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Foto: Kevin Cummins/Getty Images

Zeitsprung: Am 22.11.1979 kehren Queen mit der „Crazy Tour“ zurück in die Clubs.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 22.11.1979.

von Victoria Schaffrath und Christof Leim

Eigentlich füllen Queen 1979 die ganz großen Hallen. Doch nach einer anstrengenden Runde um die Welt und schlechten Kritiken machen die Musiker eine Kehrtwende und spielen lieber in den kleineren Läden Großbritanniens. Am 22. November 1979 geht die Crazy Tour los. Und im heutigen Zeitsprung forschen wir nach, ob die Tour wirklich so „crazy“ war oder vielleicht genau zum richtigen Zeitpunkt kam.

Hört hier in Live Killers rein, das kurz vor der Crazy Tour entstand: 

November 1979, die Siebziger neigen sich dem Ende zu. Eine der weltweit erfolgreichsten Bands des Jahrzehnts: Queen. Die Briten stecken mitten in der globalen Arenatour zum Album Jazz. Sowohl der Langspieler als auch die Tour lassen jedoch vermuten, dass bei den Königinnen ein wenig die Luft entweicht. Anstatt sich eine Pause zu gönnen, geben Freddie MercuryBrian MayRoger Taylor und Deacon allerdings Knallgas. In München nehmen sie den nächsten Hit auf: Crazy Little Thing Called Love entsteht innerhalb von zehn Minuten im Badezimmer von Mercurys Suite. Queen geben nicht klein bei und wollen das der Welt beweisen.

„Downsizing“ mal anders

Doch die Stimmbänder ihres Ausnahmesängers genesen nach den Strapazen der bisherigen Touretappen leider nur langsam. Zudem werden die vier das Gefühl nicht los, dass der Kontakt zu den Fans bei den großen Hallen etwas auf der Strecke bleibt. Das Quartett entscheidet sich, zu seinen Wurzeln zurückzukehren und etwas „Verrücktes“ zu versuchen: Man setzt für den Teil der Tournee, der auf die britischen Inseln führt, 20 kuschelige Clubtermine an und nennt sie Crazy Tour. Am 22. November 1979 fällt in Dublin der Startschuss für einige der besten Konzerte der Gruppe, glaubt man ihren Fans. 

In London spielen Queen auf der „Crazy Tour“ gleich siebenmal.

Die aktuelle Singleveröffentlichung Crazy Little Thing Called Love schafft es dabei an den meisten Abenden auf die Setlist. Hier legt sich Mercury auf der Bühne das erste Mal die Gitarre um und begleitet die Rockabilly-Nummer wie schon im Studio auf dem Sechssaiter. Auch Brian May feiert Instrumenten-Premiere: Für die von ihm geschrieben Ballade Save Me, die auf dem nächsten Album The Game erscheinen soll, wagt er sich hinter das Klavier. Insgesamt brilliert die Band besonders durch die genesene Stimme ihres Frontmannes.

Der königliche Backstage-Pass…

Was nicht passt, wird passend gemacht

Gleich beim dritten Termin gibt es aber technische Probleme: Die spezielle Beleuchtungsanlage, die die Band nutzt, macht Probleme und verursacht eine zweistündige Verspätung. Die Vorrichtung, die Queen sonst auch für ihre größeren Shows nutzt, nennen Crew, Musiker und Fans liebevoll den „Pizza Oven“ (zu deutsch „Pizzaofen“), da von ihr eine enorme Hitze ausgeht. Zu sehen ist das Ding etwa auf dem Cover zur Live Killers. Sieht gut aus, passt aber nicht immer: Das Tottenham Mayfair in London etwa erweist sich als zu klein, um den „Ofen“ überhaupt beherbergen zu können. So muss sich Roger Taylor mit ein paar Spots arrangieren, die um sein Schlagzeug herum aufgebaut werden. Und nach der Crazy Tour kommt die Konstruktion größtenteils auf das Abstellgleis.

Das Cover zur Live-Platte „Live Killers“, die während der „Jazz Tour“ entstand. Bei den Aufnahmen wurde ebenfalls der „Pizza Oven“ verwendet.

Von den eigenen Werken abgesehen spielen Queen auch Cover wie Jailhouse Rock von Elvis, das weihnachtliche Silent Night (Stille Nacht) oder die irische Waise Danny Boy. Dieser Fan-Service bleibt nicht unbemerkt, auch Jahre später loben die Fans die persönliche Atmosphäre der Auftritte.

Die „Royals“ nah beim Volk

Ein wenig verrückt: Don’t Stop Me Now, das wir heute als Klassiker des Queen-Katalogs betrachten, erlebt während des finalen Konzerts der Tour am 26.12. im Londoner Hammersmith Odeon seine vorerst letzte Livevorführung. Aber wirklich „Crazy“ ist die Tour aber alleine schon dadurch, dass Queen, die an diesem Punkt ihrer Karriere zweifelsohne jede Halle ausverkaufen konnten, eine Clubtour zugunsten ihrer Fans zwischengeschoben haben. 

https://www.udiscover-music.de/popkultur/zeitsprung-am-16-5-1974-mussen-queen-wegen-brian-may-ihre-erste-us-tour-abbrechen