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Foto: Poster

Zeitsprung: Am 13.6.1980 kommt Meat Loaf ins Kino – als „Roadie“.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 13.6.1980.

von Matthias Breusch und Christof Leim

Der Bat Out Of Hell-Superstar in der Hauptrolle: Im Slapstick-Film Roadie wird Meat Loaf 1980 als Weltmeister der Bühnentechnik gefeiert. Am 13. Juni 1980 kommt der Film ins Kino.

Hier könnt ihr die Songs aus dem Film-Soundtrack hören:

Hinter den schönen bunten Kulissen des Schaugeschäfts liegt die Welt der Roadcrews, hart arbeitender und schlecht bezahlter Techniker (und Technikerinnen) für Bühnenbau, Instrumente, Sound, Transport und so weiter, die für wenig Geld und mit wenig Schlaf monatelang mit dem Bandzirkus von einem Nest zum nächsten ziehen. An jedem neuen Ort warten kalte Pizza, lauwarme Duschen und haufenweise brennende Probleme.

Vom Hinterwald auf die große Bühne

Es dauert in den Siebzigern nicht lange, bis auch die Filmwelt dieses Thema für sich entdeckt. Unter dem Motto „Bands make it rock, but the roadies let it roll“ eignet es sich zudem perfekt als Vehikel für allerlei Einlagen von Stars, die entweder im Bild auftauchen oder im Soundtrack zu hören sind. 

Kaki Hunter alias Lola Bouillabaisse und Meat Loaf alias Travis C. Redfish begießen ihre Freundschaft - Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

1979 wird Regisseur Alan Rudolph, zuvor Assistent von Regiegenie Robert Altman, mit dem Projekt betraut. Thema: Ein Hobby-Bastler aus dem Hinterwald schafft es als Tüftler „on the road“ bis auf die Bühne von New Yorks Konzerttempel Madison Square Garden. Dass Rudolph neben seinem eigenen Skript gleich drei weitere Drehbuchschreiber zur Seite gestellt bekommt, zerfusselt die Grundidee jedoch ein wenig. 

Erfolgreicher Holzhacker-Humor

Für die Hauptrolle des Underdogs wird Meat Loaf gewonnen, der 1975 bereits als Eddie eine Nebenfigur im Kultfilm The Rocky Horror Picture Show gespielt hat. Als Sänger von Jim Steinmans und Todd Rundgrens Meisterwerk Bat Out Of Hell gelingt es ihm 1977, aus dem Schatten zum Weltstar aufzusteigen; trotz jahrelanger massiver Ablehnung durch die Musikindustrie avanciert das Werk zu einer der erfolgreichsten Rockplatten aller Zeiten. Meat Loaf tritt in Roadie allerdings nicht als Sänger auf, sondern bleibt konsequent in seiner Rolle. 

Am Ende steht ein aus etlichen Mini-Episoden bestehender Roadmovie mit reichlich Holzhacker-Humor, typisch für Produktionen dieser Ära. Die Studios dürfte er glücklich gemacht haben: Alleine in den USA werden für mehr als vier Millionen Dollar Tickets verkauft. 

137 LKW-Batterien

Die Story fällt simpel aus: Meat Loaf alias Travis W. Redfish kutschiert einen Bierlaster durch Amerikas staubige Weiten. Glücklicherweise ist das Gebräu einer texanischen Marke auf der Ladefläche sein Lieblingsbier, weshalb er selbst mindestens so viele Hektoliter Gerstentee schluckt wie sein Truck Diesel.  Auf einer seiner Lieferfahrten hilft er einer am Straßenrand gestrandeten Rockband auf die Beine und verliebt sich in deren Groupie Lola Bouillabaisse. Die Geschichte der beiden hält den Streifen zusammen. Lola ist allerdings vollkommen vernarrt in Alice Cooper, und Travis sorgt dafür, dass sie den Meister des Schock-Rocks am Ende der gemeinsamen Reise ganz persönlich kennenlernen darf. 

Bis es soweit ist, macht sich der Bierfahrer als Roadie nützlich. Der begeisterte Hobby-Erfinder löst selbst die unfassbarsten technischen Probleme und wird auf dem Weg zum Happy End als „bester Roadie der Welt“ gefeiert. Höhepunkt seiner Tätigkeit: Er rettet einen Auftritt von Debbie Harrys Band Blondie auf einem Open Air, indem er bei Stromausfall 137 LKW-Batterien miteinander verkabelt, ohne dass die Sicherungen rausfliegen.

Keine Show ohne die Crew

Parallel kommt 1980 ein Soundtrack-Album heraus. Darauf vertreten sind illustre Namen wie Roy Orbison, der auch einen Auftritt im Film hat, Styx und Pat Benatar. Die musikalischen Schwerpunkte liefern Cheap Trick mit der Bastler-Hymne Everything Works If You Let It und Alice Cooper mit dem Straßenfeger Road Rats

Alice Cooper erinnert sich auch Jahrzehnte danach gerne an die Drehtage von Roadie: „Darin steckt weit mehr als Klamauk, weil er den Gedanken aufgreift, dass es ohne die Roadcrew niemals eine Show gibt. Für seine Zeit war es ein echt guter Rock’n’Roll-Film. Meat Loaf und ich sind seither befreundet. Wir haben nie den Kontakt zueinander verloren.“ 

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