Am 12. November 2002 verärgert Paul McCartney mit einem Livealbum nicht nur Beatles-Fans, sondern auch John Lennons Witwe Yoko Ono und seinen Beatles-Kollegen Ringo Starr. Der Grund dafür ist eine gewisse Reihenfolge.
von Markus Brandstetter
Hier könnt ihr Back In The U.S. hören:
Nein, es ist nicht die Reihenfolge der auf Back In The U.S. veröffentlichten Songs, die „Macca“ ordentlich Kritik einbringt, sondern die Reihenfolge der Songwriting-Partnerschaft John Lennon und Paul McCartney. Schließlich war das Prädikat „Lennon/McCartney“ bereits seit Jahrzehnten etabliert – etwas daran zu ändern, kam einem Sakrileg gleich. Anfang der 2000er Jahre fand McCartney aber, dass er durchaus mal als erstes genannt werden könnte — und gab bei 19 auf dem Album enthaltenen Lennon/McCartney-Songs die Credits eben als „Paul McCartney und John Lennon“ an. Für Begeisterung sorgte dies nicht, aber dazu etwas später mehr.
Die Sache mit der Reihenfolge
Es war nicht das erste Mal, dass McCartney die Reihenfolge ändern und sich selbst als erstes gereiht sehen wollte. Bereits 1976 schrieb er die Credits bei fünf Beatles-Songs seines Live-Albums Wings Over America in McCartney/Lennon um. Damals soll es keinen Widerspruch von Lennon oder Yoko Ono gegeben haben.
Nach Lennons tragischem Tod im Jahr 1980 wurde diese Causa allerdings durchaus zum internen Streitpunkt. So wollte McCartney die geänderten Credits bei seinem Song Yesterday (den er alleine schrieb, bei dem allerdings wie gewohnt beide als Autoren genannt werden) etablieren — mit einem Veto von Ono. Daraufhin erklärte McCartney, Lennon und er hätten die Vereinbarung getroffen, dass die Reihenfolge der Credits jederzeit bei künftigen Veröffentlichungen geändert werden kann. 1995 wollte er ebendies das im Rahmen der Beatles Anthology machen — allerdings gab’s da ein Veto seiner Beatles-Bandkollegen George Harrison und Ringo Starr … und es blieb beim Altbewährten.
Yoko war erzürnt, Ringo fand Paul hinterhältig
Dass Paul bei Back in the U.S. die Reihenfolge der Credits nun auf eigene Faust geändert hatte, sorgte für jede Menge Unmut. Yoko Ono zeigte sich ertzürnt, drohte mit einer Klage. Sogar der stets gut gelaunte Ringo war alles andere als happy und bezeichnete die Aktion als „hinterhältig“. McCartneys Änderung dürfte allerdings auch eine Art Antwort an Yoko Ono gewesen sein — denn diese hatte ihn zu jener Zeit aus den Credits des Lennon-Stücks Give Peace A Chance rausgenommen.
Ein kurzer Exkurs in die Songwriting-Partnerschaft Lennon/McCartney
Auf dem ersten Album der Beatles, Please Please Me, wurde das legendärste Songwriter-Duo der Popgeschichte noch als McCartney/Lennon bezeichnet — später drehte sich diese Reihenfolge um und etablierte sich eben als Lennon/McCartney. Es gab wenige Duos in der Musikgeschichte, die sich kreativ so perfekt ergänzten, antrieben und befruchteten wie Paul McCartney und John Lennon. Dies geschah freilich auch aus einem gesunden Gefühl der Konkurrenz heraus. Das Trademark „Lennon/McCartney“ steht auch bei etlichen Songs, die zum Großteil nur von einer der beiden Personen alleine geschrieben wurden. Einige (der zahlreichen) Beispiele dafür sind etwa Yesterday, Lady Madonna oder Let It Be aus der Feder McCartneys sowie Strawberry Fields Forever, Across The Universe oder All You Need Is Love aus der Feder Lennons.
Wie Paul McCartney die Sache heute sieht
Mittlerweile hat Paul McCartney längst Frieden mit der Sache geschlossen. 2003 erklärte er: „Ich bin zufrieden damit, wie es ist und wie es immer war. Lennon und McCartney sind immer noch das Markenzeichen des Rock’n’Roll, auf das ich stolz bin – in der Reihenfolge, in der es immer war“.
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