination aus Plant‘s Projekt mit Alison Krauss und den gleichzeitigen Gerüchten um eine dauerhafte Reunion des bleiernen Zeppelins automatisch die Frage, welche der beiden Weggabelungen Robert beschreiten würde. Raising Sand strahlte so viel Wärme, Gelassenheit und Liebe zur Musik aus. Die Wiedervereinigung einer der größten Rockbands der Musikgeschichte wirkte dagegen wie Godzilla, der gerade Tokyo pulverisierte.
Robert Plant, Alison KraussDie vier Wochen zwischen der Veröffentlichung von Raising Sand (welches Plant und Krauss mit über 112.000 verkauften Einheiten Platz 2 der Billboard 200 und die damit einhergehende höchste Chartplatzierung ihrer Solokarrieren bescherte) und dem Tribute Konzert zu Ehren des 2006 verstorbenen Alantic Records Gründers und Led Zeppelin Mitentdeckers Ahmet Ertegün zauberten ein ungewöhnliches musikalisches Knistern in den Winter 2007. Das Gespann Robert Plant/Alison Krauss schickten mit Gone Gone Gone (Done Move On) die erste Single von Raising Sand ins Rennen, gaben Interviews und wurden von der Fachpresse als heiße Anwärter für diverse Preise bei den im Februar 2008 folgenden 50. Grammy Awards gehandelt.
Alison Krauss, Robert PlantEine unglaubliche Erfolgsgeschichte
Raising Sand war nicht nur die Kollaboration eines der größten Rocksängers des Planeten mit der Königin des Bluegrass sondern eines der brillantesten und gleichzeitige das allumfassendste Americana Album der Musikgeschichte. Robert und Alison zauberten eine Melange aus Roots Rock, Folk, Country und Bluegrass, die so ungezwungen, echt und leidenschaftlich aus den Boxen flog, als hätte es so etwas wie Genres nie gegeben. Dann stand der 10.12. im Kalender und die Rock'n'Roll Welt hielt den Atem an. Zep‘s Performance in der Londoner O2 Arena begeisterte sowohl Kritiker wie die aus 20.000.000 ausgelosten 20.000 glücklichen Fans gleichermaßen. Angefeuert von diesem fulminanten Comeback ließ Zep Mastermind Jimmy Page verlauten, dass er, John Paul Jones und Jason Bonham (der Sohn des am 05.09.1980 verstorbenen Schlagzeugers John „Bonzo“ Bonham) bereit seien, auf eine ausgedehnte Led Zeppelin World Tour aufzubrechen. Ein klare Absage erntete das Trio jedoch von Robert Plant, der von einer Reunion mit seinen ehemaligen Kollegen nichts wissen wollte (und sich bis zum heutigen Tag dagegen ausspricht).
Robert PlantPlant‘s Antihaltung sollte neben dem großartigen Verkaufsstart von Raising Sand bei den Grammys seine zweite Bestätigung finden: Gone Gone Gone (Done Move On) gewann „Best Pop Collaboration With Vocals“ und keine drei Wochen nach den Awards überzog die RIAA (Recording Industry Association of America) Raising Sand mit Platin. Um seinen Standpunkt zu untermauern startete Robert zusammen mit Alison im April 2008 auf eine ausgedehnte Tour, die sie quer durch Nordamerika und Europa führte. Nach der Konzertreise neigte sich das Jahr dem Ende und Raising Sand stand auch bei den 51. Grammy Awards hoch im Kurs. Dieses Mal sollte es sage und schreibe fünf Auszeichnungen erhalten - eine davon die Höchste von Allen: „Album Of The Year“!
In der Retrospektive betrachtet ist das von T-Bone Burnett (welcher Krauss mit dem Soundtrack zu O Brother Where Art Thou bereits im Jahr 2000 in Deutschland Kultstatus bescherte) fantastisch produzierte Raising Sand nicht nur ein hervorragende Platte, sondern das Sinnbild der Selbstbestimmung einer Legende! Im Team mit Alison Krauss und Burnett gelang es Robert Plant seine eigene Solokarriere auf einem noch höheren Level zu manifestieren. Gleichzeitig stellte der 1948 geborene Sänger unter Beweis, dass man nach einer langen, erfolgreichen Karriere keinesfalls zu einem Nostalgieact mutieren muss, sondern genau so relevante Musik wie zu Zeiten des selbstbetitelten Led Zeppelin Debüts 1969 kreieren kann.
Text: Chris Franzkowiak