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Foto: Wendy Redfern/Redferns/Getty Images

Neue Vokabeln für Beach House: „Teen Dream“ 15 Jahre später

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Vor 15 Jahren fokussierten Beach House ihren Sound mit Teen Dream: ein magisches, nostalgisches Album, das den modernen Dream Pop nachhaltig prägte.

Teen Dream ist das dritte Werk von Beach House und bedeutete für die Mitglieder Victoria Legrand und Alex Scally einen Schritt in größere Dimensionen, unter anderem in Sachen Budget. Das Dream-Pop-Duo verließ das Indie-Label Carpark Records und wechselte zu Sub Pop. Während die ersten beiden Alben noch minimalistisch produziert waren, entstand das dritte Werk zum ersten Mal in einem großen Studio: Die Dreamland Studios in Hurley, New York tragen eine besondere Atmosphäre in sich, da sie in eine alte Kirche hineingebaut wurden.

Zum anderen klingt Teen Dream schlicht größer, bunter und direkter. Die Instrumente blieben zwar gleich und die Arrangements waren auch nicht voller als zuvor. Aber statt auf der Suche nach Atmosphäre alles in Hall zu ertränken, konzentrierte sich das Duo auf die Funktion, die jedes Instrument erfüllt. So wirkt der Sound fokussierter und – wie Legrand es ausdrückt – erweitert es das Vokabular, das man für Beach House verwenden konnte. „Menschen sollen andere Wörter zum Beschreiben benutzen als ‚träge‘ oder ‚schläfrig‘. Für dieses Album gibt es viel mehr Wörter, finde ich. ‚Sex‘ zum Beispiel“, erklärte sie Alternative Music.

Weiter erläuterte sie den stilistischen Wandel: „Es gibt unterschiedlichere Rhythmen, neue Emotionen, mehr Dynamik. […] Es fühlt sich näher an, körperlicher, intimer; es ist nicht so ein flüchtiges Album. Ich habe ‚Sex‘ gesagt, weil Silver Soul ein sehr sexueller Song ist; ein düsterer, intensiver, bewegender Song. Ich hätte aber genauso gut ‚Hoffnung‘ sagen können. Es gibt mehr große, kräftige Wörter, die man mit diesem Album in Zusammenhang bringen könnte. Es trägt viel mehr Leben in sich.“

Der erwähnte Song, Silver Soul, ist wahrscheinlich der bekannteste des Albums. Auch, weil er das zentrale Sample in Kendrick Lamars Money Trees bildet. Aber egal, ob im Kontext von Lamars Geschichte auf good kid, m.A.A.d city oder in der verträumten Welt von Teen Dream, das Intro aus simpler Gitarre, Orgelakkorden und einem Chor aus vielen kleinen Victoria Legrands ist schlicht magisch und nostalgisch.

Jung und leidenschaftlich

Nostalgie ist ohnehin ein Gefühl, das bei Beach House und insbesondere auf Teen Dream vorherrscht. Der Albumtitel war eine Zusammenfassung der Atmosphäre während der Entstehung des Albums: jung, leidenschaftlich, irrational, schwer zu greifen. In vielen der Songs singt Legrand über Zeit und Vergänglichkeit, auch im Bezug auf Liebe. Walk In The Park etwa setzt sich mit dem leeren Gefühl nach dem Ende einer Beziehung auseinander. „The face that you saw in the door isn't looking at you anymore / The name that you call in its place isn't waiting for your embrace“, der Schmerz klingt in jeder Note nach. Mit einer stumpfen Aktivität wie einem Spaziergang im Park hofft man, das Geschehene zu verarbeiten, aber es kehrt immer wieder die Gewissheit ein, dass man nur durch Zeit seinen Frieden damit finden kann.

Auch das epische 10 Mile Stereo enthält eine von Legrands stärksten Metaphern: „The heart is a stone and this is a stone that we throw“. Durch Schmerz in der Vergangenheit ist das Herz mittlerweile versteinert. Auf der Suche nach Liebe kann man sein Herz werfen, wohin man will. Aber das ist gleichzeitig ein Steinwurf: Man kann damit andere treffen und verletzen; genau so gut könnte der Stein auf dem Boden aufprallen und zerbrechen.

Kräftige Bilder

Songs wie Norway und Zebra überzeugen durch die impressionistische Ader des Duos. Ersterer entstand auf einer Reise durch Norwegen und sollte musikalisch die eindrucksvollen Landschaften widerspiegeln – erfolgreich: Elemente wie die sich konstant verstimmende Gitarre in der Strophe oder die Cocteau-Twins-ähnlichen Backing Vocals bauen einen der schönsten Momente auf einem Album, denen es an solchen nicht mangelt.

Zebra wiederum wurde um Scallys Gitarrenriff gebaut, das bei Legrand sofort ein Bild hervorrief: „Das Bild eines Zebras kam mir immer wieder; wie sich diese Muster überkreuzen. Das kommt aus der Musik und die Musik entfacht etwas in meinem Kopf und in meiner visuellen Vorstellungskraft“, reflektierte sie gegenüber KEXP. Daraus spann sie dann Lyrics über einen Menschen, der nie sein wahres Selbst zeigt, sondern immer zwischen Schwarz und Weiß gefangen ist. Dieses Muster einer Zebraherde sieht man bei genauem Hinsehen auch auf dem Albumcover.

Der Anfang des Traums

Mit seiner sehnsüchtigen Atmosphäre, introspektiven Texten und dem malerischen Sound wurde Teen Dream so zu einem der definierenden Werke des modernen Dream Pop, an dem sich viele kommende Artists orientieren würden. Beach House blieben ihrem typischen Stil, den sie damit manifestierten, zwar stets treu. Auf späteren Alben wie 7 merkte man aber auch, dass sie ihren Sound erweiterten und sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhten.

Denn, wie Victoria Legrand im Interview mit Alternative Music damals erklärte: „Die Leute sagen, dass Teen Dream unser Durchbruch wird, aber ich freue mich einfach, dass sich überhaupt jemand für uns interessiert. […] Ich will nicht sagen, dass 2010 unser Jahr wird, ich hoffe nur, dass es ein weiteres Jahr wird, in dem wir gute Arbeit verrichten. Ich will nicht durch dieses Jahr definiert werden, ich will, dass es ein Anfang ist.“

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